Harry Potter und der Feuerkelch
war, der, wie es schien, aus smaragdgrünen Sternen bestand. Und aus der Mundhöhle des Schädels quoll, wie eine Zunge, eine Schlange hervor. Sie sahen zu, wie der Schädel immer höher stieg, in grünlichen Dunst getaucht, doch strahlend hell, auf den schwarzen Himmel geprägt wie ein neues Gestirn.
Plötzlich war der Wald um sie her ein Meer von Schreien. Harry wusste nur, dass der einzige Grund dafür das plötzliche Erscheinen des Totenschädels sein konnte, der nun so hoch gestiegen war, dass er den ganzen Wald erleuchtete wie ein grauenhaftes Neonschild. Er suchte in der Dunkelheit nach dem Beschwörer des Schädels, doch er sah niemanden.
»Wer ist da?«, rief er noch einmal.
»Harry, komm, wir hauen ab!« Hermine hatte ihn hinten an der Jacke gepackt und zerrte ihn rücklings fort.
»Was ist los?«, fragte Harry und sah bestürzt in ihr weißes, verängstigtes Gesicht.
»Es ist das Dunkle Mal, Harry!«, keuchte Hermine und zerrte ihn mit aller Kraft fort. »Das Zeichen von Du-weißt-schon-wem!«
»Voldemorts –?«
»Harry, komm schon!«
Harry wandte sich jetzt um – Ron packte hastig seinen kleinen Krum ein – und die drei machten sich auf den Weg über die Lichtung – doch nach nur wenigen hastigen Schritten verriet ihnen ein leises Plopp nach dem anderen, dass zwanzig Zauberer aus dem Nichts aufgetaucht waren und sie umzingelten.
Harry wirbelte herum und im Bruchteil einer Sekunde erkannte er eines: Jeder dieser Zauberer hatte seinen Zauberstab gezückt, und die Zauberstäbe waren auf ihn, Ron und Hermine gerichtet. Ohne weiter nachzudenken, schrie er: »Deckung!«, packte die anderen beiden und riss sie zu Boden.
»Stupor!«, donnerten zwanzig Stimmen – es gab ein blendendes Blitzgeprassel, und Harry spürte, wie sich das Haar auf seinem Kopf kräuselte, als ob ein kräftiger Wind über die Lichtung fegte. Er hob den Kopf nur wenige Zentimeter und sah rote Feuerstöße aus den Stäben der Zauberer über sie hinwegflammen, sich kreuzen, von Baumstämmen abprallen und sich in der Dunkelheit verlieren –
»Aufhören!«, schrie eine Stimme, die er kannte. »Stopp! Das ist mein Sohn!«
Der Wind, der Harrys Haar zerzaust hatte, legte sich. Er hob den Kopf ein wenig höher. Der Zauberer vor ihm hatte seinen Stab gesenkt. Harry setzte sich auf und sah Mr Weasley mit entsetztem Gesicht auf sie zugehen.
»Ron – Harry –«, seine Stimme zitterte, »– Hermine – seid ihr verletzt?«
»Aus dem Weg, Arthur«, herrschte ihn eine kalte Stimme an.
Es war Mr Crouch. Er und die anderen Ministeriumszauberer zogen den Kreis um sie enger. Harry stand auf, um sich ihnen entgegenzustellen. Mr Crouchs Gesicht war wutverzerrt.
»Wer von Ihnen hat es getan?«, bellte er, und seine scharfen Augen blitzten zwischen ihnen hin und her. »Wer von Ihnen hat das Dunkle Mal heraufbeschworen?«
»Das waren wir nicht!«, sagte Harry und deutete mit der Hand hoch zum Schädel.
»Wir haben überhaupt nichts getan!«, sagte Ron, rieb sich den Ellbogen und sah entrüstet seinen Vater an. »Warum habt ihr uns angegriffen?«
»Lügen Sie nicht, Sir!«, rief Mr Crouch. Sein Zauberstab war immer noch direkt auf Ron gerichtet und seine Augen quollen hervor – so wirkte er leicht übergeschnappt. »Sie sind am Tatort entdeckt worden!«
»Barty«, flüsterte eine Hexe in einem langen wollenen Morgenrock, »das sind doch noch Kinder, Barty, die wären doch nie in der Lage –«
»Wo kam denn das Mal her, ihr drei?«, warf Mr Weasley rasch ein.
»Von da drüben«, sagte Hermine zitternd und deutete auf die dunkle Stelle, wo die Stimme hergekommen war, »da war jemand hinter den Bäumen … er hat laut gesprochen – eine Beschwörung –«
»Oh, stand also da drüben, nicht wahr?«, sagte Mr Crouch und wandte seine hervorquellenden Augen Hermine zu; dass er ihr nicht glaubte, stand ihm im Gesicht geschrieben. »Hat eine Beschwörung gesprochen, soso? Sie scheinen sehr gut zu wissen, wie das Mal aufgerufen wird, Fräulein –«
Doch keiner der Ministeriumszauberer außer Mr Crouch schien es überhaupt für denkbar zu halten, dass Harry, Ron oder Hermine den Schädel heraufbeschworen hatte; im Gegenteil, bei Hermines Worten hoben sie alle wieder ihre Zauberstäbe, spähten durch die Nacht und richteten sie auf die besagte Stelle.
»Zu spät«, sagte die Hexe in dem wollenen Morgenrock kopfschüttelnd. »Die sind bestimmt schon disappariert.«
»Da bin ich anderer Meinung«, sagte ein Zauberer mit stoppligem braunem
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