Suenden der Vergangenheit
Prolog
In den Straßen und Gassen, in den düsteren Ecken und auf den großen Plätzen von Sunnydale, Kalifornien, regte sich grausiges Leben in der Dunkelheit. Albtraumhafte Ungeheuer, Dämonen und Vampire und Wesen, die jeder Beschreibung spotteten, schlichen durch die Nacht und belauerten das Licht und das Leben und das Lachen der Bewohner dieser Stadt. Und sie hatten niemanden, der sie beschützte.
Hinter der Tür des Hauses 1630 Revello Drive schauderte Buffy Summers vor Entsetzen. Das einzige Mädchen auf der ganzen Welt, das in der Lage war, die Finsternis zu bekämpfen, war vor Angst wie erstarrt. Buffy schloss die Augen und hoffte, dass er von allein wieder gehen würde. Hoffte, dass das Grauen auf ihrer Eingangsstufe in den Schatten verschwinden würde.
Aber er würde nie weggehen. Sie wusste das. Was er wollte, befand sich innerhalb der Mauern des Summers-Hauses.
Die Holztür in ihrem Rücken erbebte leicht, als er erneut anklopfte, und Buffy zuckte zusammen. Ich glaube nicht, dass ich das ertragen kann, dachte sie mit gesenktem Blick, während sie an ihrer Unterlippe kaute.
»Buffy?«
Sie hob den Kopf und sah ihre beste Freundin an. Willow Rosenberg stand mit verschränkten Armen und strengem Gesicht im Wohnzimmer.
»Lass ihn rein«, mahnte Willow.
»Aber, Will«, protestierte Buffy. »Weißt du nicht mehr, was beim letzten Mal passiert ist?«
Willow sah sie voller Mitgefühl an, zuckte dann aber die Schultern. »Du kannst sie nicht ewig beschützen«, sagte sie.
Mit einem resignierten Seufzer verdrehte Buffy die Augen, wandte sich dann um und entriegelte die Tür. Sie öffnete sie, ein falsches, gezwungenes Lächeln auf dem Gesicht, und sah den Mann auf der Eingangsstufe an. Für einen älteren Herrn sah er gar nicht mal so schlecht aus. Seine braunen Haare waren vielleicht ein wenig zu lang, und sie wiesen hier und da
auch ein paar graue Strähnen auf, aber das war zu erwarten gewesen. Ansonsten war er gut in Form, und wenn er lächelte, so wie jetzt, schienen seine Augen zu funkeln.
»Du musst Buffy sein«, sagte er freundlich und schüttelte ihre Hand. »Ich bin Alan Wickstrom. Ich freue mich, dich endlich kennen zu lernen.«
»Sicher«, brummte Buffy. »Ganz meinerseits.«
Sie trat zur Seite und gab Alan in dem Moment den Weg frei, als ihre Mutter die Treppe herunterkam. Buffy fand, dass ihre Mom noch nie so gut ausgesehen hatte wie jetzt. Ihre Haare waren zur Abwechslung einmal sorgfältig frisiert und sie trug ein leichtes, ärmelloses Baumwollkleid mit burgunderrotem Blumenmuster, das Buffy in der vergangenen Woche für sie ausgesucht hatte. Joyce Summers hatte Bodybuilding gemacht, um ihr Selbstbewusstsein zu stärken, und ihr strahlendes Lächeln war der Beweis dafür, dass es ihr gelungen war.
»Joyce«, flüsterte Alan, »du siehst zauberhaft aus.«
Mrs. Summers tat so, als würde ihr dieses Kompliment nichts bedeuten. »Ich freue mich einfach auf heute Abend«, gestand sie.
»Ich auch«, nickte Alan.
Als Joyce das Ende der Treppe erreicht hatte, gab er ihr einen zaghaften, keuschen Kuss.
Buffy hätte ihn am liebsten gepfählt.
Als Buffy später in dieser Nacht mit Willow und ihrem Freund Xander Harris auf Patrouille war, blieb sie plötzlich mitten auf der Straße stehen und sah Willow flehend an. »Kannst du ihn nicht mit irgendeinem Zauber belegen, sodass er verschwindet?«, fragte sie.
Willow schaute sich unbehaglich um. »Du weißt, dass ich die Magie nicht für derartige Dinge missbrauche«, erwiderte sie. »Außerdem würde ich sagen, dass Alan zu den Normalen gehört. Ich meine, er ist kein Vampir. Er ist kein Dämon. Und auch kein großes, stinkendes Ungeheuer aus der Hölle.«
»Er ist ein Mann«, wandte Buffy ein.
»Nun, das stimmt.«
»Außerdem«, fuhr Buffy fort, »muss er gar kein Dämon sein. Ted war auch keiner.«
»Er ist ganz anders als Ted. Das hast du selbst gesagt«, erinnerte Xander sie. »Zunächst einmal ist er, okay, da wirst du mir wohl zustimmen... keine Maschine.«
Buffy warnte Xander mit einem giftigen Blick davor, diesen Gedankengang fortzusetzen. Klugerweise sagte er kein weiteres Wort. Für mindestens fünf Sekunden.
»Okay, wirf mir ruhig böse Blicke zu, das ist mir ganz egal«, sagte er und hob abwehrend die Hände. »Ich halte von jetzt an den Mund. Ich merke sofort, wenn niemand hören will, was ich zu sagen habe. Nee, ich kann den Mund halten, wenn meine Meinung völlig ignoriert wird. Ich hab’s kapiert, keine Sorge. Deine
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