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Harry Potter - Gesamtausgabe

Harry Potter - Gesamtausgabe

Titel: Harry Potter - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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wissen?«
    Slughorn starrte ihn an und strich mit seinen dicken Fingern gedankenverloren über den Stiel seines Weinglases.
    »Ein Projekt für Verteidigung gegen die dunklen Künste, oder?«
    Aber Harry spürte, dass Slughorn genau wusste, dass dies keine Schularbeit war.
    »Nicht direkt, Sir«, sagte Riddle. »Ich bin beim Lesen auf den Begriff gestoßen und ich habe ihn nicht ganz verstanden.«
    »Nein … nun … Sie werden Schwierigkeiten haben, ein Buch in Hogwarts zu finden, das Ihnen genaue Auskunft über Horkruxe gibt, Tom. Das geht tief in die schwarze Magie, sehr tief«, sagte Slughorn.
    »Aber Sie wissen natürlich alles darüber, Sir? Ich meine, ein Zauberer wie Sie – Verzeihung, ich meine, wenn Sie es mir nicht sagen dürfen, klar – ich wusste nur, wenn es mir jemand sagen kann, dann Sie – also dachte ich, ich frag einfach mal –«
    Es war sehr gut gemacht, dachte Harry, das Zögern, der beiläufige Ton, die behutsame Schmeichelei, nichts davon übertrieben. Er, Harry, hatte zu viel Erfahrung, was Versuche betraf, widerwilligen Leuten Informationen abzuschwatzen, als dass er einen Meister bei der Arbeit nicht erkannt hätte. Ihm war klar, dass Riddle diese Information unbedingt haben wollte; vielleicht sogar wochenlang auf diesen Moment hingearbeitet hatte.
    »Nun«, sagte Slughorn, der Riddle nicht ansah, sondern an der Kordel auf seiner Schachtel mit kandierten Ananas herumfummelte, »es kann natürlich nicht schaden, wenn ich Ihnen einen Überblick gebe. Nur damit Sie den Begriff verstehen. Horkrux ist das Wort für einen Gegenstand, in dem eine Person einen Teil ihrer Seele verborgen hält.«
    »Ich verstehe aber nicht ganz, wie das funktioniert, Sir«, sagte Riddle.
    Er beherrschte seine Stimme mit Bedacht, doch Harry konnte seine Aufregung spüren.
    »Nun, man spaltet seine Seele, verstehen Sie«, sagte Slughorn, »und versteckt einen Teil davon in einem Gegenstand außerhalb des Körpers. Dann kann man, selbst wenn der eigene Körper angegriffen oder zerstört wird, nicht sterben, denn ein Teil der Seele bleibt erdgebunden und unbeschädigt. Aber, natürlich, die Existenz in einer solchen Form …«
    Slughorns Gesichtszüge erschlafften, und Harry erinnerte sich unwillkürlich an Worte, die er vor fast zwei Jahren gehört hatte.
    »Ich wurde aus meinem Körper gerissen, ich war weniger als ein Geist, weniger als das kläglichste Gespenst … und doch, ich lebte.«
    »… wenige würden das wollen, Tom, sehr wenige. Der Tod wäre dem vorzuziehen.«
    Doch Riddles heftiges Verlangen war nun offensichtlich; die Gier stand ihm ins Gesicht geschrieben, er konnte sein Begehren nicht länger verbergen.
    »Wie spaltet man seine Seele?«
    »Nun«, sagte Slughorn unbehaglich, »Sie müssen begreifen, dass die Seele eigentlich intakt und ganz bleiben sollte. Die Spaltung ist ein Akt der Gewalt, sie ist gegen die Natur.«
    »Aber wie macht man es?«
    »Durch eine böse Tat – durch die böse Tat schlechthin. Indem man einen Mord begeht. Das Töten reißt die Seele auseinander. Der Zauberer, der einen Horkrux erzeugen will, nutzt den Schaden zu seinem Vorteil: Er schließt den abgerissenen Teil ein –«
    »Schließt ihn ein? Aber wie –?«
    »Es gibt da einen Zauber, aber fragen Sie mich nicht, ich weiß es nicht!«, sagte Slughorn und schüttelte den Kopf wie ein alter Elefant, der von Mücken belästigt wird. »Sehe ich aus, als ob ich es ausprobiert hätte – sehe ich wie ein Mörder aus?«
    »Nein, Sir, natürlich nicht«, sagte Riddle rasch. »Verzeihung … ich wollte Sie nicht beleidigen …«
    »Keineswegs, keineswegs, ich bin nicht beleidigt«, erwiderte Slughorn schroff. »Es ist nur natürlich, bei diesen Dingen neugierig zu sein … Zauberer eines gewissen Kalibers fühlten sich schon immer zu dieser Seite der Magie hingezogen …«
    »Ja, Sir«, sagte Riddle. »Was ich aber nicht verstehe – nur aus Neugier –, ich meine, wäre ein einzelner Horkrux denn von großem Nutzen? Kann man seine Seele nur ein einziges Mal spalten? Wäre es nicht besser, würde es einen nicht stärker machen, wenn man seine Seele in mehreren Teilen hätte? Ich meine, ist nicht beispielsweise sieben die mächtigste magische Zahl, wären nicht sieben –?«
    »Beim Barte des Merlin, Tom!«, japste Slughorn. »Sieben! Ist es nicht schlimm genug, sich vorzustellen, auch nur einen Menschen zu töten? Und auf jeden Fall … schlimm genug, die Seele zu teilen … aber sie in sieben Stücke zu reißen …«
    Slughorn

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