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Headhunter

Headhunter

Titel: Headhunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbo
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Wagens, und ich starrte auf die Bauchregion eines Mantels.
    Ich
wartete etwas, bis ich den Fensterheber betätigte und die Scheibe langsam - aber
trotzdem etwas schneller, als ich es mir gewünscht hatte - nach unten glitt.
    »Hören
Sie ...«, begann er, bevor er von meinem bewusst langsamen »Nuuun, womit kann
ich Ihnen dienen, mein Herr?« unterbrochen wurde. Ohne ihn eines Blickes zu würdigen,
bereitete ich mich innerlich schon darauf vor, ihm eine erfrischende
Schilderiese-Lektion zu erteilen.
    »Wenn
Sie ein Stück vorfahren können, Sie blockieren meinen Wa-en.«
    »Es
ist wohl eher so, dass Sie mich aussperren, mein Herr...«
    Erst
in diesem Augenblick erreichten die sphärischen Störungen mein Hirn. Ich hob
den Blick, und mein Herz blieb beinahe stehen.
    »Natürlich«,
sagte ich. »Einen Augenblick.« Ich tastete frenetisch nach dem Knopf des
Fensterhebers, aber meine Feinmotorik versagte.
    »Warten
Sie«, sagte Brede Sperre. »Haben wir uns nicht schon einmal gesehen?«
    »Das
bezweifle ich«, antwortete ich und versuchte, ruhig und entspannt zu klingen.
    »Sind
Sie sicher? Ich glaube wirklich, dass wir uns schon mal begegnet sind.«
    Verdammt,
wie konnte er den angeblichen Vetter der Monsen-Zwillinge aus der Rechtsmedizin
wiedererkennen? Diese Ausgabe meiner Person hatte doch einen kahlen Schädel gehabt
und die Kleidung eines Motorsport-Liebhabers getragen, während ich kräftige
Haare hatte, einen Ermenogildo-Zegna-Anzug und ein frisch gebügeltes Hemd von
Borelli trug. Ich wusste aber, dass ich mich nicht zu entschieden wehren
durfte, sonst brachte ich Sperre in eine Verteidigungsposition und er
erinnerte sich womöglich.
    Ich
atmete tief durch. Ich war müde, müder als ich es an diesem Tag hätte sein
sollen. Dabei war dies ein Tag, an dem ich etwas leisten musste. Heute musste
ich zeigen, dass ich wieder der war, der ich einmal gewesen war.
    »Wer
weiß?«, sagte ich. »Sie kommen mir auch irgendwie bekannt vor ...«
    Er
schien zuerst etwas perplex über diese Gegenoffensive. Dann setzte er sein
charmantes jugendliches Lächeln auf, das ihn zum Liebling der Bildmedien
machte:
    »Sie
haben mich bestimmt nur im Fernsehen gesehen. Ich höre das immer wieder ...«
    »Genau,
bestimmt kennen Sie mich auch daher«, antwortete ich.
    »Oh?«,
fragte er neugierig. »In welchem Programm?«
    »Vermutlich
das, welches Sie gesehen haben. Sonst würde ich Ihnen ja nicht bekannt
vorkommen. Denn eigentlich ist die Mattscheibe ja gar keine Scheibe, auf der
wir andere Menschen sehen, nicht wahr? Auf Ihrer Seite der Kamera ist sie
vielleicht eher ... ein Spiegel.«
    Sperre
sah ziemlich verwirrt aus.
    »Ich
mache nur Witze«, sagte ich. »Ich fahre jetzt weg. Einen schönen Tag noch.«
    Ich
ließ das Fenster hoch und fuhr zurück. Es gab Gerüchte, die besagten, dass
Sperre mit der neuen Frau von Odd G. Dybwad schlief. Und andere, dass er es
auch mit der alten getrieben hatte. Und - der Vollständigkeit halber - auch
mit Dybwad selbst.
    Als
Sperre von meinem Stellplatz fuhr, hielt er noch einmal kurz an, bevor er
wegfuhr, so dass wir uns zwei Sekunden gegenüberstanden und uns ansahen. Ich
sah seinen Blick. Er starrte mich an wie jemand, der erst jetzt erkannte, dass
er gerade an der Nase herumgeführt worden war. Ich nickte ihm freundlich zu.
Dann gab er Gas und verschwand. Ich blickte in den Rückspiegel und flüsterte:
»Hallo, Roger.«
     
    Ich
betrat das Büro von Alfa, rief ein ohrenbetäubendes »Guten Morgen, Oda!« und
sah Ferdinand auf mich zulaufen.
    »Nun?«,
fragte ich. »Sind sie gekommen?«
    »Ja,
sie sind bereit«, sagte Ferdinand und trippelte hinter mir her über den Flur.
»Übrigens, eben war ein Polizist hier, so ein großer, blonder ... ein ziemlich
hübscher Kerl.«
    »Was
wollte er?«
    »Er
wollte wissen, was Clas Greve in den Gesprächen über sich selbst erzählt hat,
als er hier war.«
    »Aber
der ist doch schon lange tot«, sagte ich. »Ermitteln die immer noch?«
    »Nicht
wegen dem Mord. Es geht um das Rubens-Bild, sie finden nicht heraus, wem er es
gestohlen hat. Es hat sich niemand gemeldet. Jetzt versuchen sie zu kartieren,
mit wem er Kontakt hatte.«
    »Hast
du heute keine Zeitung gelesen? Sie sind sich jetzt plötzlich doch nicht mehr
so sicher, ob es wirklich ein echter Rubens ist. Vielleicht hat er ihn gar
nicht gestohlen, vielleicht hat er das Bild geerbt.«
    »Seltsam.«
    »Was
hast du dem Polizisten gesagt?«
    »Ich
habe ihm natürlich unsere Gesprächsprotokolle gegeben. Er

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