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Harry Potter - Gesamtausgabe

Harry Potter - Gesamtausgabe

Titel: Harry Potter - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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halb trotzig, halb neugierig. Harry bemerkte die fahle Haut des Kobolds, seine langen dünnen Finger, seine schwarzen Augen. Fleur hatte ihm die Schuhe ausgezogen: Seine langen Füße waren schmutzig. Er war größer als ein Hauself, aber nicht viel. Sein nach oben gewölbter Kopf war viel größer als der eines Menschen.
    »Sie erinnern sich wahrscheinlich nicht mehr –«, begann Harry.
    »– dass ich der Kobold war, der Ihnen Ihr Verlies gezeigt hat, das erste Mal, als Sie bei Gringotts waren?«, sagte Griphook. »Ich erinnere mich, Harry Potter. Selbst unter Kobolden sind Sie sehr berühmt.«
    Harry und der Kobold sahen sich an, taxierten sich. Harrys Narbe kribbelte immer noch. Er wollte dieses Gespräch mit Griphook rasch hinter sich bringen und fürchtete zugleich, einen falschen Schritt zu tun. Während er überlegte, wie er sein Anliegen am besten vortragen konnte, brach der Kobold das Schweigen.
    »Sie haben den Elfen begraben«, sagte er und klang unerwartet bitter. »Ich habe Sie beobachtet, durch das Fenster im Schlafzimmer nebenan.«
    »Ja«, sagte Harry.
    Griphook sah ihn von der Seite her aus seinen schräg liegenden schwarzen Augen an.
    »Sie sind ein ungewöhnlicher Zauberer, Harry Potter.«
    »Inwiefern?«, fragte Harry und rieb sich zerstreut die Narbe.
    »Sie haben das Grab ausgehoben.«
    »Und?«
    Griphook antwortete nicht. Harry hatte das Gefühl, dass er ihn verachtete, weil er wie ein Muggel gehandelt hatte, doch es war ihm ziemlich gleichgültig, ob Griphook die Sache mit Dobbys Grab billigte oder nicht. Er sammelte sich für den Angriff.
    »Griphook, ich muss Sie fragen –«
    »Sie haben auch einen Kobold gerettet.«
    »Was?«
    »Sie haben mich hierhergebracht. Mich gerettet.«
    »Na, ich nehme an, dass Ihnen das nicht leidtut?«, sagte Harry ein wenig ungeduldig.
    »Nein, Harry Potter«, erwiderte Griphook und wickelte sich den dünnen schwarzen Bart an seinem Kinn um einen Finger, »aber Sie sind ein sehr eigenartiger Zauberer.«
    »Mag sein«, sagte Harry. »Nun, ich brauche Hilfe, Griphook, und zwar von Ihnen.«
    Der Kobold gab kein Zeichen der Ermunterung, sondern sah Harry weiter stirnrunzelnd an, als ob er noch nie etwas wie ihn gesehen hätte.
    »Ich muss in ein Verlies von Gringotts einbrechen.«
    Harry hatte es eigentlich nicht so unverblümt sagen wollen; die Worte brachen aus ihm hervor, als ein Schmerz durch seine Blitznarbe fuhr und er von neuem die Umrisse von Hogwarts sah. Er verschloss fest seinen Geist. Er musste sich erst mit Griphook befassen. Ron und Hermine starrten Harry an, als wäre er verrückt geworden.
    »Harry –«, sagte Hermine, doch Griphook fiel ihr ins Wort.
    »In ein Verlies von Gringotts einbrechen?«, wiederholte der Kobold und zuckte leicht zusammen, als er seine Lage auf dem Bett wechselte. »Das ist unmöglich.«
    »Nein, ist es nicht«, widersprach ihm Ron. »Es hat schon mal jemand geschafft.«
    »Jaah«, sagte Harry. »Genau an dem Tag, als ich Sie zum ersten Mal traf, Griphook. An meinem Geburtstag, vor sieben Jahren.«
    »Das besagte Verlies war zu jener Zeit leer«, erwiderte der Kobold bissig, und Harry begriff, dass der Gedanke, Gringotts’ Verteidigung könnte zusammenbrechen, für Griphook eine Beleidigung war, auch wenn er Gringotts längst verlassen hatte. »Es war nur äußerst schwach geschützt.«
    »Nun, das Verlies, in das wir hineinmüssen, ist nicht leer, und ich vermute, sein Schutz wird ziemlich mächtig sein«, sagte Harry. »Es gehört den Lestranges.«
    Er sah, wie Hermine und Ron sich völlig verdutzt anblickten, aber für Erklärungen würde noch Zeit genug sein, sobald Griphook eine Antwort gegeben hatte.
    »Sie haben keine Chance«, sagte Griphook entschieden. »Überhaupt keine Chance. Wenn du suchst in diesen Hallen einen Schatz, dem du verfallen –«
    » Dieb, sei gewarnt und sage dir – jaah, ich weiß, ich erinnere mich«, erwiderte Harry. »Aber ich will keinen Schatz für mich selbst dort herausholen, ich will nicht versuchen, mich irgendwie zu bereichern. Können Sie mir das glauben?«
    Der Kobold sah Harry mit schrägem Blick an, und die Blitznarbe auf Harrys Stirn ziepte, doch er ignorierte sie, weigerte sich, ihren Schmerz oder ihre Verlockung zuzulassen.
    »Wenn es einen Zauberer gäbe, dem ich glauben würde, dass er sich nicht persönlich bereichern will«, sagte Griphook endlich, »dann wären es Sie, Harry Potter. Kobolde und Elfen sind nicht an den Schutz oder Respekt gewöhnt, den Sie heute Nacht

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