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Hauch der Verdammnis

Hauch der Verdammnis

Titel: Hauch der Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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ihre Uhr. Dort war es fast genau zweieinhalb Minuten später, als auf dem Bildschirm angezeigt wurde. Sie stellte ihre Armbanduhr auf die Monitorzeit ein und drückte auf die Eingabetaste. Ein neues Fenster öffnete sich, und Buchstaben zeigten an, dass Al Kalama bereits in das Serinus-Verzeichnis einzudringen versuchte. Noch bevor er die erste Befehlszeile beendet hatte, miniaturisierte Katharine mit der Maus das Programmfenster, so dass man auf dem Monitor nur noch die normale Desktopoberfläche sah.
    Sie schaltete den Bildschirm aus, löschte das Licht im Büro und kehrte in den Eingangsbereich zurück.
    »Alles klar?« fragte der Wachmann.
    Katharine nickte und nahm ihren Koffer. Sie sah noch einmal auf die Uhr, als sie dem Mann durch die Türen folgte, die in den Südkorridor und zum Fahrstuhl am Ende des Flurs führten.
    »Schrecklich, wenn das eigene Kind krank ist, nicht wahr?« sagte der Wachmann, während er seine Karte über die graue Platte neben der Fahrstuhltür führte. Katharine nickte, schwieg jedoch. Nach einer kleinen Ewigkeit öffneten sich endlich die Lifttüren, und sie trat in die Kabine.
    Zu ihrer Erleichterung kam der Wachmann nicht mit. Er nickte ihr kurz zu und wandte sich ab, während die Türen zuglitten.
    Sie sah auf ihre Uhr. Die Ewigkeit hatte zweiundfünfzig Sekunden gedauert.
    Katharine zählte die Sekunden, die der Fahrstuhl brauchte, um bis zur unteren Ebene zu gelangen.
    Fünfzehn, einschließlich der Zeit, in der sich die Türen öffneten.
    Sie trat auf den Flur hinaus und ging zu der Tür, hinter der Michael lag.
    Der Raum, in dem Michael gefangen gehalten wurde, verfügte über ein Vorzimmer. Dort saß jetzt eine Frau hinter einem Schreibtisch, auf dem lediglich ein Telefon stand. Obwohl sie eine weiße Uniform trug, verrieten ihr Blick und ihre Haltung Katharine, dass hier kein mitfühlender Engel saß. Die Frau würde nicht einfach zusehen, wie sie mit Michael das Zimmer verließ.
    Falls Michael überhaupt gehen konnte.
    »Sie können gleich reingehen«, sagte die Frau. »Dr. Jameson ist bei Ihrem Sohn.«
    Sie trat in Michaels Zimmer. Als sie ihren Sohn sah, stieg ohnmächtige Wut in ihr auf.
    Die Atmosphäre in der Plexiglasbox war so widerwärtig, dass sich innen an der Wand ein brauner Film abgelagert hatte. An manchen Stellen war er so dick, dass er in langen, schleimigen Fäden über das Plexiglas lief.
    Und Stephen Jameson wagte es noch, sie anzulächeln, als er von dem Computer, vor dem er saß, zu ihr aufsah. »Er macht sich sehr gut«, sagte er. »Sie haben einen prächtigen Jungen.«
    Als hätte Michael gerade einen Preis gewonnen! dachte Katharine und musste sich alle Mühe geben, um ihren Zorn im Zaum zu halten.
    Zum erstenmal war sie vollkommen überzeugt davon, dass sie ihren Sohn aus diesem ekelhaften Kasten herausholen würde. Egal wie. Selbst wenn sie Jameson und die Wachfrau töten musste. Und jeden, der ihr sonst noch im Weg stand. In diesem Augenblick hätte es ihr geradezu Freude bereitet, den Mann zu töten, der in ihrem Sohn nichts als ein Versuchstier sah. »Er hatte schon immer sehr viel Mut«, sagte sie so ruhig wie möglich. »Darf ich mit ihm reden?«
    »Selbstverständlich.«
    Während sie auf die Plexiglasbox zuging, ließ sie ihren Blick durch den Raum wandern, auf der Suche nach den Kameras, die irgendwo versteckt sein mussten. Aber auch diesmal entdeckte sie nichts.
    »Hallo, Liebling«, sagte sie leise. »Geht es dir gut?«
    Michael nickte ihr hinter dem Glas zu. »Ich denke schon. Werde ich jemals wieder richtige Luft atmen können?« fragte er.
    Die Frage zerriß Katharine fast das Herz. Schon bald, hätte sie am liebsten laut geschrien. Ich hole dich hier raus, und dann bringen wir dich an einen Ort, wo du atmen kannst, bis wir heilen können, was sie dir angetan haben. Aber das konnte sie nicht sagen.
    In dem Schweigen, das folgte, bemerkte sie, dass Michaels Kopf sich bewegte. Es schien, als deute er zu seinem Schoß.
    Als sie hinsah, erkannte sie, dass sich der Zeigefinger seiner rechten Hand bewegte. Zuerst verstand sie nicht.
    Dann dämmerte es ihr.
    Er formte mit den Fingern Buchstaben auf der Bettdecke, so unauffällig, dass jemand, der nicht darauf achtete, nichts bemerken würde. »Natürlich, mein Schatz«, sagte sie. »Dr. Jameson sagt, dass du dich sehr gut machst.«
    HOL MICH RAUS, buchstabierten seine Finger.
    Katharine warf einen verstohlenen Blick zu Jameson, der sich auf seinen Computer konzentrierte. Sie nickte kurz.

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