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Harry Potter und der Gefangene von Askaban

Harry Potter und der Gefangene von Askaban

Titel: Harry Potter und der Gefangene von Askaban Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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gekommen bist«, sagte Hermine kaum vernehmlich.
    Zögernd langte sie nach einer Tasche zu ihren Füßen, stellte sie auf den Kopf und schüttelte ein Dutzend zersplitterte Holzstücke und angeknackstes Reisig auf das Bett, die letzten Überreste von Harrys treuem, am Ende geschlagenem Besen.

 
Die Karte des Rumtreibers
    Madam Pomfrey bestand darauf, Harry übers Wochenende im Krankenflügel zu behalten. Er widersprach nicht und klagte auch nicht, doch sie durfte nichts von den kläglichen Überbleibseln seines Nimbus Zweitausend fortwerfen. Das war albern, und er wusste es, denn der Nimbus war nicht mehr zu retten, und doch konnte er einfach nicht anders: Er hatte das Gefühl, einen guten Freund verloren zu haben.
    Der Strom der Besucher riss nicht ab, und alle kamen, um ihn aufzumuntern. Hagrid schickte ihm einen Strauß Ohrwurmblumen, die wie gelbe Kohlköpfe aussahen, und Ginny Weasley, puterrot angelaufen, tauchte mit einer selbst gebastelten Genesungskarte auf, die mit schriller Stimme zu singen begann, wenn Harry sie nicht unter einer schweren Obstschale zum Schweigen brachte. Das Team der Gryffindors tauchte am Sonntagmorgen wieder auf und diesmal war auch Wood dabei. Er mache Harry nicht den geringsten Vorwurf, sagte er mit merkwürdig hohler, lebloser Stimme. Ron und Hermine wichen nur nachts von Harrys Bett. Doch was sie auch sagten oder taten, sie konnten Harry nicht aufheitern, denn sie wussten nur die Hälfte von dem, was ihn wirklich beunruhigte.
    Keinem hatte er von dem Grimm erzählt, nicht einmal Ron und Hermine, denn er wusste, dass Ron panisch und Hermine spöttisch reagieren würde. Tatsache blieb jedoch, dass er jetzt schon zweimal erschienen war, und beiden Erscheinungen waren lebensgefährliche Unfälle gefolgt. Beim ersten Mal war er beinahe vom Fahrenden Ritter überrollt worden; beim zweiten Mal war er von seinem Besen fünfzehn Meter in die Tiefe gestürzt. Würde der Grimm ihn jagen, bis er wirklich starb? Sollte er für den Rest seines Lebens unentwegt nach dem Untier Ausschau halten?
    Und dann waren da noch die Dementoren. Immer wenn Harry an sie dachte, wurde ihm schlecht und er fühlte sich gedemütigt. Alle sagten, die Dementoren seien schrecklich, aber kein anderer brach jedes Mal bei ihrem Anblick zusammen … und niemand sonst hörte im Kopf den Widerhall der Schreie seiner sterbenden Eltern …
    Denn Harry wusste jetzt, wessen Stimme es war, die er gehört hatte. Er hatte sich ihre Worte wiederholt, immer und immer wieder in den nächtlichen Stunden im Krankenflügel, in denen er wach lag und auf die hellen Streifen starrte, die das Mondlicht an die Decke warf. Wenn sich die Dementoren näherten, hörte er die letzten Momente im Leben seiner Mutter, ihre Versuche, ihn, Harry, vor Lord Voldemort zu schützen, und Lord Voldemorts Gelächter, bevor er sie ermordete … Harry döste ein und schreckte immer wieder hoch, sank in Träume voll feuchtkalter, verrotteter Hände und grauenerfüllten Flehens, er schreckte auf und kam nicht von der Stimme seiner Mutter los und wollte sie sich immer wieder in Erinnerung rufen.
    Es war eine Erleichterung, am Montag ins lärmende Getriebe der Schule zurückzukehren, wo er gezwungen war, an andere Dinge zu denken, selbst wenn er Draco Malfoys Hänseleien über sich ergehen lassen musste. Malfoy war ganz entzückt vor Schadenfreude über die Niederlage der Gryffindors. Endlich hatte er sich die Bandagen abgenommen und er feierte diesen Anlass, indem er Harrys Sturz vom Besen beschwingt nachspielte. Zudem verbrachte er einen Großteil ihrer nächsten Zaubertrankstunden mit Auftritten als Dementor im Kerker. Ron verlor schließlich die Nerven und warf ein großes, glitschiges Krokodilherz auf Malfoy, das ihn im Gesicht traf; daraufhin zog Snape den Gryffindors fünfzig Punkte ab.
    »Wenn Snape wieder Verteidigung gegen die dunklen Künste gibt, melde ich mich krank«, sagte Ron nach dem Mittagessen auf dem Weg zu Professor Lupins Klassenzimmer. »Sieh erst mal nach, wer drin ist, Hermine.«
    Hermine öffnete die Tür einen Spaltbreit und spähte hinein.
    »Du kannst kommen!«
    Professor Lupin war wieder da. Deutlich mitgenommen sah er aus. Sein alter Umhang hing ihm noch schlaffer um die Schultern als sonst und er hatte dunkle Schatten unter den Augen; dennoch lächelte er sie an, als sie ihre Plätze einnahmen, und die ganze Klasse brach sofort in einen Sturm von Beschwerden über Snapes Verhalten während Lupins Krankheit aus.
    »Das ist nicht

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