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Haus der Schatten (Unheimlicher Roman/Romantic Thriller) (German Edition)

Haus der Schatten (Unheimlicher Roman/Romantic Thriller) (German Edition)

Titel: Haus der Schatten (Unheimlicher Roman/Romantic Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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zu fühlen
    Er hatte eine geduckte Körperhaltung und schwitzte, obwohl es eigentlich eher kühl im Haus war.
    "Soll ich die Sache mit Strieber Inc. noch erledigen, Mr. Baily?"
    Mr. Baily machte ein nachdenkliches Gesicht und musterte Lamont kühl. "Nein", murmelte er dann.
    "Aber das wäre doch kein Problem! Ich bin doch für das Unternehmen zeichnungsberechtigt..."
    "Nein, Lamont, es ist mir lieber so. Ich erledige das besser selbst."
    Lamont schien irgendwie gekränkt. Aber er zuckte nur mit den Schultern. "Wenn Sie meinen..."
    "Bis morgen, Mr. Lamont!"
    Lamont machte eine etwas verlegen wirkende Geste mit der Rechten. "Auf Wiedersehen!"
    Indessen ging Francine quer durch den Raum. Die Stimmen der anderen Anwesenden verhallten hinter ihr und wenig später war sie in der Küche. Miss Gormley war schon um die sechzig und schon so lange im Haus, wie Francines Gedächtnis reichte. Francine war ohne Mutter aufgewachsen und die gutmütige Miss Gormley war manchmal so etwas wie ein Ersatz für sie gewesen.
    "Miss Francine!"
    Die Köchin schaute von ihren Töpfen auf und strahlte über das ganze Gesicht, als sie Francine die Küche betreten sah.
    "Oh, Miss Gormley..."
    "Das freut mich aber, dass Sie mich nicht vergessen haben, Francine!"
    Francine lächelte. "Oh, wie könnte ich das nur, Miss Gormley! Und wie können Sie so etwas nur denken!" Sie kam ein paar Schritte heran und nahm Francine bei den Schultern. Sie schien sich ehrlich über das Wiedersehen zu freuen. "Lassen Sie sich ansehen! Richtig erwachsen sind Sie geworden! Eine richtige Lady... Und so eine frische Gesichtsfarbe! Ja, die Sonne Kaliforniens... Wenn man hier in Bangor lebt, bleibt man sein Leben lang bleich, fürchte ich!" Es dauerte etwas, bis die anfängliche Befangenheit gewichen war. Aber dann ergriff Francine die Initiative und umarmte Miss Gormley.
    "Ich bin froh, dass Sie immer noch hier sind, Miss Gormley! Sie sind der gute Geist dieses Hauses und geben ihm etwas..." Sie suchte nach dem passenden Wort und dann fand sie es. Als sie es dann aber aussprach, erschrak sie selbst ein wenig darüber. "...etwas Menschliches!", murmelte sie.
    Miss Gormley lächelte. "Oh, Francine, Sie übertreiben!"
    Aber Francine schüttelte energisch den Kopf.
    "Nein, nein, keineswegs!", erwiderte die junge Frau heftig. "Ich meine, was ich sage, Miss Gormley!"
    Jetzt machte die Köchin eine Geste, die Verlegenheit signalisierte.
    "Ja, Francine, das ist wahr! Und damit konnte Ihr Vater wohl nie zurechtkommen, nicht wahr? Mein Gott, ich weiß noch, wie furchtbar Sie sich mit ihm gestritten haben."
    "Das ist Vergangenheit."
    "Sie haben mit ihm gesprochen?"
    "Ja, und es ist wohl ein neuer Anfang zwischen uns gemacht!"
    Ein herzlichen Lächeln ging über Miss Gormleys Gesicht. Ein warmes Lächeln, das sie aus ihren Kindertagen nur zu gut kannte.
    "Das freut mich aber, Francine! Es war bestimmt nicht einfach!"
    Francine nickte."Wem sagen Sie das!"
    Miss Gormleys Gesichtsausdruck wurde jetzt wieder etwas ernster.
    "Francine, ich bin immer gut mit Ihrem Vater ausgekommen, auch wenn es nicht immer ganz einfach gewesen ist."
    "Ja, ich weiß", murmelte Francine.
    Sie brauchte nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, dass Miss Gormley in den letzten Jahren einiges auszuhalten gehabt hatte. Aber Miss Gormley hatte ein dickes Fell - und wenn es jemanden gab, der Jeffrey J. Baily zu nehmen wusste, dann war sie es.
    "Bleiben Sie etwas länger, Francine?"
    "Ich weiß noch nicht, Miss Gormley... Vielleicht."
    "Es würde mich freuen."
     
    *
     
    Wenig später stand Francine in dem leeren Esszimmer und blickte hinaus durch das Fenster, das zur Vorderfront des Hauses zeigte. Sie hörte, wie kurz nacheinander zwei Wagen angelassen wurden. Erst fuhr dann Lamont, der Anwalt mit einem gediegenen Mercedes los, dann folgten Bellinda und Colin Randolph in ihrem Sportwagen. Colin hupte ungeduldig. Schließlich sah Francine noch Miss Gormley hinüber zu ihrer Unterkunft laufen. Sie hatte jetzt frei. Einige Augenblicke lang stand sie noch so gedankenverloren am Fenster.
    Sie und Dad waren jetzt allein in diesem großen Haus.
    Und dann fragte sie sich auf einmal, wo ihr Dad jetzt wohl steckte?
    Sie hatten sich eigentlich ja unterhalten wollen. Genug zu sagen hatten sie sich ja nach all den Jahren auch wohl. Francine verließ das Esszimmer und ging hinaus auf den Flur. "Dad?" Vielleicht war er in seinem Arbeitszimmer! Als sie die Tür erreicht hatte, klopfte sie zunächst. Aber es kam keine

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