Hauch der Verdammnis
Übereinstimmung, nicht einmal eine nur 99prozentige.
Sondern eine vollkommene Übereinstimmung.
Aber das war unmöglich. Sie kannten die Sequenz und wussten, dass die Möglichkeit vollkommener Dek-kungsgleichheit gar nicht existierte - zumindest nicht auf diesem Planeten. Und doch war der Alarm losgegangen.
Mit beschleunigtem Puls sah Rob auf Phil Howells Bildschirm.
Eine einzige Zeile war hervorgehoben. Als Rob sie las, hatte er plötzlich ein Gefühl von Deja vu, als hätte er diese Anzeige und diesen Dateinamen in genau dieser Konfiguration schon einmal gesehen. Es dauerte eine Weile, bis ihm klar wurde, dass ihm nicht der Dateiname so bekannt vorkam.
Es war der Name des Verzeichnisses, in dem er selbst sich befand.
Das Serinus-Verzeichnis.
»Al«, sagte er leise. »Sieh dir das hier bitte mal an.«
Al Kalama rückte seinen Stuhl zu ihnen und betrachtete den Bildschirm. »O mein Gott«, flüsterte auch er, als er die Adresse der Datei las, die auf dem Monitor hervorgehoben wurde. »Was, zum Teufel, geht hier vor?«
Eine halbe Stunde später wussten die drei Männer Bescheid.
Takeo Yoshihara hatte nicht gelogen, als er sagte, dass seine Leute so etwas wie eine Druse gefunden hatten, die eine organische Substanz enthielt. Aber Rob wusste, dass weder Yoshihara noch sein Team von Wissenschaftlern, das die Substanz analysieren und eine Verwendung dafür finden sollte - das Serinus-Projekt -, eine Ahnung hatten, woher die Substanz aus der Druse stammte.
Auch wenn vulkanische Aktivität tief unter dem Meeresboden sie aus dem Erdinneren nach oben gedrückt hatte, war ihre eigentlich Herkunft doch ein Rätsel, das ohne Phil Howells zufällige Entdeckung nie hätte gelöst werden können.
Plötzlich verstand Rob: Das Objekt, das im Mittelpunkt des Serinus-Projekts stand, war keine Druse.
Es war ein Samen.
Ein Samen aus so ferner Vergangenheit, dass es eigentlich nicht mehr fassbar war, und von einem Planeten, der so weit entfernt war, dass er kaum sichtbar war, einem Planeten, der in der Tat vor fünfzehn Millionen Jahren aufgehört hatte zu existieren.
Dieser Samen war zweifellos einer von vielen - Tausenden, vielleicht Millionen -, die in das Universum ausgesandt worden waren, wie Sporen, die der Wind davonträgt. Die meisten trieben für immer im Weltraum und bewegten sich Jahrtausend um Jahrtausend durch die kalte Leere.
Einige waren auf Sterne gestürzt und verbrannt.
Und einige - nur der winzigste Teil - waren auf Planeten gelandet, wo sie sich tief unter der Oberfläche eingegraben hatten. Und dort lagen sie, schlafend, wartend. Und dann und wann kam einer dieser Samen an die Oberfläche, von aufsteigenden Lavawellen getragen, und brach auf.
Wenn die Bedingungen nicht stimmten - wenn die chemische Zusammensetzung der Atmosphäre nicht entsprechend ausbalanciert war -, starb das Leben, das der Samen enthielt, einfach ab.
Aber manchmal, irgendwo, öffnete sich der Samen und fand eine Atmosphäre vor, die ihm Nahrung bot. Das Leben in ihm konnte sich reproduzieren.
So wurde ein neuer Planet bestellt, und eine Evolution begann.
Und das Leben von dem toten Planeten - dem Planeten, der vor langer Zeit zerstört worden war durch die Explosion des Sterns, um den er kreiste - würde sich auf diesem neuen Planeten fortsetzen.
»Zu wie vielen Planeten werden sie dieses Signal wohl gesendet haben?« fragte Rob mehr sich selbst.
Als Phil Howell nach längerem Schweigen antwortete, hörte Rob schon am Klang seiner Stimme, dass auch Phil die Wahrheit erkannt hatte. »Nicht sie«, sagte er. »Wir. Wir haben uns aus diesen ersten Samen entwickelt.« Er sah Rob an. »Es waren keine Außerirdischen, die dieses Signal ausgesendet haben, Rob. Wir selbst waren es.«
KAPITEL 32
Mitternacht.
Noch vier Stunden.
Wie sollte sie es schaffen?
Ich werde es schaffen, sagte sie sich. Ich werde nicht zulassen, dass Michael stirbt. Nicht hier, nirgends.
In seiner Plexiglasbox schien Michael zu schlafen, aber Katharine war sicher, dass er nur so tat. Stephen Jameson sah ihren Sohn mit einem Blick an, als habe er nur eine leichte Erkältung. »Alles in allem macht sich unser Patient recht gut«, sagte er mit dem routiniert beruhigenden Tonfall, den man wahrscheinlich während des Medizinstudiums lernte.
Patient! Wie konnte er Michael als Patient bezeichnen! Opfer wäre die bessere Bezeichnung gewesen. Am liebsten hätte sie ihm einen Fausthieb ins Gesicht verpaßt und ihn zu Michael in den Kasten gesperrt. Sollte er
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