Harry Potter - Gesamtausgabe
Crabbes Rücken. Crabbe hob vor Schreck vom Boden ab und drehte eine Pirouette in der Luft; Harry krümmte sich vor stummem Lachen. Da Ron der Einzige war, den Crabbe sehen konnte, ging er auf ihn los, doch Harry stellte ihm ein Bein – und Crabbes riesiger Plattfuß verhedderte sich im Saum von Harrys Umhang. Harry spürte ein mächtiges Zerren, dann wurde der Tarnumhang von seinem Gesicht gerissen.
Für den Bruchteil einer Sekunde starrte ihn Malfoy an.
» AAAARH !«, brüllte er und deutete auf Harrys Kopf. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und rannte mit halsbrecherischer Geschwindigkeit den Hügel hinunter, Crabbe und Goyle auf den Fersen.
Harry zog sich den Umhang wieder über den Kopf, doch nun war es passiert.
»Harry!«, sagte Ron, stolperte in seine Richtung und starrte hoffnungslos auf die Stelle, wo Harry verschwunden war, »du haust besser ab! Wenn Malfoy das erzählt – du musst zurück ins Schloss, aber schnell –«
»Bis später«, sagte Harry, und ohne ein weiteres Wort zu verlieren, rannte er den Fußweg hinunter nach Hogsmeade.
Würde Malfoy seinen eigenen Augen trauen? Würde irgendjemand Malfoy Glauben schenken? Keiner wusste von dem Tarnumhang – keiner außer Dumbledore. Harry drehte sich der Magen – wenn Malfoy die Geschichte erzählte, würde Dumbledore genau wissen, was passiert war –
Zurück in den Honigtopf , die Kellertreppe hinunter, über den steinernen Fußboden, durch die Falltür – Harry zog den Umhang aus, klemmte ihn unter den Arm und rannte, ohne nachzudenken, den Geheimgang entlang – Malfoy würde vor ihm zurück sein – wie lange würde er brauchen, um einen Lehrer zu finden? Er keuchte und spürte ein heftiges Stechen in der Seite, doch er rannte atemlos weiter, bis er die steinerne Rutsche erreichte. Er würde den Umhang hier lassen müssen, er wäre ein zu großer Verlust, falls Malfoy ihn bei einem Lehrer anschwärzen würde – er versteckte ihn in einer dunklen Ecke und kletterte so schnell er konnte die Rutsche hoch. Immer wieder glitten seine schwitzigen Hände an den Seiten ab. Er gelangte ins Innere des Hexenbuckels, tippte mit dem Zauberstab dagegen, streckte den Kopf ins Freie und kletterte hinaus; der Buckel schloss sich, und gerade als Harry hinter der Statue hervorgesprungen war, hörte er schnelle Schritte näher kommen.
Es war Snape. Rasch und mit wehendem schwarzem Umhang ging er auf Harry zu und baute sich vor ihm auf.
»So«, sagte er.
Unterdrückte Siegesgewissheit spiegelte sich in seinem Gesicht. Harry mühte sich wie ein Unschuldslamm auszusehen, doch er war sich bewusst, dass sein Gesicht verschwitzt war und seine Hände voller Erde klebten, und er steckte sie rasch in die Taschen.
»Mitkommen, Potter«, sagte Snape.
Harry folgte ihm die Treppe hinunter. Unterwegs versuchte er die Hände an der Innenseite seines Umhangs sauber zu wischen, ohne dass Snape es bemerkte. Sie gingen die Treppen zu den Kerkern hinunter und betraten Snapes Büro.
Hier war Harry schon einmal gewesen und auch damals hatte er in einem ziemlichen Schlamassel gesteckt. Seither hatte Snape noch ein paar weitere fürchterliche Schleimungetüme erworben, allesamt in Glasgefäßen auf Regalen hinter seinem Schreibtisch ausgestellt. Sie glitzerten im Licht des Feuers und hellten die bedrohliche Stimmung nicht gerade auf.
»Setzen«, sagte Snape.
Harry setzte sich. Snape jedoch blieb stehen.
»Mr Malfoy war eben bei mir und hat mir eine merkwürdige Geschichte erzählt, Potter«, sagte Snape.
Harry sagte nichts.
»Er sei oben bei der Heulenden Hütte gewesen und habe dort zufällig Weasley getroffen – der offenbar allein war.«
Harry schwieg.
»Mr Malfoy behauptet, er habe sich mit Weasley unterhalten, als ihn eine ziemliche Hand voll Schlamm in den Nacken getroffen habe. Wie, glaubst du, konnte das geschehen?«
Harry versuchte, milde überrascht zu wirken. »Ich weiß nicht, Professor.«
Snapes Blick bohrte sich in Harrys Augen. Es war genau wie bei einem Hippogreif, den man anstarren musste, und Harry versuchte angestrengt nicht zu blinzeln.
»Daraufhin hatte Mr Malfoy eine ungewöhnliche Erscheinung. Hast du eine Ahnung, was es gewesen sein könnte?«
»Nein«, sagte Harry und versuchte jetzt arglos-neugierig zu klingen.
»Es war dein Kopf, Potter. Und er schwebte in der Luft.«
Ein langes Schweigen trat ein.
»Vielleicht sollte er mal rüber zu Madam Pomfrey«, sagte Harry, »wenn er solche Dinge sieht –«
»Was hatte dein Kopf in
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