Harry Potter - Gesamtausgabe
Hals und schluchzte verzweifelt. Ron, vollkommen erschrocken, tätschelte scheu ihren Kopf. Schließlich ließ sie ihn los.
»Ron, es tut mir wirklich ganz furchtbar leid wegen Krätze …«, schluchzte sie.
»Ach – ähm – es war schon eine alte Ratte«, sagte Ron, offenbar ausgesprochen erleichtert, dass sie wieder auf eigenen Beinen stand. »Und nicht besonders nützlich. Wer weiß, vielleicht kaufen mir Mum und Dad jetzt eine Eule.«
Seit Blacks zweitem Einbruch waren scharfe Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden und die drei konnten Hagrid abends nicht mehr besuchen. Die einzige Gelegenheit, mit ihm zu reden, ergab sich in Pflege magischer Geschöpfe.
Der Schock des Urteils schien ihm immer noch in den Knochen zu stecken.
»’s ist alles meine Schuld. Hab einfach das Maul nicht aufgebracht. Die sitzen alle vor mir in ihren schwarzen Umhängen und ich lass ständig meine Zettel fallen und vergess alles, was du für mich aufgeschrieben hast, Hermine. Und dann steht auch noch Lucius Malfoy auf und sagt seinen Teil und der Ausschuss hat genau das gemacht, was er wollte …«
»Du hast immer noch die Berufung!«, sagte Ron grimmig. »Gib ja nicht auf, wir lassen uns was einfallen!«
Nach dem Unterricht gingen sie zusammen zurück zum Schloss. In einiger Entfernung auf dem ansteigenden Weg sahen sie Malfoy mit Crabbe und Goyle, der sich immer wieder unter hämischem Gelächter zu ihnen umdrehte.
»Nützt doch alles nichts, Ron«, sagte Hagrid traurig, als sie die Schlosstreppe erreicht hatten. »Lucius Malfoy hat diesen Ausschuss in der Tasche. Ich kann nur noch dafür sorgen, dass es Seidenschnäbelchen für den Rest seiner Tage richtig gut geht. Das schulde ich ihm …«
Hagrid drehte sich um, vergrub das Gesicht in sein Taschentuch und kehrte rasch zu seiner Hütte zurück.
»Guckt mal, wie der flennt!«
Malfoy, Crabbe und Goyle hatten hinter dem Schlossportal gestanden und gelauscht.
»Hast du jemals so was Erbärmliches erlebt?«, sagte Malfoy. »Und der soll unser Lehrer sein!«
Harry und Ron gingen zornig ein paar Schritte auf Malfoy zu, doch Hermine war schneller – klatsch.
Mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte, gab sie Malfoy ein paar gepfefferte Ohrfeigen. Malfoy zitterten die Beine. Harry, Ron, Crabbe und Goyle standen mit aufgerissenen Mündern da und wieder hob Hermine die Hand.
»Wag es nicht noch einmal, Hagrid erbärmlich zu nennen, du Mistkerl – du Schuft –«
»Hermine!«, sagte Ron zaghaft und versuchte ihre Hand, die noch einmal ausholte, festzuhalten.
»Lass mich los, Ron!«
Hermine zückte ihren Zauberstab. Malfoy wich zurück. Crabbe und Goyle suchten in heilloser Verwirrung seinen Blick.
»Kommt«, murmelte Malfoy und im Nu waren alle drei im Eingang zu den Kerkern verschwunden.
»Hermine!«, sagte Ron noch einmal, verdutzt und beeindruckt zugleich.
»Harry, sieh bloß zu, dass du ihn im Quidditch-Finale schlägst«, sagte Hermine schrill. »Du musst einfach, ich kann es einfach nicht ertragen, wenn Slytherin gewinnt!«
»Zauberkunst hat schon angefangen«, sagte Ron, der Hermine immer noch glubschäugig anstarrte. »Wir müssen uns beeilen.«
Sie rannten die Marmortreppe zu Professor Flitwicks Klassenzimmer hoch und traten ein.
»Ihr kommt zu spät, Jungs!«, tadelte sie Professor Flitwick. »Schnell die Zauberstäbe raus, wir üben heute Aufmunterungszaubern, tut euch bitte paarweise zusammen –«
Harry und Ron eilten zu einem Tisch ganz hinten und öffneten die Mappen. Ron blickte über die Schulter.
»Wo ist Hermine abgeblieben?«
Auch Harry sah sich um. Hermine war nicht mit ins Klassenzimmer gekommen, doch Harry wusste genau, dass sie neben ihm gewesen war, als er die Tür geöffnet hatte.
»Ist ja seltsam«, sagte Harry und starrte Ron an. »Vielleicht – vielleicht ist sie aufs Klo gegangen?«
Doch Hermine tauchte in dieser Stunde nicht mehr auf.
»Einen Aufmunterungszauber hätte sie auch gut brauchen können«, sagte Ron, während sie über das ganze Gesicht grinsend zum Mittagessen gingen – der Zauber hatte ihnen ein Gefühl tiefer Zufriedenheit verschafft.
Auch beim Essen fehlte Hermine. Als sie ihren Apfelkuchen verspeist hatten, ließ die Wirkung des Aufmunterungszaubers langsam nach und Harry und Ron beschlich allmählich Unruhe.
»Glaubst du, Malfoy hat ihr was getan?«, sagte Ron besorgt, während sie zum Gryffindor-Turm hinaufrannten.
Sie kamen an den Sicherheitstrollen vorbei, sagten der fetten Dame das Passwort
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