Harry Potter - Gesamtausgabe
Mund, Malfoy.«
»Du bist doch nur neidisch«, piepste Colin, dessen ganzer Körper etwa so dick war wie Crabbes Hals.
»Neidisch?«, sagte Malfoy, der jetzt nicht mehr zu schreien brauchte; der halbe Schulhof hörte zu. »Worauf denn? Ich will doch keine ekelhafte Narbe quer über mein Gesicht haben, nein danke. Wenn du den halben Kopf aufgeschlitzt kriegst, macht dich das noch lange nicht zu was Besonderem, wenn du mich fragst.«
Crabbe und Goyle kicherten dümmlich.
»Friss Schnecken, Malfoy«, sagte Ron zornig. Crabbe hörte auf zu lachen und begann drohend seine kastaniengroßen Faustknöchel zu reiben.
»Sieh dich vor, Weasley«, höhnte Malfoy. »Du willst doch nicht etwa Ärger machen, denn dann muss deine Mami kommen und dich von der Schule holen.« Mit durchdringend schriller Stimme rief er: »Wenn du dir noch einmal den kleinsten Fehltritt erlaubst –«
Ein Haufen Fünftklässler von Slytherin lachte laut auf.
»Weasley hätte gern eine Autogrammkarte, Potter«, spottete Malfoy, »sie wäre mehr wert als das ganze Haus seiner Familie –«
Blitzschnell zog Ron seinen geflickten Zauberstab hervor, doch Hermine schlug Abstecher mit Vampiren knallend zu und flüsterte:
»Achtung!«
»Um was geht es denn, Herrschaften?« Gilderoy Lockhart schritt auf sie zu, sein türkisfarbener Umhang flatterte im Winde. »Wer verteilt hier Autogrammkarten?«
Harry wollte gerade den Mund aufmachen, doch Lockhart patschte ihm den Arm auf die Schulter und dröhnte gönnerhaft:
»Dumme Frage! Wieder mal unser Harry!«
Harry, wie mit einem Schraubstock an Lockhart gepresst, sah Malfoy mit spöttischem Blick in der Menge verschwinden.
»Nun denn, Mr Creevey«, sagte Lockhart und strahlte zu Colin hinüber. »Ein Doppelporträt, was für ein Angebot, und wir unterschreiben es beide für Sie.«
Colin fummelte an seiner Kamera und schoss das Bild in dem Augenblick, als die Glocke hinter ihnen läutete und zum Nachmittagsunterricht rief.
»So, die Herrschaften, verkrümelt euch«, rief Lockhart den Umstehenden zu und ging mit Harry, den er immer noch an sich gepresst hatte, auf das Schlosstor zu. Wenn ich nur einen guten Verschwindezauber kennen würde, dachte Harry.
»Unter uns gesagt, Harry«, sagte Lockhart väterlich, als sie das Gebäude durch eine Seitentür betraten. »Ich hab Ihnen da mit dem jungen Creevey ein wenig geholfen – weil er mich auch fotografiert hat, werden Ihre Schulkameraden nicht denken, dass Sie sich zu sehr ins Rampenlicht rücken …« Er achtete nicht auf Harrys Gestammel und schleifte ihn unter den neugierigen Blicken der anderen Schüler durch einen Gang und eine Treppe empor.
»Ich wollte Ihnen nur sagen, dass es zu diesem Zeitpunkt Ihrer Laufbahn nicht klug ist, Autogrammkarten zu verteilen – wirkt doch leicht übertrieben, um ehrlich zu sein. Irgendwann mag durchaus die Zeit kommen, da Sie immer einen Stapel griffbereit haben sollten, wie ich, aber –«, er gab ein leises Gackern von sich, »ich glaube nicht, dass Sie schon so weit sind.«
Sie waren zu Lockharts Klassenzimmer gelangt und endlich ließ er Harry los. Harry zupfte seinen Umhang zurecht und suchte sich einen Platz ganz hinten, wo er sich damit beschäftigte, alle sieben Bücher von Lockhart vor sich aufzustapeln, so dass er den leibhaftigen Lockhart nicht anzusehen brauchte.
Der Rest der Klasse kam hereingetröpfelt und Ron und Hermine setzten sich neben Harry.
»Auf deinem Gesicht hätte man Spiegeleier braten können«, sagte Ron. »Kannst nur beten, dass Creevey nicht Ginny über den Weg läuft, die würden auf der Stelle einen Harry-Potter-Fanclub gründen.«
»Hör auf«, fauchte ihn Harry an. Das Letzte, was er jetzt brauchen konnte, war, dass Lockhart etwas von einem »Harry-Potter-Fanclub« aufschnappte.
Als alle saßen, räusperte sich Lockhart laut und es trat Stille ein. Er griff nach Neville Longbottoms Exemplar von Trips mit Trollen und hielt es hoch, um sein eigenes zwinkerndes Bild auf der Titelseite zu zeigen.
»Ich«, sagte er, deutete darauf und zwinkerte ebenfalls, »Gilderoy Lockhart, Orden der Merlin dritter Klasse, Ehrenmitglied der Liga zur Verteidigung gegen die dunklen Kräfte und fünfmaliger Gewinner des Charmantestes-Lächeln-Preises der Hexenwoche – aber das ist nicht der Rede wert. Die Todesfee von Bandon bin ich schließlich nicht losgeworden, indem ich sie angelächelt habe!«
Er hielt inne, um ihnen Gelegenheit zum Lachen zu geben; ein paar lächelten matt.
»Wie ich sehe,
Weitere Kostenlose Bücher