Harry Potter und der Stein der Weisen
du? Das Spiel ist aus! Harry hat gewonnen! Wir haben gewonnen! Gryffindor liegt in Führung!«, schrie Hermine, tanzte auf ihrem Sitz herum und umarmte Parvati Patil in der Reihe vor ihr.
Harry sprang einen Meter über dem Boden von seinem Besen. Er konnte es nicht glauben. Er hatte es geschafft – das Spiel war zu Ende; es hatte kaum fünf Minuten gedauert. Gryffindors kamen aufs Spielfeld gerannt, und ganz in der Nähe sah er Snape landen, mit weißem Gesicht und zusammengekniffenen Lippen – dann spürte Harry eine Hand auf der Schulter und er sah hoch in das lächelnde Gesicht von Dumbledore.
»Gut gemacht«, sagte Dumbledore leise, so dass nur Harry es hören konnte. »Schön, dass du nicht diesem Spiegel nachhängst … hattest was Besseres zu tun … vortrefflich …«
Snape spuckte mit verbittertem Gesicht auf den Boden.
Einige Zeit später verließ Harry allein den Umkleideraum, um seinen Nimbus Zweitausend zurück in die Besenkammer zu stellen. Er konnte sich nicht erinnern, jemals glücklicher gewesen zu sein. Nun hatte er wirklich etwas getan, auf das er stolz sein durfte – keiner konnte jetzt mehr sagen, er hätte nur einen berühmten Namen. Die Abendluft hatte noch nie so süß gerochen. Er ging über das feuchte Gras und sah noch einmal, wie durch einen Schleier von Glück, die letzte Stunde: die Gryffindors, die herbeigerannt kamen, um ihn auf die Schultern zu nehmen; in der Ferne Hermine, die in die Luft sprang, und Ron, der ihm mit blutverschmierter Nase zujubelte.
Harry hatte den Schuppen erreicht. Er lehnte sich gegen die Holztür und sah hoch zum Schloss, dessen Fenster in der untergehenden Sonne rot aufleuchteten. Gryffindor in Führung. Er hatte es geschafft, er hatte es Snape gezeigt …
Wo er gerade an Snape dachte …
Eine vermummte Gestalt eilte die Schlosstreppen herunter. Offenbar wollte sie nicht gesehen werden, denn raschen Schrittes ging sie in Richtung des verbotenen Waldes. Harry sah ihr nach und sein eben errungener Sieg schwand ihm aus dem Kopf. Er erkannte den raubtierhaften Gang dieser Gestalt: Snape, der sich in den verbotenen Wald stahl, während die andern beim Abendessen waren – was ging da vor?
Harry sprang auf seinen Nimbus Zweitausend und stieg empor. Still glitt er über das Schloss hinweg und sah Snape rennend im Wald verschwinden. Er folgte ihm.
Die Bäume standen so dicht, dass er nicht sehen konnte, wohin Snape gegangen war. Schleifen drehend ließ er sich weiter sinken. Erst als er die Baumwipfel berührte, hörte er Stimmen. Er schwebte in die Richtung, aus der sie kamen, und landete geräuschlos auf einer turmhohen Buche.
Vorsichtig kletterte er an einem ihrer Äste entlang, den Besen fest umklammernd, und versuchte durch die Blätter hindurch etwas zu erkennen.
Unten, auf einer schattendunklen Lichtung, stand Snape. Doch er war nicht allein. Neben ihm stand Quirrell. Harry konnte seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen, doch er stotterte schlimmer denn je. Harry spitzte die Ohren, um etwas von dem zu erhaschen, was sie sagten.
»… w-weiß nicht, warum Sie mich a-a-ausgerechnet hier treffen wollen, Severus …«
»Oh, ich dachte, das bleibt unter uns«, sagte Snape mit eisiger Stimme. »Die Schüler sollen schließlich nichts vom Stein der Weisen erfahren.«
Harry lehnte sich weiter vor. Quirrell murmelte etwas. Snape unterbrach ihn.
»Haben Sie schon herausgefunden, wie Sie an diesem Untier von Hagrid vorbeikommen?«
»A-a-ber, Severus, ich –«
»Sie wollen mich doch nicht zum Feind haben, Quirrell«, sagte Snape und trat einen Schritt auf ihn zu.
»I-ich weiß nicht, w-was Sie –«
»Sie wissen genau, was ich meine.«
Beim lauten Schrei einer Eule fiel Harry fast aus dem Baum. Er brachte sich noch rechtzeitig ins Gleichgewicht, um zu hören, wie Snape sagte: »… Ihr kleines bisschen Hokuspokus. Ich warte.«
»A-aber i-ich –«
»Sehr schön«, unterbrach ihn Snape. »Wir sprechen uns bald wieder, wenn Sie Zeit hatten, sich die Dinge zu überlegen, und sich im Klaren sind, wem Sie verpflichtet sind.«
Er warf sich die Kapuze über den Kopf und entfernte sich von der Lichtung. Es war jetzt fast dunkel, doch Harry konnte Quirrell sehen, der so unbeweglich dastand, als sei er versteinert.
»Harry, wo hast du gesteckt? «, keifte Hermine.
»Wir haben gewonnen! Du hast gewonnen! Wir haben gewonnen!«, rief Ron und klatschte Harry auf den Rücken. »Und ich hab Malfoy ein blaues Auge verpasst, und Neville hat versucht, es allein mit
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