Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hasturs Erbe - 15

Hasturs Erbe - 15

Titel: Hasturs Erbe - 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
Erbschaftsangelegenheiten der Comyn. Lord Dyan Ardais. Bitte tretet vor.”
Dyan in seinen ehrwürdigen Trauerkleidern trat vor und stellte sich in das Zentrum des Regenbogenlichtes.
„Wegen des Todes Eures Vaters, Kyril-Valentin Ardais von Ardais, rufe ich Euch, DyanGabriel Ardais auf, den Status eines Regenten der Ardais-Domäne niederzulegen und denjenigen eines Lords Ardais anzunehmen, mit Vormundschaft und Souveränität über die Domäne von Ardais und all denjenigen, die ihr Loyalität und Unterstützung pflichten. Seid Ihr bereit, die Herrschaft über Euer Volk anzutreten?”
„Ich bin bereit.”
„Erklärt Ihr feierlich, daß Ihr nach Eurem Wissen und Gewissen fähig seid, diese Verantwortung auf Euch zu nehmen? Gibt es irgend jemanden, der Euch das Recht auf diese ernste Bürde der Verantwortung streitig macht?”
Wie viele Menschen konnten sich schon ehrlich für so etwas fähig erklären, fragte sich Regis. Dyan gab die angemessene Antwort:
„Ich werde allen Zweifeln entgegentreten.”
Gabriel als Kommandeur der Wache trat an seine Seite und zog Dyans Schwert. Er rief mit lauter Stimme: „Ist hier irgend jemand, der die ehrenwerte und rechtmäßige Verantwortungsfähigkeit von Dyan-Gabriel Lord Ardais in Zweifel zieht?”
Lange Stille. Heuchelei, dachte Regis. Bedeutungslose Formalität. Diese Herausforderung wurde vielleicht einmal in Dutzenden von Jahren beantwortet, und selbst dann hatte es nichts mit der Fähigkeit zu tun, sondern mit zweifelhaftem Erbrecht. Wie lange war es her, daß wirklich jemand hier in Frage gestellt worden war?
„Ich stelle die Verantwortungsfähigkeit von Lord Ardais in Frage”, sagte eine rauhe, kämpferische, alte Stimme aus den Reihen der niederen Adligen. Dom Felix Syrtis stand auf und ging langsam zur Mitte des Raumes. Er nahm das Schwert aus Gabriels Hand. Dyans ruhige Miene veränderte sich nicht, doch Regis, sah, daß er rascher atmete. Gabriel sagte mit fester Stimme: „Mit welchen Gründen, Dom Felix?”
Regis blickte sich schnell um. Als sein geschworener Waffenbruder und Leibwächter saß Danilo direkt neben ihm. Danilo entgegnete den Blick nicht, doch Regis sah, wie sich seine Fäuste zusammenballten. Davor, wenn sein Vater es erfahren würde, hatte Danilo Angst gehabt.
„Ich werfe ihm Unfähigkeit vor”, sagte Dom Felix, „und zwar aus dem Grund, daß er ungerechtfertigterweise die unehrenhafte Entlassung meines Sohnes veranlaßt hat, während dieser Kadett bei den Wachen war. Ich erkläre ihm die Blutrache und fordere ihn offiziell heraus.”
Alle saßen stumm und entsetzt da. Regis fing Gabriels unbewachten, zornigen Gedanken auf, wenn Dyan über jede Episode seines Lebens von dieser Art ein Duell ausfechten sollte, müßte er bis zum Sonnenaufgang des nächsten Tages kämpfen. Nur gut für ihn, daß er der beste Kämpfer in den Domänen war. Laut sagte Gabriel lediglich: „Ihr habt die Anklage gehört, Lord Ardais. Ihr müßt sie entweder akzeptieren oder zurückweisen. Wünscht Ihr, Euch mit jemandem zu beraten, bevor Ihr antwortet?”
„Ich weigere mich, die Herausforderung anzunehmen”, sagte Dyan.
So ungewöhnlich die Anklage selbst gewesen war, so war doch die Verweigerung des Duells noch ungewöhnlicher. Hastur beugte sich nach vom und sagte: „Ihr müßt Eure Gründe für die Ablehnung einer offiziellen Herausforderung darlegen, Lord Ardais.”
„Das werde ich tun”, gab Dyan zurück. „Der Grund ist, daß die Anklage gerechtfertigt ist.” Ein hörbares Atmen ging durch den Saal. Ein Comyn Lord gab doch so etwas nicht zu! Jeder hier im Raum mußte Regis Meinung nach wissen, daß der Vorwurf berechtigt war. Doch jeder erwartete auch, daß Dyans nächste Handlung sein würde, die Herausforderung anzunehmen, den alten Mann rasch zu töten und wie bisher weiterzumachen.
Dyan hatte nur kurz innegehalten. „Der Vorwurf ist berechtigt”, wiederholte er, „und man kann keine Ehre durch den legalen Mord an einem alten Mann wiederherstellen. Es wäre ein Mord. Ob dieser Vorwurf gerecht oder ungerechtfertigt ist, ein Mann im Alter von Dom Felix hätte keine Chance, die Wahrheit gegenüber meiner Fechtkunst zu beweisen. Der Sohn, für den er diesen Vorwurf vertritt, ist ein Mann und kein Kind mehr, und er ist es, nicht sein Vater, der mich eigentlich hier anklagen sollte. Steht er dazu?” Und er schwang herum und sah Danilo an, der neben Regis saß.
Regis hörte, wie sein Freund hörbar nach Luft schnappte. Auch Gabriel sah erschüttert aus.

Weitere Kostenlose Bücher