Harry Potter und der Feuerkelch
Sie doch ermahnen, es nicht im Unterricht zu erörtern. Zehn Punkte Abzug für Gryffindor.«
Snape war zu ihrem Tisch herübergeglitten, während sie gesprochen hatten. Die ganze Klasse drehte nun die Köpfe um; Malfoy nutzte die Gelegenheit und ließ POTTER STINKT durch den Kerker zu Harry hinüberblitzen.
»Ah … und man liest auch noch Heftchen unter dem Tisch?«, setzte Snape hinzu und schnappte sich die Hexenwoche . »Noch einmal zehn Punkte Abzug für Gryffindor … oh, verstehe …« Snapes schwarze Augen glitzerten, als sein Blick auf Rita Kimmkorns Artikel fiel. »Potter muss natürlich erfahren, was die Presse über ihn schreibt …«
Der Kerker erzitterte unter dem Gelächter der Slytherins und ein unangenehmes Lächeln kräuselte Snapes dünne Lippen. Harry trieb es die Zornesröte ins Gesicht, als Snape auch noch begann, den Artikel laut vorzulesen.
»Harry Potters stummes Herzeleid … meine Güte, Potter, was hast du nun wieder für ein Wehwehchen? Ein Junge wie kein anderer, könnte man meinen …«
Harrys Gesicht brannte. Snape legte am Ende jedes Satzes eine kleine Pause ein, um den Slytherins einen ausgiebigen Lacher zu gönnen. Von Snape vorgelesen, klang der Artikel noch zehnmal schlimmer.
»… können alle, die sich um das Wohl Harry Potters sorgen, nur hoffen, dass er sein Herz das nächste Mal einer würdigeren Kandidatin schenkt . Wie unglaublich rührend«, höhnte Snape und rollte das Heft unter dem anhaltenden Gelächter der Slytherins zusammen. »Es ist wohl am besten, wenn ich euch drei voneinander trenne, damit ihr euch Gedanken über Zaubertränke statt über euer Liebesleben macht. Weasley, du bleibst hier. Miss Granger, dort rüber, neben Miss Parkinson. Potter, an den Tisch vor meinem Pult. Beweg dich. Sofort.«
Harry warf die Zutaten und die Schultasche wütend in seinen Kessel und zog ihn nach vorn zu dem freien Tisch. Snape folgte ihm, setzte sich an das Pult und sah zu, wie Harry seine Sachen aus dem Kessel packte. Entschlossen, Snape keines Blickes zu würdigen, begann Harry erneut seine Skarabäuskäfer zu zerstampfen, und jeder einzelne davon, so stellte er sich vor, hatte Snapes Gesicht.
»Dieser ganze Presserummel scheint deinen ohnehin schon übergroßen Kopf noch mehr aufgeblasen zu haben, Potter«, sagte Snape leise, sobald der Rest der Klasse sich wieder beruhigt hatte.
Harry antwortete nicht. Er wusste, dass Snape ihn provozieren wollte; das kannte er bereits von ihm. Zweifellos war er darauf aus, einen Grund zu finden, um Gryffindor noch vor Ende der Stunde satte fünfzig Punkte abzuziehen.
»Du leidest vielleicht unter der Wahnvorstellung, dass die ganze Zaubererwelt von dir beeindruckt ist«, fuhr Snape so leise fort, dass ihn niemand sonst hören konnte (Harry hieb weiter auf seine Skarabäuskäfer ein, obwohl er sie bereits zu einem ganz feinen Pulver zerstampft hatte), »aber mir ist es völlig gleich, wie oft dein Bild in der Zeitung erscheint. Für mich, Potter, bist du nichts als ein ungezogener kleiner Bengel, der Vorschriften für unter seiner Würde hält.«
Harry schüttete die zerstäubten Käfer in seinen Kessel und begann seine Ingwerwurzeln klein zu schneiden. Ihm bebten die Hände vor Wut, aber er hielt den Blick gesenkt, als könne er nicht hören, was Snape sagte.
»Also lass dir das eine Warnung sein, Potter«, fuhr Snape noch leiser und bedrohlicher klingend fort, »winzige Berühmtheit oder nicht – wenn ich dich noch einmal dabei erwische, wie du in mein Büro einbrichst –«
»Ich war nicht mal in der Nähe Ihres Büros!«, entgegnete Harry zornig und vergaß dabei völlig seine vorgeschützte Taubheit.
»Lüg mich nicht an!«, zischte Snape und seine unergründlichen schwarzen Augen bohrten sich in die Harrys. »Baumschlangenhaut. Kiemenkraut. Beide stammen aus meinen persönlichen Vorräten, und ich weiß, wer sie gestohlen hat.«
Harry hielt Snapes Blick stand, entschlossen, nicht zu blinzeln oder schuldbewusst auszusehen. In Wahrheit hatte er Snape weder das eine noch das andere gestohlen. Hermine hatte die Baumschlangenhaut in ihrem zweiten Schuljahr geklaut – die hatten sie für den Vielsaft-Trank gebraucht –, und damals hatte Snape Harry zwar verdächtigt, doch er hatte es nie beweisen können. Und das Kiemenkraut hatte natürlich Dobby gestohlen.
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, log Harry kühl.
»Du bist im Schloss umhergeschlichen in der Nacht, als bei mir eingebrochen wurde!«, zischte Snape. »Mach mir
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