Headhunter
als
Dirigent in den Sekunden vor einem Konzert: Alle Blicke sind auf dich
gerichtet, ein ganzes Symphonieorchester klebt an deinem Taktstock, und du
hörst, wie das erwartungsvolle Murmeln des Publikums hinter dir langsam
verstummt.
»Deshalb
habe ich Sie heute hierher gebeten«, sagte ich. »Der Mann, den ich Ihnen heute
vorstellen möchte, ist der neue Komet nicht nur in norwegischen, sondern in
internationalen Managerkreisen. Bei der letzten Runde glaubte ich keine
Chancen zu haben, ihn aus seiner jetzigen Stellung loseisen zu können. Dort
ist er schließlich so etwas wie Jesus, Gott und der Heilige Geist in einem.«
Ich
sah von einem zum anderen.
»Aber
ohne zu viel versprechen zu wollen, kann ich wohl sagen, dass ich sein
Interesse geweckt habe. Und sollten wir ihn wirklich bekommen ...« Ich
verdrehte die Augen, um einen feuchten Traum anzudeuten, eine Utopie, aber
trotzdem ... Der Vorstandsvorsitzende und der Pressesprecher waren, wie ich
es erwartet hatte, mit ihren Stühlen schon ein Stück näher gerutscht. Sogar der
Betriebsrat hatte seine bislang verschränkten Arme auf den Tisch gelegt und
sich vorgebeugt.
»Wer? Wer?«, flüsterte
der Informationschef. Einhundertzwanzig.
Die
Tür ging auf. Und da stand er. Ein Mann, 39 Jahre
alt, in einem Anzug von Kamikaze im Bogstadveien, wo Alfa 15 Prozent Rabatt bekommt. Ferdinand hatte die rechte Hand des
Mannes auf dem Flur in hautfarbenen Kalk getaucht, da er, wie wir wussten,
unter schwitzigen Händen litt. Der Kandidat wusste, was er zu tun hatte, denn
ich hatte ihn instruiert, die Vorstellung bis ins letzte Detail vorbereitet. Er
hatte sich die Haare an den Schläfen kaum merkbar grau gefärbt und war einmal
in Besitz einer Lithografie von Edvard Munch mit dem Titel »Die Brosche«
gewesen.
»Darf
ich vorstellen: Jeremias Lander«, sagte ich.
Ich
bin Headhunter. Das ist nicht sonderlich schwer. Aber ich bin der beste von
allen.
Weitere Kostenlose Bücher