Harry Potter und der Gefangene von Askaban
Zaubereiminister«, drängte Harry. »Wenn Sie mir die Erlaubnis geben würden –«
»Nein, tut mir leid, Harry, aber die Vorschriften sind nun mal so«, sagte Fudge mit matter Stimme. »Vielleicht kannst du Hogsmeade nächstes Jahr besuchen. Im Grunde finde ich es ohnehin besser, wenn du nicht … ja … gut, ich muss gehen. Viel Spaß hier, Harry.«
Und mit einem letzten Lächeln und einem Händedruck verabschiedete sich Fudge, und Tom ging freudestrahlend auf Harry zu.
»Würden Sie mir bitte folgen, Mr Potter«, sagte er. »Ich habe Ihre Sachen schon hochgetragen …«
Harry folgte Tom eine schöne hölzerne Treppe empor zu einer Tür mit der Messingnummer elf, die der Wirt für ihn aufschloss und öffnete.
Drinnen standen ein sehr bequem aussehendes Bett und ein paar auf Hochglanz polierte Eichenmöbel, im Kamin prasselte fröhlich ein Feuer und auf dem Kleiderschrank hockte –
»Hedwig!«, keuchte Harry.
Die Schneeeule klickte mit dem Schnabel und flatterte hinunter auf Harrys Arm.
»Eine sehr kluge Eule haben Sie da«, gluckste Tom. »Kam etwa fünf Minuten nach Ihnen an. Wenn Sie irgendetwas brauchen, Mr Potter, zögern Sie nicht zu fragen.«
Mit einer weiteren Verbeugung ging er hinaus.
Harry saß eine ganze Weile auf dem Bett und streichelte Hedwig, ganz in Gedanken versunken. Der Himmel draußen vor dem Fenster wechselte rasch die Farben, von einem tiefen, samtenen Blau zu einem stählernen Grau und dann, allmählich, zu einem mit Gold durchzogenen Rosa. Harry konnte kaum glauben, dass er erst vor ein paar Stunden aus dem Ligusterweg geflohen war, dass er nicht von der Schule geworfen wurde und dass er jetzt drei Wochen ohne einen einzigen Dursley vor sich hatte.
»Das war eine ziemlich merkwürdige Nacht, Hedwig«, sagte er gähnend.
Und ohne auch nur seine Brille abzunehmen, ließ er sich in die Kissen sinken und schlief ein.
Im Tropfenden Kessel
Harry brauchte einige Tage, um sich an seine neue Freiheit zu gewöhnen. Nie zuvor hatte er aufstehen oder liegen bleiben können, wie ihm gerade zumute war, oder essen können, worauf er gerade Lust hatte. Er konnte sogar gehen, wohin er wollte, solange er in der Winkelgasse blieb, und auf dieser langen kopfsteingepflasterten Straße reihten sich die verlockendsten Zauberläden der Welt aneinander. So kam es Harry gar nicht in den Sinn, sein Versprechen gegenüber Fudge zu brechen und irgendwelche Ausflüge in die Welt der Muggel zu unternehmen.
Beim allmorgendlichen Frühstück im Tropfenden Kessel beobachtete Harry mit Vorliebe die anderen Gäste: komische kleine Hexen vom Land, die für einen Tag zum Einkaufsbummel gekommen waren; altehrwürdige Zauberer, die sich über den jüngsten Aufsatz in Verwandlung Heute stritten; wild aussehende Hexenmeister, rauflustige Zwerge und einmal sogar ein Wesen, das verdächtig nach einer Vettel aussah und aus seinem dicken wollenen Kopfschützer heraus einen Teller voll roher Leber bestellte.
Nach dem Frühstück ging Harry hinaus auf den Hinterhof, zückte den Zauberstab, tippte gegen den dritten Backstein von links über dem Mülleimer und trat einen Schritt zurück. Die Mauer öffnete sich und gab den Durchgang zur Winkelgasse frei.
Harry verbrachte die langen, sonnigen Tage damit, in den Läden zu stöbern und unter den grellbunten Sonnenschirmen der Straßencafés zu essen, wo die anderen Gäste sich ihre Anschaffungen zeigten (»Das’n Lunaskop, alter Junge, kein Rumgemurkse mehr mit Mondtabellen, verstehste?«) oder sich über den Fall Sirius Black unterhielten (»Ich würde meine Kinder nicht mehr allein rauslassen, bis er wieder in Askaban sitzt«). Harry musste seine Hausaufgaben nicht mehr beim Licht einer Taschenlampe unter der Bettdecke erledigen; jetzt konnte er im strahlenden Sonnenschein vor Florean Fortescues Eissalon sitzen und seine sämtlichen Aufsätze mit gelegentlicher Hilfe von Florean Fortescue persönlich fertig schreiben, der, abgesehen davon, dass er eine Menge über mittelalterliche Hexenverbrennungen wusste, Harry alle halbe Stunde einen neuen Fruchteisbecher schenkte.
Sobald Harry einmal seinen Geldbeutel mit goldenen Galleonen, silbernen Sickeln und bronzenen Knuts aus seinem Verlies bei Gringotts aufgefüllt hatte, musste er sich mächtig am Riemen reißen, um das ganze Geld nicht auf einen Schlag auszugeben. Er musste sich ständig daran erinnern, dass er noch fünf Jahre Hogwarts vor sich hatte und wie er sich fühlen würde, wenn er die Dursleys um Geld für
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