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Havanna für zwei

Havanna für zwei

Titel: Havanna für zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Jackson
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während sie selbst ihren ganzen Schmerz für sich behalten musste, und es gab so vieles, was sie seit seinem Tod klaglos mit sich herumschleppte.
    Sie beschloss, den Stier bei den Hörnern zu packen und direkt in Rods Büro zu marschieren, um ihn um Urlaub zu bitten. Jetzt, wo sie so gute Kontakte zu den US-amerikanischen Einkäufern aufgebaut hatte, würde er es nicht riskieren, sie zu verlieren; sie vertrauten ihr, und bei der letzten Kollektion war sie die Einzige, mit der die größeren Läden Geschäfte machen wollten. Eine Designerin war eben viel weniger einschüchternd als ein Vertreter. Wenn die nur wüssten, dachte sie mit eitler Selbstzufriedenheit. Sophie war Expertin in subtiler Manipulation; sie hatte sich schon von Kindesbeinen an darin geübt. Der Schlüssel ihres Erfolgs lag in ihrem Charme. Die Menschen gaben ihr nur allzu gern nach – vor allem ihr Vater und ihre Schwestern.
    Affektiert strich sich Sophie die langen, rotblonden Locken aus dem Gesicht und lief mit großen Schritten über den Flur an ihren Kollegen vorbei. Sie war die erste Designerin in der Firma, die ein eigenes Büro bekommen hatte. Natürlich verdient, weil sie Rod versichert hatte, dass sie etwas Besonderes war und er sich glücklich schätzen konnte, sie in seiner Firma zu haben – und er glaubte ihr. Jetzt ließe er sich bestimmt auch überzeugen, dass er seiner unverzichtbaren Angestellten zehn Tage Urlaub gewähren musste. Selbst in der gegenwärtigen Rezession, wo Designer sich um jeden Job rissen, war Sophie unbesorgt. Sie würde ihren Urlaub kriegen, weil sie Sophie Owens war und immer bekam, was sie wollte.
    »Hallo?«
    »Louise, hier ist Donal.«
    »Hi. Kommst du zum Abendessen nach Hause?«
    »Kevin möchte, dass ich mir mit ihm ein Boot anschaue. Er glaubt, es könnte was für uns sein.«
    Louise seufzte. Die Segelsaison hatte noch nicht mal begonnen, doch die Vorbereitungen und Ausreden waren schon wieder in vollem Gange. »Ich dachte, dieses Jahr wolltet ihr kein neues.«
    »Wir sehen es uns nur mal an.«
    Er wollte nur Zeit schinden, um noch nicht nach Hause zu müssen, und sie wussten es beide.
    »Na schön. Du kannst dir dein Essen ja später in der Mikrowelle aufwärmen.«
    »Ich esse vielleicht was im Club.«
    Louise hätte vor Frust am liebsten geschrien. Was hatte ihr Tag für einen Sinn gehabt? Sie war extra im Supermarkt gewesen, hatte aus frischen Zutaten ein Bœuf Stroganoff gekocht, und jetzt würde er es nicht mal essen. Als Lehrerin war sie wenigstens so beschäftigt damit gewesen, Klassenarbeiten zu korrigieren und Unterrichtsstunden vorzubereiten, dass sie keine Zeit gehabt hatte, sich Sorgen zu machen, wenn Donal spät von der Arbeit kam. In letzter Zeit ertappte sie sich sogar dabei, wie sie in der Fernsehzeitung nachsah, wann Desperate Housewives oder ähnlicher Mist anfing, wenn die Kinder im Bett waren.
    »Na dann bis später«, murmelte Donal.
    »Tschüs«, antwortete sie brüsk und legte auf.
    Wenn sie doch nur einen Ausgleich fände: Dankbarkeit für ihr häusliches Glück mit den Kindern und ein Hobby, mit dem sie in ihrer Freizeit Erfüllung finden könnte.
    Gedanken an ihre Begegnung mit Jack schwirrten ihr durch den Kopf. Sie griff in ihre Tasche und zog die kleine, professionell aussehende Visitenkarte heraus, die er ihr gegeben hatte. Sie wünschte, sie wäre stark genug, sie in den Mülleimer zu werfen, sie vielleicht sogar vorher in Stücke zu reißen. Doch sie wusste, dass sie das nicht konnte. Schließlich war Jack in ihrer gemeinsamen Zeit stets die Güte in Person gewesen. War sie nicht diejenige, die ihm so grausam das Herz gebrochen und ihn an jenem traurigen Oktobernachmittag vor vierzehn Jahren wütend und verletzt zurückgelassen hatte?
    Die Bäume verfärbten sich in alle Nuancen von Orange, Violett und Braun, als die plötzliche Kühle in der Luft das Ende ihrer Affäre ankündigte. Er hatte ihr die Schuld gegeben, ihr Gefühlskälte vorgeworfen und behauptet, sie hätte das von Anfang an so geplant. Ihre Tränen hatten ihn nicht vom Gegenteil überzeugen können und genauso wenig davon, dass sie seiner Zukunft den Vorrang vor ihren eigenen Gefühlen einräumte. Doch tief in ihrer Seele hoffte sie, dass er es nicht so gemeint hatte, weil sie beide wussten, dass ihre Liebe die reinste und wunderbarste war, die sie beide je erlebt hatten.
    Was sollte sie nun mit seiner Karte anstellen? Ihr Verstand warnte sie vor dem Wespennest, in das sie stechen würde, wenn sie die

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