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Das letzte Vermächtnis der Templer (German Edition)

Das letzte Vermächtnis der Templer (German Edition)

Titel: Das letzte Vermächtnis der Templer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas W. Krüger
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Tempelberg. Jerusalem, im Jahre des Herrn 1119.
    Fackellicht zuckt über das Felsgestein des Stollens. Spitze Vorsprünge werfen bizarre Schatten auf die Wände. Staubteilchen hängen in der trockenen Luft. Es ist kühl. Schritte knirschen auf dem sandigen Boden. In weiße Umhänge gehüllte Männer folgen dem engen Stollen in den Felsen hinein – die Ritter des Templerordens. Sie sind voller Erwartung. Niemand spricht ein Wort. Konzentriert achten sie auf jede Auffälligkeit, suchen mit ihren Fackeln nach Zeichen oder Markierungen auf dem Felsgestein.
    Ihr Anführer ist Hugues de Payns, ein französischer Adliger aus der Champagne. Sein Leben ist von Blut und Grauen geprägt, von Entbehrungen, aber auch von Ruhmestaten. Alles hatte vor 20 Jahren begonnen - damals, an einem heißen Julitag, als das abendländische Heer im Namen Gottes die Heilige Stadt von den Ungläubigen zurückerobert hatte. Die Strapazen und grausamen Bilder jener Zeit, das Morden Unschuldiger und die Straßen voll verstümmelter Leichen hat er seit damals nicht vergessen.
    Aufgewühlt schaut er sich immer wieder zu seinen Männern um, während er vorangeht. Ihre bärtigen Gesichter verschwimmen im Licht der Fackeln. Doch Hugues weiß, die Männer sind genauso ruhelos wie er.
    Einige von ihnen sind zum ersten Mal im Heiligen Land, haben das französische Königreich zuvor nie verlassen. Für Hugues ist es bereits der dritte Aufenthalt. Und dieses Mal soll seine Suche von Erfolg gekrönt sein - so hofft er zumindest. Zu viel Zeit und Gold wurde bereits in dieses Unternehmen investiert. Zusammen mit seinem Onkel, dem vermögenden Graf aus dem einflussreichen Geschlecht der Theobaldiner, hatte er im Heiligen Land nach alten Schriftrollen aus der Epoche des Jesus von Nazareth gesucht. Unermüdlich hatten sie die Bibliotheken Palästinas durchforscht, sogar Höhlen in den Bergen erkundet, wo laut Hinweisen von Einheimischen große Schätze verborgen sein sollten. Wie an diesem Ort, in den Tiefen des Tempelberges. Hugues muss jetzt Erfolg haben, alles andere wäre für ihn die bitterste Niederlage seines Lebens. Nein - an einen Misserfolg will er nicht denken.
    Endlos scheint der Stollen. Außer einigen Nischen, mit Überresten religiöser Rituale, ist nichts Auffälliges zu bemerken: keine zugemauerten Gänge, keine Abzweigungen. Fast scheint es, als sollte der Stollen die Ausdauer und Glaubenskraft der Männer auf die Probe stellen. Sie sind genau unter dem Tempel, den Salomo, der gerechte König der Israeliten, vor 2000 Jahren hatte erbauen lassen.
    Hugues bleibt stehen. Im Licht seiner Fackel erkennt er, dass sich der Stollen zu verbreitern beginnt. Endlich. Gespannt schaut er sich nach seinen Männern um. Die Ruhelosigkeit ist deutlich spürbar. Eine gespenstische Stille hält sie in Bann. Nur das knisternde Flackern der Fackeln ist zu hören. Langsam wendet Hugues seinen Blick wieder nach vorn und geht weiter. Eine kleine Höhle eröffnet sich. Sie scheint natürlichen Ursprungs zu sein. Die Templer treten rasch ein und untersuchen die Wände. Sie erkennen mystische Zeichen in schwarzer Farbe auf dem Gestein. Dazwischen Wörter in Althebräisch und Aramäisch.
    Hugues spürt, wie sein Herz schneller zu schlagen beginnt. Althebräisch - die Sprache der Juden vor der Zerstörung des ersten Tempels durch die Babylonier. Die Männer stehen in einer Höhle, die schon vor mehr als 1800 Jahren von Menschen bewohnt worden war. Aber zu welchem Zweck? War es ein heiliger Ort gewesen?
    Hastig schaut Hugues sich um. Hinter einem kleinen Felsvorsprung findet er eine Treppe. Zwei Fackelhalter sind an der Wand angebracht. Behauene Stufen führen in die Tiefe und verlieren sich in der Dunkelheit eines engen Stollens.
    Konzentriert wendet sich Hugues seinen Männern zu. Es sind mehrere Ritter aus den besten französischen Familien und zwei verdiente Mönche der Zisterzienser. Seit Jahren sind sie eine eingeschworene Gemeinschaft. Zusammen haben sie Tag um Tag, Woche für Woche, Monat um Monat die Überreste des Salomonischen Tempels und dessen Unterwelt erkundet auf der Suche nach dem Schatz der Schätze. Jetzt steht Hugues am Zugang zum Allerheiligsten. Die Treppe in die Tiefe ist der Eingang - so besagen es zumindest die Schriftrollen. Und zum ersten Mal in seinem Leben zögert Hugues. Die Texte zu entziffern ist eine Sache gewesen.
    „Meine Brüder”, beginnt er, „die Stunde der Wahrheit ist gekommen. Wir sind den Weisungen der alten Schriften gefolgt.

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