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Haus der Lügen - 8

Haus der Lügen - 8

Titel: Haus der Lügen - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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der Tag seinem Ende zugeneigt.
    Dieser Gedanke brachte ein müdes Lächeln auf Cahnyrs Lippen. Er saß auf dem Karren und kaute an dem Sandwich herum, das Tohmys ihm angeboten hatte. Das Brot war dick geschnitten, und das Fleisch, der Käse und die Zwiebeln waren einfach köstlich. Gern hätte er auch noch ein Blatt Salat darauf gewusst. Aber Salat bekam man im Winter in Gletscherherz nur sehr selten zu Gesicht. Seit Jahren dachte Cahnyr schon darüber nach, ob er nicht auf dem Gelände des Erzbischöflichen Palastes ein kleines Gewächshaus errichten lassen sollte. Eigentlich hatte er das schon längst in Angriff nehmen wollen. Aber jetzt ...
    Er verdrängte diesen Gedanken, zog seine Taschenuhr hervor und hielt sie weit genug in den Lichtkegel der Laterne, um sie ablesen zu können. Hier, so tief unter der Oberfläche, war es nur allzu leicht, die Zeit aus den Augen zu verlieren. Wenn man weder die Sonne noch den Himmel sehen konnte und auch nichts vom Wetter mitbekam, war es viel schwieriger, Zeitspannen abzuschätzen, als man vermuten sollte. Wenigstens herrschte in diesem Gangsystem stets die gleiche, unveränderliche Temperatur, auch wenn Cahnyr niemals so weit gegangen wäre, es ›warm‹ zu nennen. Aber obwohl Tohmys und er sich hier den Weg durch ein gewundenes Gangsystem bahnen mussten, kamen sie doch deutlich schneller voran, als wenn sie sich draußen, oberhalb der Mine, mitten im heulenden Schneesturm hätten ihren Weg suchen müssen. Trotzdem mussten sie ihr Ziel unbedingt zu dem Zeitpunkt erreichen, den der geheimnisvolle Briefschreiber angegeben hatte.
    »Wir müssen weiter«, bemerkte Cahnyr also, nachdem er einen Bissen Sandwich gekaut und heruntergeschluckt hatte.
    »Zweifellos.« Tohmys reichte ihm einen großen Krug mit Bier. »Und sobald Ihr dieses Sandwich aufgegessen habt, können wir das auch tun.«
    »Ich kann gleichzeitig gehen und kauen«, gab Cahnyr milde zurück und stopfte die Uhr wieder in seine Tasche, um eine Hand für den Krug freizubekommen. »Ich kann sogar gleichzeitig gehen und schlucken , wenn ich mich ein bisschen konzentriere.«
    »Dass Ihr das könnt , Eure Eminenz, bedeutet nicht, dass es Euch auch gut täte«, erwiderte sein gänzlich unbeeindruckter Diener. »Jetzt esst!«
    Einen Moment lang blickte Cahnyr Tohmys nur an. Dann schüttelte er den Kopf und aß widerspruchslos weiter.
    »Und: Hat uns die kleine Essenspause aus dem Zeitplan gebracht, Eure Eminenz?«
    Für Fraidmyn Tohmys’ Verhältnisse war der Tonfall nur mäßig selbstzufrieden. Resignierend schüttelte Cahnyr den Kopf. Allerdings war es noch schlimmer, wenn – selten, aber durchaus vorgekommen – Tohmys nicht Recht hatte. Dann stieß selbst die Leidensfähigkeit eines Erzbischofs an ihre Grenzen.
    »Nein, Fraidmyn, tatsächlich sind wir sogar ein wenig zu früh«, gestand er.
    »Wer hätte das gedacht!«, murmelte Tohmys in sich hinein. Cahnyr tat, als habe er nichts gehört.
    »Und was tun wir jetzt, Eure Eminenz?«, fragte der Kammerdiener nach einer kurzen Pause.
    »Jetzt stecken wir unsere Köpfe hinaus und schauen, wie das Wetter ist«, entschied Cahnyr, griff wieder nach der Blendlaterne und machte sich daran, das eben Entschiedene in die Tat umzusetzen.
    Am Ausgang aus dem Tunnel musste er sich ein wenig bücken. Von früheren Erkundungsgängen wusste Cahnyr, dass dieser Teil des Schachts erst recht spät entstanden sein dürfte: vermutlich viele Jahre, nachdem die eigentliche Mine aufgelassen worden war. Dieser Schacht war von außen in den Fels getrieben. Cahnyr hatte sich immer gefragt, wie enttäuscht die Leute, die ihn gegraben hatten, wohl gewesen waren, als sie zum alten Stollen durchbrachen und feststellen mussten, dass die Kohle, die sie zu finden gehofft hatten, längst abgebaut war.
    Glücklicherweise hatten sie nicht allzu viel Arbeit leisten müssen, um zu dieser Erkenntnis zu kommen. Der ›neue‹ Schacht war kaum einhundert Schritt lang; zudem war er niedrig und nie richtig ausgebaut und abgestützt worden. Also war Vorsicht geboten, denn an den grob behauenen Wänden konnte man sich schmerzhafte Schürfwunden beibringen. Außerdem durfte Cahnyr dem Ausgang nicht zu nahe kommen, schließlich hielt er eine brennende Laterne in der Hand. Etwa fünfzehn Schritt vor dem Ausgang verengte er die Blende der Laterne zu einem schmalen Schlitz und tastete sich Schritt für Schritt weiter vor.
    Mit jedem Schritt, der Cahnyr näher zum Ausgang brachte, wurde es kälter. Wieder sinnierte

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