Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harry Potter - Gesamtausgabe

Harry Potter - Gesamtausgabe

Titel: Harry Potter - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
Vom Netzwerk:
fast vier Stunden hier! Ist doch nicht zu fassen – wie die Zeit verflogen ist!«
    Harry sagte nichts. Er lauschte angestrengt, um die Stimme noch einmal zu hören, doch niemand sprach, außer Lockhart, der ihm erklärte, er dürfe nicht erwarten, bei jeder Strafarbeit so gut wegzukommen wie diesmal. Wie betäubt ging Harry zur Tür hinaus.
    Es war so spät, dass der Gemeinschaftsraum der Gryffindors schon fast leer war. Harry ging gleich weiter in den Schlafsaal. Ron war noch nicht zurück. Harry zog seinen Schlafanzug an, stieg ins Bett und wartete. Eine halbe Stunde später kam Ron herein. Er brachte einen durchdringenden Politurgeruch in den dunklen Saal und massierte sich den rechten Arm.
    »Meine Muskeln sind alle ganz verspannt«, stöhnte er und ließ sich aufs Bett fallen. »Vierzehnmal hat er mich diesen Quidditch-Pokal auf Hochglanz bringen lassen, bis er zufrieden war. Und dann hatte ich noch einen Schneckenausbruch über einem Wappenschild für Besondere Verdienste um die Schule. Hat ewig gedauert, bis der Schleim runter war … wie war’s mit Lockhart?«
    Mit leiser Stimme, um Neville, Dean und Seamus nicht aufzuwecken, wiederholte Harry jedes Wort, das er gehört hatte.
    »Und Lockhart meinte, er hätte es nicht gehört?«, fragte Ron. Im Mondlicht sah ihn Harry die Stirn runzeln. »Glaubst du, er hat gelogen? Aber ich versteh’s nicht – selbst ein Unsichtbarer hätte ja die Tür öffnen müssen.«
    »Ich weiß«, sagte Harry. Er lehnte sich in seinem Himmelbett zurück und starrte auf den Baldachin über ihm. »Ich versteh’s auch nicht.«

 
Die Todestagsfeier
    Es wurde Oktober und feuchte Kühle breitete sich über die Ländereien und das Schloss aus. Eine jähe Erkältungswelle unter den Lehrern und Schülern hielt Madam Pomfrey, die Krankenschwester, in Atem. Ihr Aufpäppel-Trank wirkte zwar sofort, aber wer ihn getrunken hatte, dem rauchten danach noch stundenlang die Ohren. Percy Weasley drängte die etwas kränklich aussehende Ginny, ein paar Schlucke zu trinken, und sofort zischte Dampf unter ihrem feuerroten Haar hervor, und es sah aus, als stünde ihr Kopf in Flammen.
    Regentropfen, groß wie Gewehrkugeln, trommelten tagelang gegen die Schlossfenster; der See schwoll an, die Blumenbeete verwandelten sich in Schlammströme und Hagrids Kürbisse quollen zur Größe von Gartenschuppen auf. Oliver Wood freilich ließ sich nicht beirren und feuerte sie begeistert zu regelmäßigem Training an. So befand sich Harry eines stürmischen Samstagnachmittags bis auf die Haut durchweicht und schlammbespritzt auf dem Heimweg zum Turm der Gryffindors.
    Vom Regen und Wind mal ganz abgesehen, war es alles andere als ein gelungenes Training gewesen. Fred und George hatten das Slytherin-Team ausgespäht und mit eigenen Augen gesehen, wie schnell sie mit ihren neuen Nimbus Zweitausendeins waren. Die Slytherins jagten durch die Luft wie Senkrechtstarter, so berichteten sie, und seien nur noch als sieben grünliche Dunstschleier auszumachen.
    Als Harry den ausgestorbenen Gang entlangstapfte, begegnete ihm jemand, der genauso besorgt dreinsah wie er selbst. Der Fast Kopflose Nick, der Geist des Gryffindor-Turms, starrte trübselig aus einem Fenster und brummelte leise vor sich hin: »… ich entspreche den Anforderungen nicht … zwei Zentimeter, wenn das …«
    »Hallo, Nick«, sagte Harry.
    »Hallo, hallo«, sagte der Fast Kopflose Nick und drehte sich erschrocken um. Er trug einen eleganten Federhut auf dem langen Lockenhaar und einen Waffenrock mit Halskrause, so dass man nicht sehen konnte, dass sein Hals fast ganz durchtrennt war. Er war blass wie Rauch, und Harry sah durch ihn hindurch nach draußen auf den dunklen Himmel und die Sintflut, die sich aus ihm ergoss.
    »Er sieht besorgt aus, der junge Potter«, sagte Nick, faltete einen durchsichtigen Brief zusammen und steckte ihn ein.
    »Sie ebenfalls«, sagte Harry.
    »Ah«, sagte der Fast Kopflose Nick mit eleganter Handbewegung, »eine Angelegenheit ohne Bedeutung … nicht, dass ich wirklich Mitglied werden wollte … dachte, ich bewerbe mich mal, doch offenbar genüge ich ›nicht den Anforderungen‹.«
    Trotz seines gelassenen Tonfalls hatte sein Gesicht einen Zug von Bitterkeit.
    »Aber, nicht wahr, man sollte doch meinen«, brach es plötzlich aus ihm heraus, »wenn man fünfundvierzig Hiebe mit einer stumpfen Axt auf den Hals bekommen hat, wäre man gut genug für die Jagd der Kopflosen?«
    »Oh, äh, ja«, sagte Harry, denn offenbar war

Weitere Kostenlose Bücher