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Hauch der Verfuehrung

Titel: Hauch der Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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Stiefel. Gerrard zog sich seine Strümpfe aus und steckte sie hinein, leerte systematisch seine Taschen. Er hätte es vorgezogen, auch seinen Rock abzulegen, aber der Stoff konnte ihm Schutz vor dem rauen Felsen bieten. Er würde auch so schon genug Schrammen und Kratzer davontragen.
    Er drehte sich zum Felsen um und knöpfte den Rock zu.
    Neben ihm schaute Matthew an dem Monolithen aus Granit empor, der an den Stellen, wo die Wellen ihn getroffen hatten, schwarz glänzte. Er erschauerte. »Sie schaffen es vielleicht nicht.«
    »Ich weiß.« Daran hatte er bereits auch gedacht. »Aber wenn sie stirbt, werde ich nicht damit leben können, es nicht wenigstens versucht zu haben.«
    Er betrachtete den Felsen einen Augenblick länger, dann sah er zu Matthew. »Lassen Sie sich nicht blicken, bis ich oben angekommen bin.«
    Matthew nickte. »Viel Glück.«
    Die sich brechenden Wellen verschluckten die Worte. Gerrard drehte sich um, griff nach dem schmalen Vorsprung und zog sich hoch.
    Das natürliche Sims war kaum breiter als sein Fuß; sich mit einer Hand an dem Felsen festhaltend, bewegte er sich darauf entlang, bis er ihn fast umrundet hatte und sich - seiner Schätzung nach - etwa gegenüber von Barnaby und den anderen befand. Von hier musste er geradeaus nach oben klettern und dann über den gähnenden Höhleneingang, wo das Meer gurgelnd hineinrauschte.
    Er blieb nicht stehen, um nachzudenken. Er kletterte einfach.
    Er kletterte, seit er krabbeln konnte. Trotz all der Jahre, die er nun schon in London lebte, war er einmal im Jahr nach Hause gefahren und jedes Mal zum Klettern gegangen. Er war nicht zu eingerostet oder zu sehr aus der Übung. Was ja nur gut war. Für jemanden mit seiner Erfahrung war der Zyklop relativ leicht zu bezwingen. Die Besteigung von der Seeseite aus war nur deshalb so tückisch, weil ständig unvorhersehbare Wellen herantosten und sich dort brachen.
    Gerrard schaute nicht nach unten, sondern kletterte zügig weiter. Die Bewegungsabläufe waren ihm zur zweiten Natur geworden - den nächsten Halt für seine Finger zu finden, sein Gewicht zu verlagern, nach dem nächsten Vorsprung zu suchen, auf den er seinen Fuß stellen konnte, und sich nach oben zu ziehen, wieder und wieder. Es gab ein paar angespannte Momente, besonders nachdem er den Rand der Öffnung im Felsen hinter sich gelassen hatte, denn die Stellen zum Festhalten waren nun spärlicher. Aber er konnte auf seine Tricks, den geübten Rhythmus und besonders seine Disziplin zurückgreifen, die ihm weiterhalfen.
    Bloß nichts überstürzen. Nichts in Eile unternehmen. Ein kleiner Schritt nach dem anderen, sicher und fest.
    Hinter ihm kam das Unwetter immer näher, das Licht veränderte sich.
    Er rutschte auf einem Fleck glitschigen Seetangs aus, den er auf dem nassen Gestein nicht hatte sehen können. Plötzlich baumelte er über dem klaffenden Abgrund - wenn er fiele, würde er in die Felskammer und in den sicheren Tod gespült. Einen Moment hing er so da; seine Finger schmerzten, seine Muskeln protestierten, dann suchte und fand er Halt, war für den Moment gerettet.
    Gerrard dachte nur an Jacqueline. Nur an sie allein. Nicht, was sich über seinem Kopf da oben gerade abspielte, sondern wie sie sich in seinen Armen anfühlte, an ihren besonderen Duft.
    Gischt umhüllte ihn; das Dröhnen aus der Kammer unter dem Spritzloch wurde immer lauter. Er verschloss die Ohren davor, dachte stattdessen an Jacquelines Lachen - er hatte es noch lange nicht so oft gehört, dass einer von ihnen jetzt sterben dürfte.
    Es kommt, wie es kommen muss.
    Er klammerte sich in Gedanken an Timms Worte wie an ein Versprechen, an einen Rettungsanker, verdrängte die Schmerzen in seinen Handgelenken und an den aufgeschürften Handflächen. Er dachte nicht mehr an die Schrammen an seinen Füßen, an seinen Fingern.
    Unter ihm schäumte und brodelte die See, forderte seine Aufmerksamkeit, verlangte mit aller Macht, dass er innehielt und nach unten blickte. Er ignorierte das und kletterte weiter.
    Die Felskanten wurden schärfer, je höher er kam; sie waren weniger ausgewaschen von den Wellen, sondern vom Wind gezackt. Wolken waren aufgezogen und verdeckten nun die Sonne; der Wind hatte weiter aufgefrischt, trieb die schaumgekrönten Wellen vor sich her. Gerrards Hosenbeine waren durchweicht, und er verlor allmählich das Gefühl in den Füßen, aber er hatte es fast geschafft.
    War beinahe an der Stelle angekommen, wo die senkrechte Felswand endete und die abgeflachte

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