Harry Potter und der Feuerkelch
–«
»Vater, ich war es nicht!«, schrie der Junge in Ketten. »Ich war es nicht, ich schwöre es, Vater, schick mich nicht zu den Dementoren zurück –«
»Sie sind weiterhin angeklagt«, bellte Mr Crouch, »den Cruciatus-Fluch gegen Frank Longbottoms Frau gerichtet zu haben, weil er selbst nichts preisgegeben hatte. Sie hatten die Absicht, Ihm, dessen Name nicht genannt werden darf, wieder an die Macht zu verhelfen und die Welt erneut mit Gewalt zu überziehen, wie Sie es vermutlich schon taten, als er noch stark war –«
»Mutter!«, schrie der Junge, und die verhärmte kleine Hexe neben Crouch begann zu schluchzen und heftig mit dem Oberkörper zu wippen. »Mutter, sag ihm, er soll aufhören, Mutter, ich hab es nicht getan, ich war es nicht!«
»Ich fordere nun die Mitglieder der Jury auf«, rief Mr Crouch, »die Hand zu heben, wenn sie mit mir der Meinung sind, dass für diese Verbrechen eine lebenslängliche Strafe in Askaban angemessen ist.«
Die Hexen und Zauberer an der rechten Seite des Kerkers hoben einstimmig die Hände. Die Zuschauer auf den Bänken begannen zu klatschen, wie sie es schon für Bagman getan hatten, doch diesmal waren ihre Gesichter erfüllt von zorniger Genugtuung. Wieder begann der Junge zu schreien.
»Nein! Mutter, nein! Ich hab es nicht getan, ich war nicht dabei, ich wusste es nicht! Schick mich nicht dorthin, lass es nicht zu!«
Die Dementoren glitten herein. Die drei Mitangeklagten des Jungen erhoben sich schweigend von ihren Stühlen; die Frau mit den schweren, dunklen Augenlidern sah zu Crouch auf und rief: »Der Dunkle Lord wird wiederkommen, Crouch! Begrab uns ruhig in Askaban, wir werden warten! Er wird wieder aufsteigen und uns von dort erlösen, er wird uns fürstlicher belohnen als alle seine anderen Anhänger! Wir allein waren ihm treu! Wir allein haben versucht, ihn zu finden!«
Der Junge allerdings versuchte die Dementoren abzuwehren, doch Harry sah, wie ihre kalte, Leben aussaugende Kraft ihn allmählich erlahmen ließ. Die Menge jubelte, manche Zuschauer waren aufgesprungen, und während die Frau rasch aus dem Kerker gegangen war, wehrte sich der Junge immer noch verbissen.
»Ich bin dein Sohn!«, schrie er zu Crouch hoch. »Ich bin dein Sohn!«
»Du bist nicht mein Sohn!«, bellte Crouch und seine Augen traten plötzlich hervor. »Ich habe keinen Sohn!«
Die verhärmte Hexe neben ihm schluchzte laut auf und brach auf ihrem Platz zusammen. Sie war ohnmächtig. Crouch schien es nicht bemerkt zu haben.
»Bringt sie fort!«, donnerte Crouch den Dementoren entgegen und Speicheltropfen flogen ihm aus dem Mund. »Bringt sie fort und lasst sie dort verrotten!«
»Vater! Vater, ich war nicht dabei! Nein! Nein! Vater, bitte!«
»Ich denke, Harry, es ist Zeit, in mein Büro zurückzukehren«, sagte eine ruhige Stimme in Harrys Ohr.
Harry zuckte zusammen. Er wandte sich zur einen Seite um. Dann zur anderen Seite.
Zu seiner Rechten saß ein Albus Dumbledore, der beobachtete, wie die Dementoren Crouchs Sohn mit sich fortzerrten – und zu seiner Linken saß ein Albus Dumbledore, der ihm direkt in die Augen sah.
»Komm mit«, sagte dieser Dumbledore und schob die Hand unter Harrys Ellbogen. Harry hatte das Gefühl, in die Luft zu steigen; der Kerker um ihn her löste sich auf; einen Moment lang herrschte vollkommene Schwärze, dann kam es ihm vor, als hätte er einen Salto in Zeitlupe gemacht, und er landete plötzlich glatt auf den Füßen, mitten in Dumbledores Büro, im gleißenden Licht der Sonne, die durch die Fenster schien. Sein Blick fiel auf die steinerne Schale im Schrank und neben ihm stand Albus Dumbledore.
»Professor«, keuchte Harry, »ich weiß, ich hätte nicht – ich wollte eigentlich nicht – die Schranktür war sozusagen offen und –«
»Ich verstehe vollkommen«, sagte Dumbledore. Er hob die Schale hoch, trug sie zu seinem Schreibtisch, stellte sie auf die polierte Tischplatte und setzte sich auf seinen Stuhl. Mit einer Handbewegung forderte er Harry auf, ihm gegenüber Platz zu nehmen.
Harry setzte sich, ohne die steinerne Schale aus den Augen zu lassen. Ihr Inhalt war jetzt wieder silbrig weiß und begann unter seinem Blick zu wirbeln und sich zu kräuseln.
»Was ist das?«, fragte Harry zitternd.
»Das? Man nennt es ein Denkarium«, sagte Dumbledore. »Mir kommt es manchmal so vor, und sicher kennst du das Gefühl, dass mein Kopf einfach mit zu vielen Gedanken und Erinnerungen vollgestopft ist.«
»Ähm«, sagte Harry, der nicht
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