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Hawkings Kosmos einfach erklaert

Hawkings Kosmos einfach erklaert

Titel: Hawkings Kosmos einfach erklaert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Vaas
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können. In ihrer Umgebung sind sogar Rechts und Links vertauscht ( Bild, hier ). Und in ihrem Inneren (streng mathematisch betrachtet) sogar Raum und Zeit. Man könnte sich dort gar nicht mehr frei im Raum bewegen oder standhaft an einem Ort verharren, sondern wird unaufhaltsam ins Zentrum gezogen, wo die Zeit gleichsam endet. In der unmittelbaren Umgebung rotierender Schwarzer Löcher wird die Raumzeit überdies derart verquirlt, dass theoretisch vielleicht sogar Zeitreisen möglich sind.
    Am Ereignishorizont bleibt für Beobachter in sicherer Entfernung die Zeit geradezu stehen. Das ist eine Konsequenz der von Einstein entdeckten gravitativen Zeitdilatation. Alles, was in ein Schwarzes Loch fällt, verschwindet von außen betrachtet nicht hinter dem Horizont, sondern bleibt quasi daran „kleben“ – als immer rötlicher und lichtschwächer werdendes Nachbild. Daher hießen Schwarze Löcher früher auch gefrorene Sterne.
    In der Eigenzeit einstürzender Objekte geht es dagegen unaufhaltsam weiter, hinab in den Abgrund. Für neugierige Forschungsexpeditionen ist ein solcher tiefgründiger Abstieg aber nicht zu empfehlen. Zum einen könnten sie ihre Erkenntnisse sowieso nicht an die Außenwelt funken, da der Ereignishorizont nichts mehr frei gibt. Und zum anderen wäre selbst der aufopferungsvollste Versuch, das mysteriöse Zentrum eines Schwarzen Lochs zu erkunden, zum Scheitern verurteilt. Denn nichts kann den Gezeitenkräften eines Schwarzen Lochs widerstehen: Alles wird langgezogen wie Spaghetti und gnadenlos zerrissen. Das geschieht bei stellaren Schwarzen Löchern schon außerhalb des Horizonts. Die Grenze supermassereicher Riesenlöcher hingegen könnte man zunächst gefahrlos passieren. Bis alles im Zentrum zerschellt, vergeht bei letzterem bis zu einer Stunde an Eigenzeit. Für ein stellares Schwarzes Loch mit zehn Sonnenmassen beträgt die Gnadenfrist dagegen nur etwas mehr als eine tausendstel Sekunde.
    Ãœber das ominöse Innere der Schwarzen Löcher können also nur Theoretische Physiker Auskunft geben. Grässliche Dinge geschehen dort. Alles wird zermalmt. Womöglich verschwinden selbst die Elementarteilchen. Wahrscheinlicher ist eine unglaublich dichte Energiekonzentration – oder das Ende der Raumzeit selbst. Aber vielleicht öffnet sich auch ein Tor durch Raum und Zeit und führt zu einem anderen Universum – oder zündet sogar einen neuen Urknall?
    1964 bewies der Mathematiker Roger Penrose, dass Krümmungssingularitäten ein unvermeidliches Merkmal des Gravitationskollaps sind: Die Allgemeine Relativitätstheorie verliert im Zentrum Schwarzer Löcher ihre Gültigkeit, weil die physikalischen Parameter die Werte Null oder Unendlich annehmen. Zusammen mit Hawking hat Penrose dieses Resultat noch verfeinert und es auch auf den Urknall übertragen.
    Was im Zentrum eines Schwarzen Lochs vor sich geht, lässt sich im Rahmen der Relativitätstheorie also nicht beantworten. Dafür ist eine Theorie der Quantengravitation nötig, für die es aber noch keine experimentell bestätigten Kandidaten gibt. Diese Theorie muss dann auch ein weiteres Rätsel lösen: Der Relativitätstheorie zufolge steckt nämlich die gesamte Masse eines Schwarzen Lochs in der Singularität. Dies ist eine abenteuerliche und eigentlich unhaltbare Vorstellung. Denn bei statischen Schwarzen Löchern ist die Singularität ein ausdehnungsloser Punkt, bei rotierenden ein unendlich dünner Ring. Wie können darin die riesigen Massen ganzer Sterne und Sternhaufen unterkommen?! Der Physiker John Wheeler brachte das Paradoxon mit dem Slogan „Masse ohne Masse“ auf den (singulären) Punkt.
    Vertauschte Verhältnisse: In der Umgebung Schwarzer Löcher geht es aufgrund der extremen Krümmung der Raumzeit sehr seltsam zu. Lichtstrahlen werden beispielsweise verbogen. In einer Entfernung vom 1,5-fachen des Radius eines nichtrotierenden Schwarzen Lochs würde ein Lichtstrahl sich sogar im Kreis herum bewegen. Könnte man Röhren um das Schwarze Loch legen – und Theoretiker tun das mit ihren Rechnungen –, dann wird es noch bizarrer. Hat die Röhre einen Radius größer als der des Lichtkreises, ist alles wie gewohnt: Links bleibt Links und die Fliehkräfte zeigen nach außen (weg vom Schwarzen Loch), wenn man um das Gravitationszentrum Karussell fährt. In einer Röhre

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