Harry Potter - Gesamtausgabe
es auch wieder zurückzugeben. Scrimgeour beugte sich vor und reichte den Deluminator Ron, der ihn mit verdutzter Miene entgegennahm und zwischen den Fingern drehte.
»Dies ist ein wertvolles Objekt«, sagte Scrimgeour, den Blick auf Ron geheftet. »Es ist vielleicht sogar ein Unikat. Mit Sicherheit wurde es von Dumbledore selbst entworfen. Weshalb sollte er Ihnen einen so seltenen Gegenstand hinterlassen?«
Ron schüttelte ratlos den Kopf.
»Dumbledore muss Tausende von Schülern unterrichtet haben«, fuhr Scrimgeour unbeirrt fort. »Doch die einzigen, die er in seinem Testament bedacht hat, sind Sie drei. Was ist der Grund dafür? Für welchen Zweck, glaubte er, würden Sie seinen Deluminator verwenden, Mr Weasley?«
»Ich denk mal, um Lichter auszumachen«, murmelte Ron. »Was könnte ich sonst damit anfangen?«
Offenbar hatte Scrimgeour keine Vorschläge parat. Er sah Ron kurz mit zusammengekniffenen Augen an, dann widmete er sich wieder Dumbledores Testament.
»Miss Hermine Jean Granger hinterlasse ich mein Exemplar der ›Märchen von Beedle dem Barden‹, in der Hoffnung, sie möge sie unterhaltsam und lehrreich finden.«
Scrimgeour zog ein kleines Buch aus dem Beutel, das so alt aussah wie die Geheimnisse der dunkelsten Kunst oben in Rons Zimmer. Sein fleckiger Einband löste sich an manchen Stellen. Hermine nahm es wortlos von Scrimgeour entgegen. Sie legte das Buch in ihren Schoß und starrte es an. Harry sah, dass der Titel in Runen geschrieben war; er hatte nie gelernt, sie zu lesen. Während er hinschaute, tropfte eine Träne auf die geprägten Zeichen.
»Warum, glauben Sie, hat Dumbledore Ihnen dies Buch hinterlassen, Miss Granger?«, fragte Scrimgeour.
»Er … er wusste, dass ich Bücher mag«, sagte Hermine mit belegter Stimme und wischte sich mit dem Ärmel über die Augen.
»Aber warum ausgerechnet dieses Buch?«
»Ich weiß nicht. Sicher hat er gedacht, es würde mir gefallen.«
»Haben Sie mit Dumbledore jemals über Geheimcodes gesprochen oder über irgendwelche Verfahren, geheime Botschaften weiterzuleiten?«
»Nein, hab ich nicht«, sagte Hermine, die sich nach wie vor mit dem Ärmel die Augen rieb. »Und wenn das Ministerium in einunddreißig Tagen keine versteckten Codes in diesem Buch gefunden hat, dann bezweifle ich, dass ich sie finde.«
Sie unterdrückte ein Schluchzen. Sie saßen so dicht eingezwängt, dass Ron nur mit Mühe seinen Arm befreien und ihn um Hermines Schultern legen konnte. Scrimgeour widmete sich wieder dem Testament.
»Harry James Potter«, las er und Harrys Magen zog sich in jäher Aufregung zusammen, »hinterlasse ich den Schnatz, den er bei seinem ersten Quidditch-Spiel in Hogwarts gefangen hat, als Erinnerung an das, was Beharrlichkeit und Geschick zustande bringen können.«
Als Scrimgeour den kleinen, walnussgroßen goldenen Ball hervorzog, flatterten dessen Silberflügel ziemlich lahm, und Harry konnte nicht umhin, heftig enttäuscht zu sein.
»Warum hat Dumbledore Ihnen diesen Schnatz hinterlassen?«, fragte Scrimgeour.
»Keine Ahnung«, sagte Harry. »Aus den Gründen, die Sie gerade vorgelesen haben, vermute ich … um mich an das zu erinnern, was man schaffen kann, wenn man … beharrlich ist und so weiter.«
»Sie glauben also, dies sei ein rein symbolisches Erinnerungsstück?«
»Ich nehme es an«, sagte Harry. »Was könnte es sonst sein?«
»Ich stelle hier die Fragen«, sagte Scrimgeour und rückte mit seinem Sessel ein wenig näher an das Sofa heran. Draußen brach nun wirklich die Abenddämmerung an; das Zelt vor den Fenstern ragte gespenstisch weiß über der Hecke auf.
»Ich stelle fest, dass Ihre Geburtstagstorte die Gestalt eines Schnatzes hat«, sagte Scrimgeour zu Harry. »Weshalb?«
Hermine lachte spöttisch.
»Oh, das kann ja keine Anspielung auf die Tatsache sein, dass Harry ein großartiger Sucher ist, das wäre viel zu offensichtlich«, sagte sie. »Da muss eine geheime Botschaft von Dumbledore im Zuckerguss versteckt sein!«
»Ich glaube nicht, dass irgendetwas im Zuckerguss versteckt ist«, sagte Scrimgeour, »aber ein Schnatz wäre ein sehr gutes Versteck für einen kleinen Gegenstand. Sie wissen sicher, warum?«
Harry zuckte die Achseln. Doch Hermine antwortete. Harry dachte, dass es ihr schon so in Fleisch und Blut übergegangen war, Fragen richtig zu beantworten, dass sie den Impuls nicht unterdrücken konnte.
»Weil Schnatze Körperspeicher haben«, sagte sie.
»Was?«, sagten Harry und Ron gleichzeitig; die
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