Harry Potter - Gesamtausgabe
sinken.
»Also, es ist nur, dass ich irgendwie Recht hatte bei dieser Halbblutprinz-Geschichte«, sagte sie zögernd.
»Musst du ewig darauf herumreiten, Hermine? Was glaubst du, wie ich mich jetzt dabei fühle?«
»Nein – nein – das war nicht so gemeint, Harry!«, sagte sie hastig und blickte umher, um sich zu vergewissern, dass keiner mithörte. »Ich wollte nur sagen, dass ich Recht hatte, dass das Buch früher mal Eileen Prince gehört hat. Weißt du … sie war Snapes Mutter!«
»Ich hab mir schon gedacht, dass sie nicht gerade ’ne Schönheit war«, bemerkte Ron. Hermine ignorierte ihn.
»Ich hab die restlichen alten Propheten durchgesehen und eine kleine Anzeige gefunden, dass Eileen Prince einen Mann namens Tobias Snape geheiratet hat, und später eine Geburtsanzeige, dass sie –«
»– einen Mörder in die Welt gesetzt hat«, fauchte Harry.
»Nun … ja«, sagte Hermine. »Also … hatte ich irgendwie Recht. Snape war offenbar stolz, ein ›halber Prinz‹ zu sein, verstehst du? Tobias Snape war nach dem, was im Propheten stand, ein Muggel.«
»Jaah, das passt«, sagte Harry. »Er hat den Reinblüter rausgekehrt, damit er sich mit Lucius Malfoy und den anderen anfreunden konnte … er ist genau wie Voldemort. Mutter reinblütig, Vater Muggel … schämt sich für seine Herkunft, versucht, mit Hilfe der dunklen Künste Angst um sich herum zu verbreiten, legt sich einen eindrucksvollen neuen Namen zu – Lord Voldemort – der Halbblut prinz –, wie konnte Dumbledore das nur übersehen –?«
Er brach ab und blickte aus dem Fenster. Immer wieder kam er auf Dumbledores unentschuldbares Vertrauen in Snape zurück … doch Hermine hatte ihn gerade unabsichtlich daran erinnert, dass er, Harry, genauso reingefallen war … obwohl diese hingekritzelten Zauber immer gemeiner geworden waren, hatte er sich geweigert, schlecht von dem Jungen zu denken, der so klug war, der ihm so sehr geholfen hatte …
Ihm geholfen hatte … das war inzwischen ein fast unerträglicher Gedanke …
»Ich begreif immer noch nicht, warum er dich wegen diesem Buch nicht gemeldet hat«, sagte Ron. »Er muss doch gewusst haben, wo du das alles herhattest.«
»Er wusste es«, sagte Harry bitter. »Er wusste es, nachdem ich Sectumsempra benutzt hatte. Er brauchte eigentlich keine Legilimentik … er hat es vielleicht sogar schon vorher gewusst, weil Slughorn doch darüber geredet hat, wie hervorragend ich in Zaubertränke war … hätte sein altes Buch nicht unten in diesem Schrank zurücklassen sollen, oder?«
»Aber warum hat er dich nicht gemeldet?«
»Ich glaube, er wollte sich selbst nicht mit diesem Buch in Verbindung bringen«, sagte Hermine. »Ich glaube, Dumbledore wäre nicht sonderlich begeistert gewesen, wenn er es erfahren hätte. Und selbst wenn Snape so getan hätte, als wäre es nicht seins gewesen, hätte Slughorn seine Handschrift sofort erkannt. Das Buch war jedenfalls in Snapes altem Klassenzimmer zurückgelassen worden, und ich wette, Dumbledore wusste, dass seine Mutter ›Prince‹ hieß.«
»Ich hätte Dumbledore das Buch zeigen sollen«, sagte Harry. »Die ganze Zeit hat er mir vor Augen geführt, wie böse Voldemort sogar schon in der Schule war, und ich hatte den Beweis: Snape war genauso –«
»›Böse‹ ist ein hartes Wort«, sagte Hermine leise.
»Du warst es doch, die mir ständig gesagt hat, das Buch sei gefährlich!«
»Was ich eigentlich sagen will, Harry, ist, dass du dir selbst zu viel Schuld gibst. Ich dachte, der Prinz schien eine fiese Art von Humor zu haben, aber ich hätte nie vermutet, dass er ein potenzieller Mörder war …«
»Keiner von uns hätte gedacht, dass Snape … ihr wisst schon«, sagte Ron.
Sie verfielen in Schweigen und hingen ihren Gedanken nach, aber Harry war sicher, dass die beiden genau wie er selbst an den nächsten Morgen dachten, an dem Dumbledore bestattet werden sollte. Harry war noch nie bei einer Beerdigung gewesen; als Sirius gestorben war, hatte es keinen Leichnam gegeben, der begraben werden konnte. Harry wusste nicht, was auf ihn zukam, und machte sich ein wenig Sorgen, was er zu sehen bekommen würde und wie es ihm ergehen würde. Er fragte sich, ob Dumbledores Tod ihm wirklicher vorkommen würde, wenn die Beerdigung einmal vorbei war. Obwohl ihn die furchtbare Tatsache in manchen Momenten zu überwältigen drohte, gab es auch Zeiten, in denen er sich leer und abgestumpft fühlte und in denen er es, auch wenn niemand im ganzen Schloss über
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