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Harka der Sohn des Haeuptlings

Harka der Sohn des Haeuptlings

Titel: Harka der Sohn des Haeuptlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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des Pferdes, über die Errettung aus der Gefahr, über seine eigene tollpatschige Schießerei und das Dutzend Pfeile in einem einzigen Büffelrücken!
    Während er jetzt so leicht und gefahrlos dahinflog und die Staubwolke sich verzog, sah er noch einmal den Büffel, den er gejagt hatte. Das Tier galoppierte in aller Gemütlichkeit hinter der Herde her, um diese wieder zu erreichen.
    Harka aber strebte seinen Zelten zu, und so ging jeder dahin, wo er hingehörte. Der Knabe brauchte den Mustang auch jetzt nicht zu lenken. Mit absolut sicherem Instinkt fand das Tier zu der Pferdeherde, die mit gehobenen Köpfen witternd am Bachufer stand.
    Harka wurde mit einem vielstimmigen Gejohle der Jungen Hunde empfangen. Sein Lächeln ging in ein befreiendes Lachen über, bei dem er noch reichlich Staub spuckte. Dann sprang er ab und tauchte in das nicht mehr ganz klare Wasser, um sich die Haut abzuspülen. Dabei erzählte er seinen Gefährten, die ihn auch im Wasser umdrängten, wahrheitsgemäß die Geschichte des gespickten Büffelrückens – die Geschichte seiner ersten Büffeljagd und ihres glücklichen Endes. Die Jungen Hunde um ihn lachten und freuten sich mit ihm.
    Aber noch gab es keine Ruhe. Während die Frauen, die kleinen Kinder und die Alten bei den abgeschlagenen Zelten sitzen blieben, bestiegen die Jungen Hunde wieder ihre Pferde, und diesmal wählte Harka seinen eigenen Schecken als Reittier. Sie ritten gemeinsam aus, in einer langen Reihe wie Krieger, und Harka hielt die Spitze. Die Jungen wollten nach den heimkehrenden Jägern Ausschau halten und sie begrüßen.
    Die Jagd hatte sich über viele Kilometer hingezogen, und die Jäger waren alle zerstreut, denn inmitten der Staubund Sandwolken und der galoppierenden wilden Herde hatte kein Jäger vom anderen etwas wahrgenommen. Die Fährten zeigten, daß die Herde nur mit einer kleinen Flügelgruppe durch das Gehölz am Pferdebach gebrochen war. Die Hauptmasse war nach Nordosten gebogen. Auf ihrem Ritt im leichten Galopp sahen die Jungen schon da und dort erlegte Büffel liegen und erkannten an den Pfeilen sofort, wer jeweils der glückliche Jäger gewesen war. Als sie eine Viertelstunde geritten waren, hatten sie schon die jungen Büffel gefunden, die von den Pfeilen Sonnenregens getötet worden waren. Mit lauten Jubelschreien begrüßte die Schar jedesmal den Erfolg des tapferen Jägers, der trotz seiner Verwundung den Bogen gespannt und einen so großen Jagderfolg gehabt hatte. Bei der Büffeljagd wurde immer wieder möglich, was sonst unmöglich schien. Harka führte weiter. Er brannte darauf, die Büffel zu finden, die sein Vater erlegt hatte! Da und dort ließen sich die Rufe der Krieger vernehmen, die schwarzen Scheitel tauchten zwischen den Bodenwellen auf, das Galoppieren einzelner oder kleiner Gruppen von Pferden war zu vernehmen, und endlich hörten die Jungen auch die Signalpfeife des Häuptlings, der zum Sammeln rief. Harka führte in diese Richtung. Hier – er riß das Pferd zurück – hier lag ein Büffel, den der Pfeil Mattotaupas hinter der Schulter genau ins Herz getroffen hatte! Das war ein Schuß! Harka war voll Stolz. Der Ritt ging weiter.
    Aber auf einmal erschrak Harka und riß am Zügel, so daß sein Tier hochstieg, und die Reiter hinter ihm machten auf die gleiche Weise plötzlich halt.
    Die Jungen waren mit ihren Pferden eben in ein Wiesental eingebogen, als dies geschah. Was hatte Harka erschreckt? Alle spähten nach vorn.
    In der Senke lag ein toter Krieger. Sein Pferd stand trauernd bei ihm. Das Tier kannten die Jungen. Es war das braune Büffelpferd, auf dem Sonnenregen ausgeritten war. Der Krieger lag im Gras, blutig und furchtbar entstellt. Die Büffel waren über den Toten hinweggaloppiert. Neben dem zerquetschten rechten Arm lag der zerbrochene Bogen, die beiden letzten Pfeile waren aus dem Köcher gefallen.
    Die Jungen hielten stumm auf ihren Pferden bei diesem Opfer der großen Jagd. Es geschah oft, daß sich bei der Büffeljagd Unglücksfälle ereigneten; in Wahrheit war sie immer ein Unternehmen auf Leben und Tod.
    Harka drängte seinen Schecken zu dem ledigen trauernden Pferd, streichelte es sanft und nahm dann den Zügel. Ein anderer der Knaben war abgestiegen und suchte bei dem gebrochenen Schädel des Toten die Adlerfeder auf, die mit Blut bespritzt war. Er verständigte sich durch ein kurzes Zeichen mit Harka und ritt dann in der Richtung weiter, in der die Signalpfeife des Häuptlings nochmals ertönte und wo sich die

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