Harry Potter - Gesamtausgabe
erinnern sie mich daran, dass ich ein paar Strafen vergessen habe …«
»Aber warum gehen Sie dann nicht fort? Fliehen?«
»Ein Hauself muss freigelassen werden, Sir. Und die Familie wird Dobby niemals freilassen … Dobby wird der Familie dienen, bis er stirbt, Sir …«
Harry starrte ihn an.
»Und ich dachte, ich hätte ein elendes Los, weil ich noch vier Wochen hier bleiben muss«, sagte er. »Dagegen benehmen sich die Dursleys ja fast menschlich. Kann Ihnen niemand helfen? Ich vielleicht?«
Noch im selben Augenblick hätte sich Harry auf die Zunge beißen mögen. Dobby heulte vor Dankbarkeit auf.
»Bitte«, zischelte Harry angespannt, »bitte, seien Sie still, wenn die Dursleys etwas hören, wenn sie erfahren, dass Sie hier sind –«
»Harry Potter fragt, ob er Dobby helfen kann … Dobby hat von Ihrer Größe gehört, Sir, aber von Ihrer Güte hat er nie erfahren …«
Harry, dem jetzt ganz heiß im Gesicht war, sagte: »Was immer Sie über meine Größe gehört haben, ist völliger Unsinn. Ich bin nicht einmal Jahresbester in Hogwarts, das ist Hermine, sie –« Doch hielt er sofort inne, denn der Gedanke an Hermine schmerzte ihn.
»Harry Potter ist demütig und bescheiden«, sagte Dobby ehrfürchtig und seine kugelrunden Augen erglühten. »Harry Potter spricht nicht von seinem Triumph über Jenen, dessen Name nicht genannt werden darf –«
»Voldemort?«, sagte Harry.
Dobby schlug die Hände gegen seine Fledermausohren und stöhnte: »Aah, sprechen Sie den Namen nicht aus, Sir, nennen Sie nicht den Namen!«
»Tut mir leid«, sagte Harry rasch, »ich weiß, viele Leute mögen das nicht – mein Freund Ron –«
Wieder brach er ab. Auch an Ron zu denken tat weh.
Dobby beugte sich zu Harry herüber, die Augen groß wie Scheinwerfer.
»Dobby ist zu Ohren gekommen«, sagte er mit heiserer Stimme, »dass Harry Potter dem Schwarzen Lord ein zweites Mal begegnet ist, erst vor ein paar Wochen … und dass Harry Potter abermals entkommen ist.«
Harry nickte und in Dobbys Augen glitzerten Tränen.
»Ach, Sir«, stöhnte er und tupfte sich mit einer Ecke seines schmuddeligen Kissenbezugs das Gesicht. »Harry Potter ist kühn und tapfer! Er hat schon so vielen Gefahren die Stirn geboten! Aber Dobby ist gekommen, um Harry Potter zu schützen, um ihn zu warnen, selbst wenn er dafür die Ohren in die Herdklappe klemmen muss … Harry Potter darf nicht nach Hogwarts zurückkehren.«
Stille trat ein, nur unterbrochen vom Klingen der Messer und Gabeln im Esszimmer und dem fernen Dröhnen von Onkel Vernons Stimme.
»W-was?«, stammelte Harry. »Aber ich muss zurück – das Schuljahr beginnt am ersten September. Das ist das Einzige, was mich hier durchhalten lässt. Sie wissen nicht, wie es hier ist. Hier bin ich nicht zu Hause . Ich gehöre in Ihre Welt – nach Hogwarts.«
»Nein, nein, nein«, quiekte Dobby und schüttelte so heftig den Kopf, dass ihm die Ohren ins Gesicht schlackerten. »Harry Potter muss da bleiben, wo er in Sicherheit ist. Er ist zu groß, zu gut, um zu verlieren. Wenn Harry Potter nach Hogwarts zurückgeht, ist er in tödlicher Gefahr.«
»Warum?«, fragte Harry verdutzt.
»Es gibt eine Verschwörung, Harry Potter. Eine Verschwörung mit dem Ziel, dieses Jahr in der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei die schrecklichsten Dinge geschehen zu lassen«, flüsterte Dobby und zitterte plötzlich am ganzen Leib. »Dobby weiß es schon seit Monaten, Sir. Harry Potter darf sich nicht in Gefahr bringen. Er ist zu wichtig, Sir!«
»Was für schreckliche Dinge?«, fragte Harry sofort nach. »Wer steckt dahinter?«
Dobby gab ein seltsam würgendes Geräusch von sich und schlug dann, wie von Sinnen, den Kopf gegen die Wand.
»Na schön!«, rief Harry und packte den Elfen am Arm, um ihn zu beruhigen. »Sie können es nicht sagen, verstehe. Aber warum warnen Sie mich?« Plötzlich kam ihm ein beunruhigender Gedanke. »Warten Sie – das hat doch nichts mit Vol – Verzeihung –, mit Du-weißt-schon-wem zu tun, oder doch? Sie könnten einfach den Kopf schütteln oder nicken«, fügte er hastig hinzu, da Dobbys Kopf sich schon wieder Besorgnis erregend nahe zur Wand hin neigte.
Dobby schüttelte langsam den Kopf.
»Nein – nicht Jener, der nicht genannt werden darf, Sir –«
Dobbys Augen jedoch waren weit aufgerissen und schienen Harry einen Hinweis geben zu wollen. Harry allerdings war vollkommen ratlos.
»Er hat doch keinen Bruder, oder?«
Dobby schüttelte den Kopf und riss die
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