Harry Potter und der Feuerkelch
Lucius!«
Harry, Ron und Hermine wirbelten herum. Zu den drei noch freien Plätzen in der zweiten Reihe direkt hinter Mr Weasley drängten sich die alten Besitzer von Dobby, dem Hauselfen – Lucius Malfoy, sein Sohn Draco und eine Frau, die, wie Harry vermutete, Dracos Mutter sein musste.
Harry und Draco Malfoy waren seit ihrer ersten Reise nach Hogwarts verfeindet. Draco, ein blasser Junge mit spitzem Gesicht und weißblondem Haar, hatte große Ähnlichkeit mit seinem Vater. Auch seine Mutter war blond; groß und schlank, wie sie war, wäre sie hübsch gewesen, wenn sie nicht ein Gesicht gemacht hätte, als hätte sie einen üblen Geruch in der Nase.
»Ah, Fudge«, sagte Mr Malfoy und streckte dem Zaubereiminister die Hand entgegen. »Wie geht’s? Ich glaube, meine Frau Narzissa kennen Sie noch nicht? Und unseren Sohn, Draco?«
»Angenehm, angenehm«, sagte Fudge lächelnd und verbeugte sich vor Mrs Malfoy. »Darf ich Ihnen Mr Oblansk vorstellen – Obalonsk – Mr – nun ja, er ist der bulgarische Zaubereiminister, und er versteht ohnehin kein Wort von dem, was ich sage, also egal. Und mal sehen, wer noch – Sie kennen Arthur Weasley, nehme ich an?«
Einen Moment lang herrschte äußerste Spannung. Mr Weasley und Malfoy musterten sich gegenseitig, und Harry stand noch lebhaft vor Augen, was passiert war, als sie sich das letzte Mal begegnet waren; es war in der Buchhandlung Flourish & Blotts gewesen, und die beiden hatten sich am Ende geprügelt. Mr Malfoys kalte graue Augen schweiften über Mr Weasley und dann die Sitzreihe entlang.
»Meine Güte, Arthur«, sagte er leise. »Was mussten Sie denn verkaufen, um Plätze in der Ehrenloge zu bekommen? Ihr Haus hätte sicher nicht genug gebracht?«
Fudge, der nicht zugehört hatte, sagte: »Lucius hat soeben eine sehr großzügige Spende für das St.-Mungo-Hospital für Magische Krankheiten und Verletzungen gegeben, Arthur. Er ist mein Gast heute.«
»Wie – wie schön«, sagte Mr Weasley mit angespanntem Lächeln.
Mr Malfoys Augen waren zu Hermine zurückgekehrt, die leicht rosa anlief, doch seinem Blick entschlossen standhielt. Harry wusste genau, warum Mr Malfoy die Lippen schürzte. Die Malfoys brüsteten sich damit, Reinblüter zu sein; das hieß, sie hielten jeden, der von Muggeln abstammte, wie zum Beispiel Hermine, für zweitklassig. Unter den Augen des Zaubereiministers jedoch wagte Mr Malfoy es nicht, etwas zu sagen. Er nickte Mr Weasley herablassend zu und ging weiter die Reihe entlang zu seinem Platz. Draco warf Harry, Ron und Hermine einen verächtlichen Blick zu und ließ sich zwischen Mutter und Vater nieder.
»Schleimiges Pack«, murmelte Ron und die drei Freunde wandten sich wieder dem Spielfeld zu. In diesem Augenblick platzte Ludo Bagman in die Loge.
»Alle bereit?«, rief er und sein rundes Gesicht strahlte wie ein großer, erhitzter Edamer. »Minister – sind Sie bereit?«
»Von mir aus können Sie loslegen«, sagte Fudge gut gelaunt.
Ludo zückte seinen Zauberstab, richtete ihn gegen die eigene Kehle und sagte: »Sonorus!« Dann erhob er die Stimme über die Wolke aus Lärm, die das ausverkaufte Stadion erfüllte; seine Stimme hallte über dem Publikum wider und dröhnte in jede Ritze der Tribünen: »Meine Damen und Herren … willkommen! Willkommen zum Endspiel der vierhundertundzweiundzwanzigsten Quidditch-Weltmeisterschaft!«
Die Zuschauer kreischten und klatschten. Tausende von Flaggen wehten, und die vielstimmig und falsch gesungenen Nationalhymnen steigerten den Trubel noch. Auf der riesigen Tafel gegenüber wurde der letzte Werbespruch gelöscht (Bertie Botts Bohnen aller Geschmacksrichtungen – Russisch Roulette für Ihre Zunge!), und nun erschien in flammender Schrift: BULGARIEN : NULL , IRLAND : NULL .
»Und jetzt möchte ich Ihnen ohne weiteres Brimborium unsere Gäste vorstellen … die bulgarischen Mannschaftsmaskottchen!«
Die rechte Kurve des Stadions, ein einziger scharlachroter Block, gab dröhnend und juchzend seine Freude kund.
»Was die wohl mitgebracht haben?«, sagte Mr Weasley und beugte sich über die Brüstung. »Aaah!« Auf einmal riss er sich die Brille von der Nase und putzte sie eilends an seinem Pullunder. »Veela!«
»Was sind Veel–?«
Hundert Veela glitten nun hinaus über das Spielfeld und beantworteten Harrys Frage. Veela waren Frauen … die schönsten Frauen, die Harry je gesehen hatte … nur dass sie nicht – das war unmöglich … wirkliche Menschen sein konnten. Harry versuchte
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