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Heavy Cross

Heavy Cross

Titel: Heavy Cross Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ditto Beth
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sich einen anderen Mann, doch auch der blieb nicht lange – gerade lange genug, dass sie ein weiteres Baby bekam. Nummer vier, mich, Mary Beth Ditto. Sie ließ mich in dem Glauben, Homer sei mein leiblicher Vater. Wenig später war er wieder im Spiel und hatte nichts dagegen, mich aufzunehmen. Wahrscheinlich wäre es viel zu traurig und anstrengend gewesen, mir die Wahrheit zu sagen. Ich war noch ein Kind und Homer der einzige Vater, den ich je hatte. Er gab mir seinen Namen und so wurde ich Beth Ditto. Die meisten Leute denken, das sei ein Punkname, den ich mir ausgedacht habe, als ich anfing, in Bands zu singen, aber er ist echt. Mary Beth Ditto, geboren am 19. Februar, Tochter von Velmyra und Homer.
    Mom hatte nach Homer weitere Ehemänner und Kinder – meinen kleinen Bruder Jacob und meine kleine Schwester Kendra –, was in Arkansas nicht ungewöhnlich ist. Frauen bekommen dort sehr viele Kinder, noch bevor sie die eigene verstörende Kindheit überwunden haben. Ich würde meine große, verrückte Familie gegen nichts in der Welt eintauschen, aber die Frauen in Judsonia hatten nie eine Pause, um Atem zu holen oder zu überlegen, was eigentlich los ist. Das Erwachsenwerden geht hier schnell und ist kein Zuckerschlecken. Junge Frauen setzen gleich einen ganzen Haufen Kinder in die Welt; dem Gehirn, dem Körper und dem Herzen gönnen sie keine Ruhe. Sie haben keine Möglichkeit, zu verstehen, und schon gar keine Zeit, um sich zu überlegen, wie man all das wieder aus dem Kopf bekommt, von dem man gar nicht weiß, dass man es beigebracht bekommt. Sie haben keine Chance, aus dem Kreislauf auszubrechen. Es kommen einfach immer mehr Babys – und jedes einzelne ist ein Glied in einer Kette, die die Vergangenheit mit der Gegenwart verbindet. Das ist das Vermächtnis des Missbrauchs, der damit so alltäglich wird, dass man das Gefühl hat, man müsste einen halben Kontinent durchqueren, um sich aus dem Bann der eigenen Vergangenheit zu befreien. Irgendwann ist mir das gelungen. Aber erst mal musste ich Arkansas überstehen.

VIER
    4
    MEINE MUTTER GENOSS EINEN SELTSAMEN RUF in Judsonia. Sie ist eine äußerst liebenswürdige Frau, herzlich und freundlich. Sie bringt jeden zum Lachen, einschließlich sich selbst. Ihr Sternzeichen ist Schütze, und sie ist wirklich lustig und unsagbar albern.
    Bis zum heutigen Tag ist Halloween bei mir zu Hause das, was für andere Leute Weihnachten ist. Ungefähr fünfundsiebzig Leute kamen zum Feiern vorbei, allesamt Familienangehörige. Wir fuhren auf Heuwagen, grillten Würstchen und spielten Apfelfischen draußen im waldigen Georgetown. Dort gab es kaum Polizei, deshalb konnte man zwanzig Kinder auf einen Traktor laden und sie am Fluss entlangkutschieren, ohne erwischt zu werden.
    An Halloween war meine Mutter immer total gut drauf. Alle liebten sie, vor allem die Kinder. Sie war die Mom, die jeder gern gehabt hätte. Die Kinder, die sie anhimmelten, waren ihr Leben, und sie liebte sie abgöttisch. Meine Mutter verkleidete sich gern, und einmal an Ostern – sie konnte es nicht bis Halloween abwarten – war sie als Häschen zur Arbeit gegangen. Sie trug ein komplettes Häschenkostüm und fand das unheimlich witzig. Allerdings arbeitete sie als Pflegerin in einem Heim für alte und verwirrte Menschen, und diese berichteten den Ärzten, sie hätten einen riesigen weißen Hasen, so groß wie ein Mensch, herumlaufen sehen. Die Ärzte machten sich besorgt Notizen über den Geisteszustand dieser verrückten Alten und einer von ihnen entdeckte später meine Mutter, die quietschvergnügt in ihrem Kostüm durch die Gänge hüpfte.
    Mom trank und kiffte nicht, sie rauchte nicht mal normale Zigaretten. Ihre eigene Mom hatte während der Schwan gerschaft geraucht – auf Empfehlung ihres Arztes! –, und so war sie mit einem schweren Lungenschaden zur Welt gekommen. Sie hatte nie auch nur versucht, an einer Zigarette zu ziehen, und in ihrer Gegenwart rauche ich bis heute nicht. Sie war stets freundlich und nett, unbeirrbar in ihren Angewohnheiten – deshalb hielt man meine Mom auch für eine moderne Hexe, weil sie auffiel in dieser Stadt, in der Schusswaffen so verbreitet waren wie Haustiere und Weiße das Wort »Nigger« so häufig benutzten, dass die Kinder, die hier aufwuchsen, es für einen ganz normalen Begriff hielten. Sie war anders. Meine Freunde

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