Harry Potter und der Feuerkelch
haben …«
»Ludo Bagman, Sie wurden dabei ertappt, wie Sie Informationen an die Gefolgsleute Lord Voldemorts weitergaben«, sagte Mr Crouch. »Dafür beantrage ich eine Haftstrafe in Askaban von nicht weniger als –«
Doch von den Bänken im Umkreis kam ein zorniger Aufschrei. Einige der Hexen und Zauberer, die an der Mauer saßen, standen auf, sahen Mr Crouch kopfschüttelnd an und drohten sogar mit Fäusten.
»Aber ich hab Ihnen doch schon gesagt, ich hatte keine Ahnung!«, rief Bagman mit ernster Miene über das Getuschel der Menge hinweg. »Überhaupt keine! Der alte Rookwood war ein Freund meines Dads … ich hätte mir nie träumen lassen, dass er mit Du-weißt-schon-wem unter einer Decke steckte! Ich dachte, ich würde Informationen für unsere Seite sammeln. Und Rookwood hat ständig davon geredet, er wolle mir später eine Stelle im Ministerium besorgen … wenn meine Quidditch-Karriere beendet ist, wissen Sie … ich meine, ich kann mich doch nicht für den Rest meiner Tage von Klatschern beballern lassen, oder?«
Einige Zuschauer kicherten verhalten.
»Ich lasse darüber abstimmen«, sagte Mr Crouch kalt. Er wandte sich an eine Gruppe, die an der rechten Seite des Verlieses saß. »Ich bitte die Jury um Handzeichen … wer ist für eine Haftstrafe …?«
Harry wandte den Blick nach rechts. Keine einzige Hand hob sich. Viele Hexen und Zauberer ringsum begannen zu klatschen. Eine der Hexen aus der Jury erhob sich.
»Ja?«, bellte Crouch.
»Wir möchten die Gelegenheit nutzen und Mr Bagman zu seiner glänzenden Leistung für England im Quidditch-Spiel gegen die Türkei letzten Samstag gratulieren«, sagte die Hexe atemlos.
Mr Crouch schien wütend. Donnernder Beifall erschütterte den Kerker. Bagman stand auf und verbeugte sich mit strahlendem Lächeln.
»Ungeheuerlich«, fauchte Mr Crouch Dumbledore zu und setzte sich, während Bagman hinausging. »Rookwood wollte ihm tatsächlich eine Stelle bei uns besorgen … der Tag, an dem Ludo Bagman kommt, wird ein sehr trauriger Tag für das Ministerium sein …«
Und wieder löste sich der Kerker auf. Nach einer Weile festigte er sich und Harry sah sich um. Er und Dumbledore saßen immer noch neben Mr Crouch, doch die Stimmung konnte nicht gegensätzlicher sein. Es herrschte vollkommene Stille, unterbrochen einzig vom trockenen Schluchzen einer verhärmten und abgemagerten Hexe, die neben Mr Crouch saß. Mit zitternden Händen presste sie ein Taschentuch an die Lippen. Harry sah zu Mr Crouch auf, der noch hagerer und grauer als zuvor wirkte. Auf seiner Schläfe zuckte ein Nerv.
»Bringt sie rein«, sagte er und seine Stimme hallte in dem stillen Kerker wider.
Die Tür in der Ecke öffnete sich. Diesmal kamen sechs Dementoren herein, die vier Menschen mit sich führten. Harry fiel auf, dass die Zuschauer sich umdrehten und Mr Crouch verstohlene Blicke zuwarfen. Einige flüsterten jetzt miteinander.
Die Dementoren führten die vier in die Mitte des Kerkers, wo für jeden ein Stuhl mit kettenbewehrten Armlehnen bereitstand. Einer der Gefangenen war ein untersetzter Mann, der mit leerem Blick zu Mr Crouch hochstarrte; ein anderer, schlanker und fahriger wirkend, ließ den Blick über die Menge huschen; eine Frau mit dichtem, glänzend schwarzem Haar und dunkel umschatteten Augen saß auf ihrem Kettenstuhl, als wäre er ein Thron; und schließlich war da ein Junge, noch keine zwanzig Jahre alt, dessen Miene buchstäblich versteinert war. Zitternd saß er da, Strähnen von strohblondem Haar im sommersprossigen, milchig weißen Gesicht. Die schmächtige kleine Hexe neben Crouch begann auf ihrem Platz vor- und zurückzuwippen und in ihr Taschentuch zu wimmern.
Crouch stand auf. Er sah auf die vier vor ihm hinunter und in seinem Gesicht stand der blanke Hass.
»Sie wurden hierher vor den Rat für das Magische Gesetz gebracht«, sagte er mit klarer Stimme, »damit wir Sie für ein Verbrechen verurteilen, so abscheulich …«
»Vater«, sagte der Junge mit dem strohblonden Haar. »Vater … bitte …«
»– so abscheulich, wie wir es in den Mauern dieses Gerichts selten zu Ohren bekommen …«, sagte Crouch mit erhobener Stimme, die die seines Sohnes erstickte. »Wir haben gehört, welche Beweise gegen Sie vorliegen. Sie sind angeklagt, einen Auroren – Frank Longbottom – überwältigt und ihn dem Cruciatus-Fluch unterworfen zu haben, weil Sie glaubten, er kenne den Aufenthaltsort Ihres geflohenen Herrn, dessen Name nicht genannt werden darf
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