Hauch der Versuchung: Dunkle Verlockung Teil 1 (German Edition)
alte Mann winkte ab und kehrte zu seinem Spiel zurück, als Emmett die Nummer der Rudeltechniker eingab. Die Gestaltwandler hielten sich über alle neuen Techniken auf dem Laufenden – denn die einzige Schwäche der kalten, machtvollen Medialen bestand darin, dass sie sich zu sehr auf ihre Technik verließen.
Dieses Wissen kam ihnen allerdings ebenso zugute, wenn sie sich in die Datenbank der Polizei hacken mussten. Fünf Minuten später bekam Emmett die Adresse zum Kennzeichen. Ein Team hatte er weitere drei Minuten später zusammen – Lucas, Vaughn und Clay, Dorian würde ihnen Rückendeckung geben. Der junge Soldat hatte sich zu einem verteufelt guten Scharfschützen entwickelt.
»Wie gehen wir vor?«, fragte Lucas mit kaltem Blick, als sie nahe der Wohnung des Schützen aus dem Wagen stiegen.
»Ich will den Scheißkerl lebend«, presste Emmett zwischen zusammengebissenen Zähnen heraus. »Wir müssen rausfinden, wo Vincent steckt.« Er sah Lucas an. »Wir operieren hier weit außerhalb der gesetzlichen Grenzen.« Den Gestaltwandlern oblag die Verfolgung von Straftaten, die ihre Gattung betrafen, doch der Schütze war sehr wahrscheinlich ein Mensch. »Es ist helllichter Tag – man wird uns sehen.«
Das Alphatier zuckte die Achseln. »Überlass das ruhig mir.«
Emmett vertraute ihm und gab das Signal zum Ausschwärmen, von allen vier Seiten näherten sie sich dem dreckigen Wohnwagen des Schützen, wo er allem Anschein nach hauste. Das Motorrad stand auf der Rückseite und dünstete die Witterung aus, die Emmett im Restaurant aufgenommen hatte.
Obwohl sie so nahe waren, feuerte niemand auf sie, und nur Sekunden später nahm Emmett noch einen anderen Geruch wahr: Blut. Ganz frisch noch. »Verdammt noch mal«, murmelte er kaum hörbar, denn er wusste, was sie erwartete. Und er sollte recht behalten.
Der Schütze war über einem klapprigen Tisch zusammengesunken, wie bei einer Exekution war ihm in den Hinterkopf geschossen worden. »Vincent wusste, dass wir die Witterung aufnehmen würden«, sagte Lucas, der neben Emmett in der Tür stand. »Ich möchte wetten, das Blut ist noch warm.«
Sie traten zurück. Emmett hätte am liebsten gegen irgendwas getreten. »Meinst du, da drinnen findet sich was, das uns zu Vincent führt?«
Lucas reckte das Kinn in Richtung der Nachbarn aus den umliegenden Wagen, von denen einige sie ganz offen anstarrten. »Wir können nicht das Risiko eingehen, den Cops eine Handhabe gegen uns zu liefern. Bislang haben diese Leute nur gesehen, dass wir die Tür geöffnet und hineingeschaut haben. Ist noch mal gut gegangen.«
»Lasst euch mal keine grauen Haare wachsen«, sagte Clay, der normalerweise eher schwieg. »Der Typ war austauschbar. Dem haben sie sicher nur Quatsch erzählt.«
Emmett versuchte, sich das auch einzureden, und umrundete den Wohnwagen.
Im Augenwinkel nahm er eine Bewegung wahr – die Beute rannte davon.
Ohne im Mindesten nachzudenken, stürmte er los. Der dünne Kerl vor ihm sah nicht zurück, während er zwischen den Wohnwagen hindurchflitzte. Erst als er an einer Gruppe Kinder vorbeikam, die mit einem staubigen Ball Fußball spielten, wandte der Flüchtende sich um. Emmett wurde eiskalt, als der Mann die Hand hob. »Runter!«, schrie er und schnellte mit unglaublicher Geschwindigkeit nach vorn. Er warf sich auf den Schützen und schleuderte dessen Arm in dem Augenblick in die Luft, als der Mann abdrückte. Es knallte und die Kugel ging ins Leere.
Der Schütze bewegte sich mit der Erfahrung eines gewieften Straßenkämpfers. Seine Faust traf Emmetts Gesicht hart, doch der ließ das Handgelenk des Schützen nicht los, richtete so die Pistole immer noch gen Himmel und rammte seinen Ellbogen gegen das Kinn des Mannes. Doch der Scheißkerl ging nicht zu Boden.
Verdammt. Emmett drückte das Handgelenk zusammen, bis die dünnen Menschenknochen brachen.
Mit einem Aufschrei sank der Attentäter auf die Knie und ließ die Waffe fallen. »Pass drauf auf«, sagte Emmett zu Vaughn.
Der Jaguar nickte und verscheuchte die Kinder, die sich bis jetzt noch nicht verkrümelt hatten. Emmett hielt das Handgelenk des wimmernden Schurken weiter fest. Der hier würde sicher etwas über Vincent wissen. Er hockte sich neben den Mann und sah ihm in die tränenfeuchten Augen. »Sag mir, was ich wissen will«, sagte er ganz leise, »oder ich zerquetsche dein Handgelenk so zu Brei, dass es niemand mehr richten kann.«
Der Mann spuckte ihm ins Gesicht. »Dann bekomme ich eben
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