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Harry Potter und der Orden des Phönix

Harry Potter und der Orden des Phönix

Titel: Harry Potter und der Orden des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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Nacht aufbleiben.«
    »Du kannst Wahrsagen nicht schwänzen«, sagte Hermine streng.
    »Das musst du gerade sagen! Du hast Wahrsagen sausen lassen, weil du Trelawney hasst!«, erwiderte Ron entrüstet.
    »Ich hasse sie nicht«, sagte Hermine hochmütig. »Ich halte sie nur für eine absolut entsetzliche Lehrerin und eine ausgemachte alte Schwindlerin. Aber Harry hat schon Zaubereigeschichte verpasst, und ich glaube nicht, dass er heute noch mehr versäumen sollte!«
    In Hermines Mahnung steckte zu viel Wahrheit, um sie zu ignorieren, deshalb nahm Harry eine halbe Stunde später im heißen, viel zu stark parfümierten Wahrsage-Klassenzimmer Platz, wütend auf alles und jeden. Professor Trelawney verteilte schon wieder das Traumorakel . Harry ging durch den Kopf, dass er seine Zeit viel besser mit Snapes Strafaufsatz verbracht hätte, als hier zu sitzen und in lauter erfundenen Träumen irgendwelche Bedeutungen zu suchen.
    Offenbar war er jedoch nicht der Einzige in Wahrsagen, der in Rage war. Professor Trelawney knallte ein Exemplar des Orakels auf den Tisch zwischen Harry und Ron und entschwebte mit geschürzten Lippen. Das nächste Orakel pfefferte sie Dean und Seamus hin, wobei sie nur knapp Seamus’ Kopf verfehlte, und das letzte Exemplar schleuderte sie derart heftig gegen Nevilles Brust, dass er von seinem Sitzkissen rutschte.
    »Nun, fahren Sie fort!«, sagte Professor Trelawney mit lauter, hoher und leicht hysterischer Stimme, »Sie wissen, was zu tun ist! Oder bin ich eine so miserable Lehrerin, dass Sie nicht mal gelernt haben, wie man ein Buch aufschlägt?«
    Perplex starrte die Klasse sie an, dann warfen sich alle gegenseitig ratlose Blicke zu. Harry jedoch glaubte zu wissen, was los war. Als Professor Trelawney erregt zu ihrem Lehrerstuhl mit der hohen Lehne zurückstürmte, die vergrößerten Augen voller Zornestränen, neigte er den Kopf zu Ron und murmelte: »Ich glaub, sie hat das Ergebnis ihrer Unterrichtsinspektion gekriegt.«
    »Professor?«, sagte Parvati Patil mit gedämpfter Stimme (sie und Lavender hatten Professor Trelawney immer bewundert), »Professor, ist – ähm – etwas nicht in Ordnung?«
    »Nicht in Ordnung!«, rief Professor Trelawney und ihre Stimme bebte vor Erregung. »Sicher ist alles in Ordnung! Ich wurde beleidigt, gewiss … man hat Verdächtigungen gegen mich lanciert … haltlose Anschuldigungen erhoben … aber nein, es ist selbstverständlich alles in Ordnung!«
    Sie atmete tief und zitternd ein und wandte den Blick von Parvati ab. Zornestränen kullerten unter ihrer Brille hervor.
    »Gar nicht zu reden«, schluchzte sie, »von sechzehn Jahren treuem Schuldienst … sie sind vergangen, offenbar von niemandem bemerkt … aber ich lasse mich nicht beleidigen, nein, das nicht!«
    »Aber Professor, wer beleidigt Sie denn?«, fragte Parvati zaghaft.
    »Das Establishment!«, erwiderte Professor Trelawney mit tiefer, dramatisch wabernder Stimme. »Ja, jene, deren Augen zu getrübt sind vom Alltäglichen, um zu sehen, wie ich sehe, zu wissen, wie ich weiß … natürlich, wir Seher wurden immer schon gefürchtet, immer schon verfolgt … es ist – nun leider – unser Schicksal.«
    Sie schluckte schwer, betupfte ihre nassen Wangen mit der Spitze ihres Schals, zog dann ein kleines besticktes Taschentuch aus dem Ärmel und putzte sich die Nase mit einem verächtlichen Schnauben, das Peeves alle Ehre gemacht hätte.
    Ron kicherte. Lavender warf ihm einen angewiderten Blick zu.
    »Professor«, sagte Parvati, »meinen Sie damit … hat es etwas mit Professor Umbridge –?«
    »Erwähnen Sie den Namen dieser Person nicht!«, rief Professor Trelawney und sprang mit rasselndem Perlengehänge und blitzender Brille auf. »Bitte fahren Sie mit Ihrer Arbeit fort!«
    Bis zum Ende der Stunde schritt sie zwischen ihnen einher, und während noch immer Tränen hinter ihrer Brille hervorsickerten, murmelte sie etwas in sich hinein, das sich ganz nach halblauten Drohungen anhörte.
    »… könnte durchaus das Haus verlassen … welche Schmach … auf Bewährung … wir werden ja sehen … wie kann sie es wagen …«
    »Du und Umbridge, ihr habt was gemeinsam«, wandte sich Harry leise an Hermine, als sie sich in Verteidigung gegen die dunklen Künste wieder trafen. »Offensichtlich hält sie Trelawney auch für eine alte Schwindlerin … sieht aus, als hätte sie ihr eine Bewährungsfrist gesetzt.«
    Noch während er sprach, kam Umbridge herein, mit einer schwarzen Samtschleife auf dem Kopf und

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