Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harry Potter - Gesamtausgabe

Harry Potter - Gesamtausgabe

Titel: Harry Potter - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
Vom Netzwerk:
ihn, blieb aber von ihm fern. Er hatte endlich gelernt, ihn zu beherrschen, gelernt, seinen Geist gegen Voldemort zu verschließen, genau das, was er nach Dumbledores Wunsch von Snape hatte lernen sollen. So, wie Voldemort nicht von Harry hatte Besitz ergreifen können, während der Kummer über Sirius ihn verzehrte, so konnte er auch jetzt nicht in Harrys Gedanken eindringen, während er Dobby betrauerte. Trauer verscheuchte Voldemort offenbar … obwohl Dumbledore natürlich gesagt hätte, dass es die Liebe war …
    Harry grub weiter, immer tiefer in die harte, kalte Erde, ließ seine Trauer zu Schweiß werden, verleugnete den Schmerz in seiner Narbe. In der Dunkelheit, während er nur das Geräusch seiner eigenen Atemzüge und das Brausen des Meeres zur Gesellschaft hatte, kehrten die Ereignisse bei den Malfoys zu ihm zurück, kamen ihm die Dinge wieder, die er gehört hatte, und allmählich, allein in der Nacht, begann er zu verstehen …
    Der stete Rhythmus seiner Arme schlug den Takt zu seinen Gedanken. Heiligtümer … Horkruxe … Heiligtümer … Horkruxe … doch dieses unheimliche, zwanghafte Verlangen brannte nun nicht mehr in ihm. Verlust und Angst hatten es ausgelöscht: Es war, als wäre er mit einer Ohrfeige geweckt worden.
    Immer tiefer sank Harry in das Grab, und er wusste, wo Voldemort heute Nacht gewesen war und wen er in der obersten Zelle von Nurmengard ermordet hatte, und warum …
    Und er dachte an Wurmschwanz, getötet wegen einer einzigen kleinen, unwillkürlichen Regung von Erbarmen … Dumbledore hatte das vorausgesehen … was hatte er noch alles gewusst?
    Harry verlor jegliches Zeitgefühl. Er wusste nur, dass sich die Dunkelheit ein wenig gelichtet hatte, als Ron und Dean wieder zu ihm stießen.
    »Wie geht es Hermine?«
    »Besser«, sagte Ron. »Fleur kümmert sich um sie.«
    Harry hatte seine Antwort parat, falls sie ihn fragten, warum er nicht einfach mit seinem Zauberstab ein perfektes Grab geschaffen hatte, doch er brauchte sie nicht. Sie sprangen selbst mit Spaten in das Loch hinunter, das er ausgehoben hatte, und alle drei arbeiteten stumm, bis das Loch ihnen tief genug vorkam.
    Harry wickelte den Elfen enger in seine Jacke ein. Ron setzte sich an den Rand des Grabs, schlüpfte aus seinen Schuhen und Socken und zog sie dem Elfen über die nackten Füße. Dean holte eine Wollmütze hervor, die Harry sorgfältig auf Dobbys Kopf setzte und die seine Fledermausohren einhüllte.
    »Wir sollten seine Augen schließen.«
    Harry hatte die anderen nicht durch die Nacht kommen hören. Bill trug einen Reiseumhang; Fleur eine große weiße Schürze, aus deren Tasche eine Flasche herausragte, in der, wie Harry erkannte, Skele-Wachs war. Hermine war in einen geliehenen Morgenmantel gehüllt, blass und wacklig auf den Beinen; Ron legte einen Arm um sie, als sie an seine Seite trat. Luna, die sich einen von Fleurs Mänteln übergeworfen hatte, ging in die Hocke, legte ihre Finger sanft auf die Augenlider des Elfen und schob sie über seinen glasigen, starren Blick.
    »So«, sagte sie leise. »Nun sieht es aus, als würde er schlafen.«
    Harry legte den Elfen in das Grab, die winzigen Arme und Beine so angeordnet, als würde er sich nur ausruhen, dann kletterte er hinaus und blickte zum letzten Mal auf den kleinen Körper. Er musste sich zwingen aufrecht zu bleiben, als er sich an Dumbledores Begräbnis erinnerte und an die endlosen Reihen goldener Stühle und den Zaubereiminister in der ersten Reihe, an die Aufzählung von Dumbledores Leistungen, an das prachtvolle weiße Grabmal aus Marmor. Er hatte das Gefühl, dass Dobby ein genauso aufwändiges Begräbnis verdiente, und doch lag der Elf hier zwischen Büschen in einem auf die Schnelle ausgehobenen Loch.
    »Ich glaube, wir sollten etwas sagen«, meldete sich Luna zu Wort. »Soll ich anfangen?«
    Und sobald aller Augen auf sie gerichtet waren, wandte sie sich dem toten Elfen unten im Grab zu.
    »Ich danke dir sehr, Dobby, dass du mich aus diesem Keller gerettet hast. Es ist so ungerecht, dass du sterben musstest, wo du doch so gut und mutig warst. Ich werde nie vergessen, was du für uns getan hast. Ich hoffe, du bist jetzt glücklich.«
    Sie drehte sich um und sah erwartungsvoll Ron an, der sich räusperte und mit belegter Stimme sagte: »Jaah … danke, Dobby.«
    »Danke«, murmelte Dean.
    Harry schluckte.
    »Mach’s gut, Dobby«, sagte er. Mehr brachte er nicht zustande, aber Luna hatte schon alles gesagt. Bill hob seinen Zauberstab, und

Weitere Kostenlose Bücher