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Harry Potter und der Gefangene von Askaban

Harry Potter und der Gefangene von Askaban

Titel: Harry Potter und der Gefangene von Askaban Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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auf.
    »Ich hab um Auszeit gebeten!«, brüllte Wood seinem Team entgegen. »Kommt, hier runter –«
    Sie drängten sich am Spielfeldrand unter einem großen Schirm zusammen; Harry nahm die Brille ab und wischte sie hastig am Umhang ab.
    »Wie steht’s eigentlich?«
    »Wir haben fünfzig Punkte Vorsprung«, sagte Wood, »aber wenn wir nicht bald den Schnatz fangen, spielen wir bis in die Nacht hinein.«
    »Mit der hier hab ich keine Chance«, keuchte Harry und schlenkerte mit seiner Brille durch die Luft.
    Genau in diesem Augenblick tauchte Hermine an seiner Seite auf, sie hielt sich den Umhang über den Kopf und aus unerfindlichen Gründen strahlte sie.
    »Ich hab da ’ne Idee, Harry! Gib mir mal deine Brille, schnell!«
    Er reichte sie ihr und das Team sah verdutzt zu, wie Hermine mit ihrem Zauberstab dagegen tippte und »Impervius!« rief.
    »Bitte sehr!«, sagte sie und gab sie Harry zurück. »Jetzt stößt sie das Wasser ab!«
    Wood sah Hermine an, als wollte er sie auf der Stelle küssen.
    »Genial!«, rief er ihr mit heiserer Stimme nach, während sie in der Menge verschwand. »Gut, Leute, packen wir’s!«
    Hermines Zauber wirkte. Harry war immer noch benommen vor Kälte und patschnass, doch er konnte etwas sehen. Voll frischer Zuversicht peitschte er mit dem Besen durch die Böen und spähte in allen Himmelsrichtungen nach dem Schnatz, wobei er hier einem Klatscher auswich und dort unter dem heransausenden Diggory hindurchtauchte …
    Er sah einen vergabelten Blitz, dem auf der Stelle ein weiterer Donnerschlag folgte. Das wurde immer gefährlicher. Harry musste den Schnatz möglichst bald fangen.
    Er wendete und wollte zur Mitte des Feldes zurückfliegen, doch in diesem Moment erleuchtete ein weiterer Lichtblitz die Tribünen, und Harry sah etwas, das ihn vollkommen in Bann schlug – die Kontur eines riesigen, zottigen schwarzen Hundes, klar umrissen gegen den Himmel. Reglos saß er in der obersten leeren Sitzreihe.
    Der Besenstiel entglitt Harrys klammen Händen und sein Nimbus sackte ein paar Meter ab. Er schüttelte sich die nassen Haare aus dem Gesicht und schaute noch einmal hinüber auf die Ränge. Der Hund war verschwunden.
    »Harry!«, ertönte Woods entsetzter Schrei von den Torpfosten der Gryffindors, »Harry, hinter dir!«
    Harry blickte sich entsetzt um. Cedric Diggory kam über das Spielfeld geschossen und in den Regenschnüren zwischen ihnen schimmerte etwas Kleines und Goldenes –
    In jäher Panik duckte sich Harry über den Besenstiel und raste dem Schnatz entgegen.
    »Mach schon!«, knurrte er seinen Nimbus an, während ihm der Regen ins Gesicht peitschte, »schneller!«
    Doch nun geschah etwas Seltsames. Eine gespenstische Stille senkte sich über das Stadion. Der Wind ließ zwar kein bisschen nach, doch er vergaß zu heulen. Es war, als ob jemand den Ton abgedreht hätte, als ob Harry plötzlich taub geworden wäre – was ging hier vor?
    Und dann überkam ihn eine fürchterlich vertraute Welle aus Kälte, drang in ihn ein, gerade als ihm eine Bewegung unten auf dem Feld auffiel …
    Zeit zum Nachdenken blieb nicht mehr, schon wandte er die Augen vom Schnatz ab und blickte in die Tiefe.
    Mindestens hundert Dementoren, die vermummten Gesichter ihm zugewandt, standen dort unter ihm. Es war, als würde eiskaltes Wasser in seiner Brust aufsteigen und ihm die Eingeweide abtöten. Und dann hörte er es wieder … jemand schrie, schrie im Innern seines Kopfes … eine Frau …
    »Nicht Harry, nicht Harry, bitte nicht Harry!«
    »Geh zur Seite, du dummes Mädchen … geh weg jetzt …«
    »Nicht Harry, bitte nicht, nimm mich, töte mich an seiner Stelle –«
    Betäubender, wirbelnder weißer Nebel füllte Harrys Kopf … was tat er da? Warum flog er? Er musste ihr helfen … sie würde sterben … sie wurde umgebracht …
    Er fiel, fiel durch den eisigen Nebel.
    »Nicht Harry! Bitte … verschone ihn … verschone ihn …«
    Eine schrille Stimme lachte, die Frau schrie, und Harry schwanden die Sinne.
    »Ein Glück, dass der Boden so durchweicht war.«
    »Ich dachte, er ist tot.«
    »Und nicht mal die Brille ist hin.«
    Harry konnte Geflüster hören, doch er verstand überhaupt nichts. Er hatte keine Ahnung, wo er war oder wie er hierhergekommen war oder was er davor getan hatte. Alles, was er wusste, war, dass ihm sämtliche Glieder wehtaten, als wäre er verprügelt worden.
    »Das war das Fürchterlichste, das ich je im Leben gesehen habe.«
    Fürchterlich … das Fürchterlichste …

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