Hashimoto und Basedow
grundsätzlich infrage zu stellen. Eigeninitiative zu rauben kann hier sehr gefährlich werden. Diese Art von Zwang hindert den Menschen daran, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und seine Gesetze nach dem zu gestalten, was man selbst für gut und richtig erkennt. Das öffnet das Tor zu Krankheiten des Selbstzweifels.
Dass sich bei der Hashimoto-Thyreoiditis die Schilddrüse mitunter auflöst, ist meinem Verständnis nach der Versuch des Immunsystems, auf einen Zwang, der von außen auf die Seele einwirkt, zu reagieren. Der Körper entfernt dann in großer Bereitwilligkeit jenes »Hindernis«, das er gegen diese Anmutungen noch bietet, einfach im vorauseilenden Gehorsam. Selbstzerstörung als Weg. Welcher Aggressor kann es sein, der die Hashimoto hervorruft? Es muss ein Zwang sein, der sich gegen die eigene Leistungsbereitschaft des Menschen wendet, gegen seine Individualität und die Anziehungskraft als Person. Eigentlich ein Zwang also, der einem die eigene Wesenhaftigkeit rauben möchte. Und die Therapie einer Hashimoto-Thyreoiditis wird dann zum Versuch, sich gegen diese Zumutung zu wenden und der Persönlichkeit des Patienten oder der Patientin wieder neu zum Durchbruch zu verhelfen.
Der Morbus Basedow
Warum Panik bei der Basedow- Diagnose?
Es hängt mit einer alten Erinnerung zusammen, dass wir den »Basedow«, wie wir ihn in diesem Buch kurz nennen wollen, so ernst nehmen und bei seiner Diagnose sofort in Panik die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Bekannt geworden ist diese Erkrankung in Deutschland spätestens im Jahr 1840, als der deutsche Arzt Carl Adolph von Basedow sie unter dem Begriff »Glotzaugenkachexie« zusammenfasste. Die Erkrankten waren Menschen mit einer Schilddrüsenüberfunktion, deren Augen aus den Höhlen hervortraten und die extrem abmagerten, also »kachektisch« wurden und dann starben. Fünf Jahre vor Basedow hatte der Engländer Robert James Graves die Krankheit beschrieben, weshalb sie im englischen Sprachraum auch als Graves-Disease vorkommt. Aber es gibt noch zahlreiche andere Forscher, die sie mit ihrem Namen belegt haben, darunter Begbie, Flajani, Marsh oder Parry.
Freie Schilddrüsen-
hormone im Blut
Die »Glotzaugenkachexie« ist heute glücklicherweise so selten geworden, dass man auch den Begriff nicht mehr verwendet. Vereinzelt aber sieht man im Stadtbild noch Menschen, auf die die Krankheitsbeschreibung zutrifft. Der Basedow selbst ist ja noch eine sehr häufige Krankheit, jeder 30. von uns leidet daran. Und die Schilddrüsenüberfunktion, die meist zur Diagnose führt, gehört zum einfachen Internistenalltag. In der Praxis dauert es dann meist doch eine Weile, bis die Blutabnahme durchgeführt wurde, die eine Schilddrüsenüberfunktion beweist, und bis die Pharmazeutika greifen, die man hier gerne für die Behandlung einsetzt. Man bestimmt zu diesem Zweck die freien Schilddrüsenhormone im Blut, fT3 und fT4, die im Krankheitsfall auf das Doppelte, mitunter das Zehnfache erhöht sind. Man weiß dann nicht nur, dass eine Schilddrüsenüberfunktion vorliegt, sondern auch, wie hoch wohl die Dosis der Gegenmittel angesetzt werden muss. Je stärker die Ausprägung der »Hyperthyreose«, wie sie auch heißt, desto höher dosiert man die Schilddrüsenblocker und desto länger dauert es dann meist, bis wieder Normalwerte vorliegen.
Ein weiterer Wert, der hier eine wertvolle Aussage liefern kann, ist das TSH. Es handelt sich dabei um einen Botenstoff der Hirnanhangsdrüse, der bei Schilddrüsenüberfunktion erniedrigt ist. Dieses »Thyreoidea-stimulierende Hormon« ist praktisch eine Botschaft des Gehirns an die Schilddrüse. Diese Botschaft lautet: Je höher ich bin, desto härter musst du arbeiten. Je stärker das TSH ansteigt, desto stärker wird die Schilddrüse zur Produktion von T4 angetrieben. Arbeitet sie hingegen zu heftig, geht auch das TSH zurück, weil das Gehirn merkt, dass es zu stark stimuliert wird. Ist das der Fall, drosselt es die Bildung von TSH, und das zuletzt bis auf null. Unter null geht nicht und das ist auch der Grund, warum wir überhaupt manche Schilddrüsenüberfunktionen als Krankheitsbilder behandeln müssen – weil der körpereigene Versuch der Regulation gescheitert ist. Ein nicht mehr messbares TSH ist wie ein roter Alarmknopf, der dann angeht, wenn beispielsweise ein »autonomes Adenom« vorliegt, also ein Schilddrüsenknoten, der völlig unbeeindruckt von Signalen des Gehirns Hormon produziert. Schilddrüsenzellen, die dem Gehirn
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