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Haus der Lügen - 8

Haus der Lügen - 8

Titel: Haus der Lügen - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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sich bei dem, was er sich zurechtgelegt hatte, überhaupt von ›Plänen‹ sprechen durfte.
    Es klopfte an der Tür zu seinem Schlafgemach, so leise, dass man es bei dem tosenden Sturm kaum hörte. Als die Tür sich leise öffnete, wandte sich Cahnyr vom Fenster ab.
    »Es ist Zeit, Eure Eminenz«, sagte Fraidmyn Tohmys und reichte ihm eine schwere Winterjacke.
    Gletscherherz lebte vom Bergbau. Das hatte es immer schon getan. Niemand wusste, wie viele Schächte, Stollen und Höhlen Generation um Generation von Bergarbeitern in das Gestein getrieben hatten. Natürlich gab es Karten und dergleichen. Aber niemand war töricht genug zu glauben, sie seien auch nur ansatzweise vollständig. Oder genau.
    Der Stollen, der sich unter dem Felsbrocken befand, auf dem später das Gipfelhaus errichtet worden war, befand sich auf keiner einzigen jener Karten, und es existierten auch sonst keine Aufzeichnungen darüber. Der Stollen war sehr alt, und Cahnyr hatte sich schon oft gefragt, wer ihn wohl angelegt haben mochte. Es war ganz offenkundig, dass der Stollen ursprünglich einem Kohleflöz gefolgt war. Doch ebenso offenkundig war auch, dass sich dieses Flöz hier, unter dem Gipfelhaus, längst erschöpft hatte. Das Gipfelhaus aber war meilenweit vom Grauwasser oder dem Tairys-Kanal entfernt. Außerdem vermutete Cahnyr, dass dieses Bergwerk hier schon lange aufgelassen gewesen war, als der Kanal schließlich angelegt und die Schleusen im Fluss gebaut worden waren. Also musste es damals, als der Stollen noch ergiebig gewesen war, unfassbar anstrengend gewesen sein, diese Kohle zu verkaufen.
    Doch im Augenblick war nur von Bedeutung, dass Zhasyn Cahnyr vor vielen, vielen Jahren, während eines Besuchs im Sommer, auf eine der verrotteten Planken getreten war, mit denen die Abzugsschächte dieser Mine abgedeckt waren. Unter seinem Gewicht war die Planke sofort geborsten, und Cahnyr war in die Tiefe gestürzt.
    Der Abzugsschacht befand sich ganz in der Nähe eines Stollens, der unmittelbar unter dem Gipfelhaus endete. Deshalb war er nur dreißig, vielleicht auch vierzig Schritt lang. Damals war für Cahnyr noch viel wichtiger eines gewesen: Der Abzugsschacht war schräg angelegt, nicht senkrecht. Gewiss, bei dem Sturz hatte sich Cahnyr einige unschöne Prellungen zugezogen. Doch damals war er noch deutlich jünger gewesen, und die Neugier hatte recht rasch das Bedürfnis verdrängt, im Dunkeln sitzen zu bleiben, sich das aufgeschrammte Schienenbein zu reiben und Worte auszustoßen, die Mutter Kirche gewiss nicht gutgeheißen hätte. Also war Cahnyr in das Gipfelhaus zurückgekehrt und hatte Gharth Gorjah und Fraidmyn Tohmys zu sich gerufen. Beide kannten des Erzbischofs Begeisterung für Höhlen und unterirdische Gänge. Und so hatten sie einen Sack Kerzen, ein Stück Kreide und ein Knäuel Bindfaden zusammengepackt und waren aufgebrochen.
    Cahnyr hatte keine Ahnung, warum er anderen gegenüber von seiner Entdeckung unter dem Gipfelhaus geschwiegen hatte. Ganz gewiss hatte er es nicht getan, weil er sich schon damals gedacht hatte, es geheim zu halten sei gewiss hilfreich, nur für den Fall, dass er eines Tages vor der Inquisition fliehen müsste. Und um ganz ehrlich zu sein: irgendjemandem gegenüber hätte er es erwähnen sollen , vor allem, weil er die Absicht hatte, sich noch weiter im Inneren dieses Berges herumzutreiben. Er war zwar nicht hier in Gletscherherz aufgewachsen, aber als erfahrener Höhlenforscher war ihm nur zu bewusst, welche Gefahren dort unten stets lauern konnten: Ein Gang konnte einstürzen; man konnte Schwierigkeiten mit Grubengas oder plötzlich einströmendem Wasser bekommen; man konnte einfach nur unglücklich fallen – Mutter Natur kannte viele Möglichkeiten, sich der Männer zu entledigen, die sie um ihre Reichtümer bestehlen wollten. Bisher war Cahnyr immer sehr vorsichtig gewesen. Nie zuvor war er allein auf Erkundungstour gegangen. Trotzdem hatte Cahnyr über all die Jahre hinweg seine Entdeckung für sich behalten.
    Zum Teil, das hatte er später begriffen, lag das daran, wie herrlich still es in dieser Mine war. Völlig lautlos. Gut, der alte Kohlenstollen war etwas völlig anderes als die natürlichen Höhlen und Felsspalten, die Cahnyrs Höhlenforscherdrang geweckt hatten. Eigentlich war der alte Stollen auch nicht sonderlich interessant. Es war einfach nur ein sehr langes, sehr tiefes, sehr dunkles Loch im Boden.
    Doch es war ein sehr, sehr altes Loch, und dieses Loch war von Menschenhand

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