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Haus der Lügen - 8

Haus der Lügen - 8

Titel: Haus der Lügen - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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unermessliche Weite des Südozeans und riss sich zusammen. Der Einzige, der ihm vorwarf, zu spät gekommen zu sein, war er selbst. Das wusste er genau. Seine Erhebung in den Ritterstand, seine Beförderung vom Captain zum Admiral sprachen für sich. Seines derzeitigen Auftrags als Vertrauensbeweis in seine Fähigkeiten hätte es also nicht bedurft.
    Sein Geschwader operierte am weitesten von Charis entfernt: Um die große Flottenbasis auf Lock Island zu erreichen, wäre Manthyr zwei Monate unterwegs. Das Geschwader bestand aus achtzehn Kriegsgaleonen, sechs Schonern und nicht weniger als dreißig Transportern. Bislang hatten Wind und Wetter sich in unberechenbarem Maße freundlich gezeigt. Manthyr war seinem Zeitplan um beinahe zwei Fünftage voraus und befand sich nun einige Hundert Meilen südlich der Thairmahn-Halbinsel. Das Geschwader umrundete die Südspitze des Kontinents Howard und steuerte die Gosset-Passage zwischen der Westbreak-Insel und der Westspitze der ungleich größeren Insel an, die überall nur das ›Ödland‹ hieß. Von dort aus sollte es dann in die Harthianische See weitergehen. Damit wäre Manthyr dann neuntausend Meilen weit von Lock Island entfernt – Luftlinie. Nun, kein Schiff vermochte durch die Luft zu fliegen! Um diesen Punkt zu erreichen, hatte Manthyrs Geschwader mehr als fünfzehntausend Meilen zurücklegen müssen, und vor ihnen lagen noch fünftausend weitere. Derart weit von seinen Vorgesetzten entfernt, war Manthyr ganz auf sich allein gestellt. Deutlicher ließ sich nicht zeigen, dass besagte Vorgesetzte immenses Vertrauen in ihn setzten und auch auf sein Urteilsvermögen bauten, egal, wie er selbst über sein Scheitern im Darcos-Sund denken mochte. Schließlich verfügte Manchyr hier nur über die Ressourcen, die er an Bord seiner eigenen Schiffe mit sich führte – und die, die er sich zu ›organisieren‹ verstand. Aber Anleitung oder Empfehlungen fand er hier nirgendwo.
    Damit unterschied er sich keineswegs von allen anderen Kapitänen, die sich mit ihrem Kriegsschiff im eigenständigen Einsatz befanden. Letztendlich war jeder Kapitän in einer solchen Situation ganz auf sich allein gestellt. Jede Entscheidung wollte allein getroffen und verantwortet sein. Im Nachhinein gäbe es wahrscheinlich auch immer jemanden, der zu dem Schluss käme, die getroffene Entscheidung sei falsch, und es auch lauthals verkündete. Das aber war der Preis, den ein jeder zu zahlen hatte, der ein Schiff Seiner Majestät des Königs (oder jetzt eben des Kaisers) befehligte.
    Trotzdem, dachte Manthyr und ließ den Blick über die gewaltigen, dunkelblauen Weiten schweifen, muss ich zugeben, dass ich, als ich noch einfacher Captain war, nie richtig eingeschätzt habe, um wie viel ... komplizierter alles wird, wenn man erst einmal Flaggoffizier ist.
    Er verzog das Gesicht zu einem schiefen Grinsen. Schon vor langer Zeit hatte er gelernt, dass Standpunkte veränderlich waren. Als Midshipman hatte er gedacht, ein Captain wäre Gott und die Lieutenants Erzengel. Als Lieutenant hatte er allmählich begriffen, dass ein Captain nur unmittelbar nach Gott kam, aber in Autorität und Macht den Erzengeln relativ gleichgestellt war. Als Manthyr selbst zum Captain aufgestiegen war, verstand er schließlich – dieses Mal richtig –, welche Verantwortung ein Captain als Gegenleistung für seine allmächtige Autorität auf See zu schultern hatte. Doch nun, da er Admiral war, begriff er, dass es von allen Offizieren ein Flaggoffizier am schlechtesten hatte. Ja, sie hatten viel Macht: Sie befehligten Geschwader und Flotten, nicht bloß Schiffe . Sie wiesen an, sie verwalteten, sie entwickelten Strategien. Das ganze Gewicht der Verantwortung für Sieg oder Niederlage lastete auf ihnen. Dennoch waren sie dabei auf andere angewiesen: Sie mussten sich darauf verlassen, dass andere ihre Pläne in die Tat umsetzten und ihren Befehlen Folge leisteten. Nur bis es zur Schlacht kam, waren sie die Götter der Flotte. Aber in der Schlacht waren Admiräle plötzlich nur noch unbeteiligte Zuschauer. Passagiere. In ihrer Macht stand es zwar, viele Schiffe zu befehligen, ja. Aber sie selbst würden nie wieder ein eigenes Schiff haben. Erst langsam begann Manthyr zu begreifen, wie schmerzlich das war.
    Ach, jetzt hör aber auf, Gwylym! Rau lachte er in sich hinein. Wenn du das wirklich so siehst, kannst du ja immer noch darum bitten, dass man dir diesen hübschen Admiralswimpel wieder abnimmt! Oder hättest ihn gleich ablehnen

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