Harry Potter - Gesamtausgabe
hallte durch die riesige Höhle, über das tote schwarze Wasser.
»Nein, nein, nein … nein … ich kann nicht … ich kann nicht, zwing mich nicht, ich will nicht …«
»Es ist schon gut, Professor, es ist schon gut!«, sagte Harry laut, und seine Hände zitterten jetzt so schlimm, dass er kaum den sechsten Kelch mit Zaubertrank füllen konnte; das Becken war jetzt halb leer. »Es passiert Ihnen nichts, Sie sind in Sicherheit, das hier ist nicht wirklich, ich schwöre, es ist nicht wirklich – nehmen Sie jetzt den, nehmen Sie …«
Und Dumbledore trank gehorsam, als würde Harry ihm einen Heiltrank anbieten, doch als er den Kelch geleert hatte, sank er haltlos zitternd auf die Knie.
»Es ist alles meine Schuld, alles meine Schuld«, schluchzte er, »bitte lass es aufhören, ich weiß, dass ich Falsches getan habe, oh, bitte lass es aufhören, und ich werde nie, nie mehr …«
»Das hier noch, dann hört es auf, Professor«, sagte Harry, und seine Stimme brach, als er das siebte Glas Zaubertrank in Dumbledores Mund kippte.
Dumbledore kauerte sich nun zusammen, als würden unsichtbare Folterer ihn umzingeln; er fuchtelte wild mit der Hand und schlug Harry beinah den gefüllten Kelch aus den zitternden Händen, dabei stöhnte er: »Tu ihnen nicht weh, tu ihnen nicht weh, bitte, bitte, es ist meine Schuld, tu doch mir weh …«
»Hier, trinken Sie das, trinken Sie das, dann wird es Ihnen gut gehen«, sagte Harry verzweifelt, und abermals gehorchte ihm Dumbledore und öffnete den Mund, während er die Augen fest geschlossen hielt und es ihn am ganzen Körper schüttelte.
Und nun fiel er vornüber, schrie erneut auf, hämmerte mit den Fäusten auf den Boden, während Harry den neunten Kelch füllte.
»Bitte, bitte, bitte, nein … nicht das, nicht das, ich tu alles …«
»Trinken Sie nur, Professor, trinken Sie nur …«
Dumbledore trank wie ein verdurstendes Kind, doch als er fertig war, schrie er wieder, als würden seine Eingeweide brennen.
»Nichts mehr, bitte, nichts mehr …«
Harry schöpfte einen zehnten Kelch mit dem Zaubertrank voll und spürte, wie das Kristall über den Beckenboden schürfte.
»Wir haben es fast geschafft, Professor, trinken Sie das, trinken Sie …«
Er hielt Dumbledore an den Schultern und Dumbledore leerte erneut das Glas; Harry war wieder auf den Beinen und füllte den Kelch, als Dumbledore qualvoller denn je zu schreien begann: »Ich will sterben! Ich will sterben! Lass es aufhören, lass es aufhören, ich will sterben!«
»Trinken Sie das, Professor, trinken Sie …«
Dumbledore trank, und kaum hatte er den Kelch geleert, brüllte er: » TÖTE MICH! «
»Mit diesem – mit diesem hier!«, keuchte Harry. »Trinken Sie nur … dann ist es vorbei … endgültig vorbei!«
Dumbledore nahm hastige Schlucke aus dem Kelch, leerte ihn bis auf den letzten Tropfen, und dann wälzte er sich mit einem schweren, rasselnden Keuchen herum und blieb auf dem Gesicht liegen.
»Nein!«, schrie Harry, der aufgestanden war, um den Kelch erneut zu füllen; er ließ ihn stattdessen ins Becken fallen, warf sich neben Dumbledore zu Boden und stemmte ihn auf den Rücken; Dumbledores Brille saß schief, sein Mund stand offen, seine Augen waren geschlossen. »Nein«, sagte Harry und schüttelte Dumbledore, »nein, Sie sind nicht tot, Sie sagten, es sei kein Gift, aufwachen, aufwachen – Rennervate!«, rief er, den Zauberstab auf Dumbledores Brust gerichtet; ein roter Blitz leuchtete auf, doch nichts geschah. »Rennervate – Sir – bitte –«
Dumbledores Augenlider zuckten; Harry fasste Mut.
»Sir, sind Sie –?«
»Wasser«, krächzte Dumbledore.
»Wasser«, keuchte Harry, »– ja –«
Er sprang auf und packte den Kelch, den er in das Becken hatte fallen lassen; von dem goldenen Medaillon, das mit eingerollter Kette darunterlag, nahm er kaum Notiz.
»Aguamenti!«, rief er und stieß mit seinem Zauberstab gegen den Kelch.
Der Kelch füllte sich mit klarem Wasser; Harry sank neben Dumbledore auf die Knie, hob seinen Kopf und hielt ihm das Glas an die Lippen – doch es war leer. Dumbledore stöhnte und begann zu keuchen.
»Aber ich hatte doch – warten Sie – Aguamenti!«, wiederholte Harry und richtete seinen Zauberstab auf den Kelch. Wieder glitzerte eine Sekunde lang klares Wasser darin, doch als er es an Dumbledores Mund führte, verschwand das Wasser abermals.
»Sir, ich versuche es ja, ich versuche es!«, sagte Harry verzweifelt, aber er glaubte nicht, dass Dumbledore ihn
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