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Hass

Hass

Titel: Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Coulter
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Die Treppe führte zu einem geräumigen Absatz im ersten Stock, von wo aus man auf die riesige Eingangshalle herabblickte, deren Decke drei Stockwerke hoch war, wie in einer Kathedrale. Ein antiker goldener Kristallkronleuchter hing fast fünf Meter herab. Er fragte sich, wie viel das Teil wohl wiegen mochte und was man tun musste, um es zu reinigen.
    »Wo geht’s lang?«
    »Links herum.«
    »Welches Schlafzimmer ist Ihres? Oh, was für ein netter Gedanke, oder – gibt es einen Ehemann, der sich hier irgendwo versteckt?«
    »Nicht mehr«, sagte sie mit flacher Stimme. »Ganz am Ende des Flurs.«
    Der Flur war breit, die herrlich polierten Ahorndielen glänzten um den antiken Teppich, der die gesamte Länge einnahm. Er hätte eigentlich vorbereitet sein sollen, als er das Licht im Schlafzimmer einschaltete. Er hielt für einen Moment in seinen Bewegungen inne. Es war riesig, größer als sein Wohnzimmer, mit einer unfassbar hohen Decke und aufwendig gestalteten Stuckverzierungen. Es gab noch eine weitere Tür, die in einen überdimensionalen begehbaren Kleiderschrank führte. Die nächste Tür gab den Blick frei auf ein gigantisches Badezimmer, das in cremig gelben Fliesen gehalten war, die in zufälliger Anordnung von Zierfliesen mit bunten italienischen Landszenerien am Boden und an den Wänden aufgelockert wurden.
    Er setzte sie auf den Toilettendeckel und drehte die Dusche auf, prüfte mit der Hand die Wassertemperatur. Als es schön heiß war, wandte er sich zu ihr um, als sie gerade wieder mit dem Oberkörper nach vorne sank. Er zog sie bis auf die Unterwäsche aus – vernünftiges Zeug, nichts Gerüschtes oder Bauschiges -, öffnete die Duschkabine und blickte dann Julia an. Wenn er sie in die Dusche steckte, konnte sie umfallen und sich dabei verletzen. Und außerdem fror er jetzt auch.
    Er setzte sie vorsichtig wieder ab. »Nicht umfallen, hören Sie?«
    »Das werde ich nicht«, antwortete sie und rutschte dann nach links, bis ihr Gesicht auf der Toilettenrolle lag, die in einer Halterung an der Seite des langen marmornen Waschtisches befestigt war.
    Er zog sich bis auf Boxershorts und Unterhemd aus, legte seine SIG, das Handy und die Brieftasche zur Seite und besah sich dabei sein einst so schönes Sakko, das auf einem Haufen mit Julias Lederjacke und dem Rest ihrer Sachen auf dem Boden lag. Als er mit ihr zusammen die große Duschkabine betrat, fragte sich Cheney, was das FBI-Handbuch wohl zum Duschen mit einer gerade geretteten Fremden vorschrieb. Er zog die Glastür zu und manövrierte sie genau unter den heißen Wasserstrahl.
    Sie schrie und versuchte, sich loszureißen.
    Er hätte am liebsten gleich mit geschrien, als das heiße Wasser wie Nadeln auf seine Haut prasselte.
    Er hielt sie fest, bis sie sich nicht mehr wand, und rieb dann ihre Arme und den Rücken. Sie war dünn, zu dünn, aber keineswegs dürr oder zerbrechlich. War sie von Natur aus dünn, oder hatte das andere Hintergründe?
    Julias Körper wärmte sich langsam auf, diesmal von außen nach innen. Auch ihre Kraft kehrte zurück. Sie sagte an seinem Hals: »Ich kann jetzt alleine stehen, danke.«
    Er ließ sie los. »Wie lange reicht das heiße Wasser noch?«
    »Es ist wahrscheinlich gleich alle.« Sie öffnete die Tür und trat aus der Dusche, wohl wissend, dass er da war, um sie aufzufangen.
    Er drehte das Wasser ab und folgte ihr. Dabei beobachtete er sie genau und war beruhigt. Sie war wieder bei sich, mit neuer Kraft und hellwach. Ein großer Bluterguss leuchtete an ihrem Kinn, mehrere kleine blaue Flecken zierten Arme, Rippen und Beine, wo sie auf die Steine in der Bucht aufgeschlagen war.
    Sie betrachtete ihn von oben bis unten und lächelte. »Danke, dass Sie mich gerettet haben. Nette Boxershorts.«
    »Danke. Nettes Lächeln.« In ihren Augen war ihre Persönlichkeit zu erkennen, und er fügte schmunzelnd hinzu: »Gern geschehen.«
    »Ich hole Ihnen ein paar trockene Sachen.« Sie warf ihm ein übergroßes Handtuch zu, nahm selbst eins und ließ ihn im Bad stehen.
    Als er ein paar Minuten später ins Schlafzimmer kam, hatte sie einen dicken Bademantel und Strümpfe an, und ihr Haar war unter einem Handtuchturban verborgen.
    »August war fast so groß wie Sie«, sagte sie, während sie ihn prüfend betrachtete. Er trug nur das große Handtuch um seine Hüfte geknotet. »Er war kräftiger, besonders um die Taille herum, aber Sie können ja den Gürtel enger machen.«
    Cheney ging zurück ins Bad und musterte erneut seine

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