Hauch der Verfuehrung
von einem zum anderen. »Sie haben schon einen besonderen Reiz, nicht wahr?«
Die Kinder krähten vergnügt und nutzten die Gelegenheit, ihn mit Geschichten über ihre jüngsten Abenteuer zu überfallen. Er hörte ihnen interessiert zu, war wie immer fasziniert von ihrer unschuldigen, unverdorbenen Sicht auf die alltäglichen Ereignisse. Aber schließlich ermüdeten sie. Die beiden Jungs saßen zusammengesunken rechts und links neben ihm; Therese gähnte, rutschte von der Chaiselongue und kletterte auf den Schoß ihres Vaters.
Vane hauchte einen Kuss auf ihre weichen Locken und rückte die Kleine zurecht, dann schaute er Gerrard an. »Also, was ist? Dich beschäftigt doch etwas.«
Gerrard lehnte sich zurück; dann berichtete er von Lord Tregonnings Angebot.
»Also, ihr seht selbst, ich sitze in der Falle. Ich will auf keinen Fall das Porträt malen. Seine Tochter wird sich zweifellos als der übliche hoffnungslos verzogene Strohkopf erweisen, oder, schlimmer noch, daran gewöhnt sein, als Königin in ihrem bäuerlichen Reich zu herrschen. Es wird nichts zu malen geben als hohlen Eigennutz.«
»Vielleicht ist sie ja gar nicht so schlimm«, erwiderte Patience.
»Es ist hochwahrscheinlich, dass sie sogar noch schlimmer ist.« Er seufzte. »Ich bereue den Tag, an dem ich es erlaubt habe, dass die Bilder der Zwillinge ausgestellt werden.«
Von frühester Jugend an hatte er Landschaften gemalt. Und das machte er immer noch am liebsten - dazu fühlte er sich hauptsächlich berufen. Aber vor etwa zehn Jahren hatte er sich mehr aus Neugier daran versucht, Porträts von Paaren zu malen. Vane und Patience waren die Ersten gewesen, die er gebeten hatte, für ihn Modell zu sitzen; dieses Gemälde hing über dem Kamin im Salon ihres Landhauses in Kent, wo es der Öffentlichkeit nicht zugänglich war. Danach hatte er noch andere Paare gemalt, alles Verwandte oder gute Bekannte, aber die Bilder hatten immer nur in Privaträumen gehangen. Sein Ehrgeiz und die ständige Suche nach neuen Herausforderungen hatten ihn jedoch weiter getrieben. Nachdem er jedes Paar der Familie auf der Leinwand verewigt hatte, hatte er beschlossen, die Cynster-Zwillinge zu porträtieren, Amanda, die nun die Countess von Dexter war, und Amelia, die Viscountess von Calverton, wie sie jeweils ihren erstgeborenen Sohn auf dem Schoß hielten.
Eigentlich hatten die Gemälde in den Salons ihrer Landhäuser aufgehängt werden sollen, aber die Mitglieder der guten Gesellschaft, die die Bilder sahen, solange sie noch in London waren, hatten so viel Aufhebens um sie gemacht, dass die Hüter der Royal Academy ihn am Ende praktisch angefleht hatten, sie in der jährlichen Ausstellung zu zeigen. Die Aufmerksamkeit, die man ihm schenkte, hatte ihm geschmeichelt, und so hatte er sich überreden lassen.
Was er seitdem bereute.
Vane musterte ihn mit amüsierter Zuneigung. »Es ist schon hart, so erfolgreich zu sein, oder?«
Gerrard schnaubte abfällig. »Ich sollte dich zu meinem Agenten erklären und es dir überlassen, mit der Horde Matronen fertig zu werden, von denen jede Einzelne felsenfest davon überzeugt ist, dass ihre Tochter das perfekte Modell für mein nächstes berühmtes Porträt abgibt.«
Patience schaukelte Martin auf ihren Knien. »Es ist doch nur ein Bild.«
Gerrard schüttelte den Kopf. »So kann man das nicht sehen. Es ist ein großes Risiko - ein neues Modell auszuwählen. Im Moment ist mein Ruf gefestigt. Aber ein wirklich schreckliches Porträt könnte ihn schädigen. Davon einmal abgesehen, weigere ich mich schlichtweg, mich den Erwartungen meines Modells zu beugen oder ihrer Eltern. Das bedeutet, dass Lord Tregonning und seine reizende Tochter vermutlich enttäuscht sein werden.«
Die Kinder wurden unruhig. Patience erhob sich, als das Kindermädchen in den Salon spähte; sie winkte die stattliche Frau zu sich und schaute ihre Kinder an. »Es ist Zeit für euren Tee. Heute Abend gibt es Brotpudding, vergesst das nicht, ja?«
Gerrard musste sich ein Lächeln verkneifen, als die Aussicht auf Brotpudding den Wunsch, bei ihm zu bleiben, ausstach. Beide Jungs ließen sich vom Sofa gleiten und verabschiedeten sich höflich. Therese, der man vom Schoß ihres Vaters geholfen hatte, warf ihm eine Kusshand zu, ehe sie losrannte, um vor ihren Brüdern an der Tür zu sein.
Patience reichte dem Kindermädchen das Baby, dann schloss sie hinter ihren Kindern die Tür und kehrte zu ihrem Sessel zurück. »Was quälst du dich so damit herum? Lehne
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