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0475 - 5 Millionen für Mister High

0475 - 5 Millionen für Mister High

Titel: 0475 - 5 Millionen für Mister High Kostenlos Bücher Online Lesen
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Als das Girl auf mich zuschlenderte, hatte ich plötzlich das Gefühl, mich an irgend etwas festhalten zu müssen. Ich griff nach dem Whiskyglas. Das Mädchen war rundherum Klasse, eine perfekte Einheit von Figur und Gesicht. Was sie anhatte, kam nicht von der Stange. Sie lächelte. Das Lächeln galt mir und wirkte ein wenig scheu. Ich genehmigte mir rasch einen soliden Schluck und fragte mich, ob die Wärme in meinem Inneren von dem Whisky oder ihrem Lächeln herrührte.
    »Mr. Cotton?« fragte sie und blieb an meinem Tisch stehen.
    Ich stand auf und machte eine einladende Handbewegung. Ich merkte, daß die Leute an den Nachbartischen sehr schweigsam geworden waren. Kein Wunder. Mädchen wie diese ziehen die Blicke auf sich. Sie setzte sich mir gegenüber. Rings um uns her kamen die Gespräche wieder in Gang. Ich nahm Platz. Das Whiskyglas hielt ich noch immer in der Hand.
    Das Mädchen verlor bei näherer Betrachtung nichts von ihrem Reiz. Im Gegenteil. Da waren einmal die Augen, groß und graugrün, mit winzigen Schokoladentupfen rings um die Pupillen.
    Der Mund war voll und weich. Sie streifte die Handschuhe ab. Die Hände waren schlank und grazil, Hände, die noch nie schwere Arbeit geleistet hatten, Hände, die dazu bestimmt schienen, Cocktailgläser zu balancieren und kostbaren Schmuck zu tragen.
    Sie lächelte noch immer. Ihre Zähne waren sehr weiß, klein und scharf. Diese Zähne störten mich seltsamerweise. Es waren hübsche Zähne, aber es schien mir auf einmal so, als hätte ich einen ersten, winzigen Makel entdeckt.
    So ist das mit meinem Job. Man liegt immer auf der Lauer. Man beobachtet und gibt nicht eher Ruhe, bis man das berühmte Haar in der Suppe gefunden hat. Wirklich ein Jammer. G-men tragen keine Brillen, schort gar keine mit rosaroten Gläsern.
    Ich blickte das Mädchen an und wartete darauf, daß sie etwas sagte, eine Erklärung abgab. Sie nahm sich Zeit damit. Sie entnahm einer kleinen weißen Handtasche eine Schachtel Zigaretten und zupfte sich einen Glimmstengel heraus. Ich gab ihr Feuer. Sie inhalierte tief und mit zurückgelegtem Kopf. Mit den langen, perlmuttlackierten Nägeln klaubte sie einen Tabakkrümel von den vollen Lippen. Sie schaute mich an, noch immer lächelnd. »Würden Sie sich Zutrauen, die Königin von England zu kidnappen?« fragte sie.
    Ebensogut hätte sie mich fragen können, ob ich es für eine gute Idee hielte, mitten auf dem Broadway auf einem Eisbärenfell ein Mittagsschläfchen zu machen. Ich starrte sie an und sah in diesem Moment sicherlich nicht gerade umwerfend intelligent aus. Ich genehmigte mir einen zweiten Schluck Whisky. Ich hatte ihn dringend nötig. »Woher kennen Sie mich?« wollte ich wissen. »Wer sind Sie, und was bezwecken Sie mit dieser verrückten Frage?«
    Das Mädchen wurde ernst. »Ist sie wirklich so verrückt?«
    »Ohne Einschränkungen.«
    »Die Idee der englischen Posträuber schien anfangs genauso verrückt. Aber sie wurde verwirklicht.«
    Ich grinste. »Kennen Sie jemanden, der die Queen zu entführen wünscht? Wollen Sie mir einen Tip geben? Ich bin gern bereit, ihn an unsere englischen Kollegen weiterzuleiten.«
    Das Mädchen lachte und zeigte dabei ihre kleinen, scharfen Zähne. »Unsinn«, meinte sie. »Ich liebe es nun einmal, meine Mitmenschen mit Schockfragen zu überfallen. Sie sind doch FBI-Agent, nicht wahr? Ich habe mir sagen lassen, daß Sie als ein Prachtexemplar dieser Gattung gelten, und möchte, daß Sie mir das beweisen. Also los… wie würden Sie es anstellen, die Königin zu entführen?«
    -Ich beschloß, auf das Spiel einzugehen, obwohl es mir nicht sehr amüsant zu sein schien. »Ich nehme an, Sie wollen die theoretischen Möglichkeiten eines solchen Coups erörtern. Sind Sie Reporterin?«
    »Nein.«
    Ich drehte das Glas zwischen den Händen. »Es gibt Leute, an die man einfach nicht herankommt. Der Präsident der Vereinigten Staaten zum Beispiel. Oder die Königin von England. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Die Schwierigkeiten sind einfach zu groß. Natürlich könnte man mit einer generalstabsmäßigen Planung und einer blendend ausgebildeten Truppe den großen Coup landen. Warum sollte es nicht jemand schaffen, die Königin oder den Präsidenten zu entführen. Verdammt noch mal, warum eigentlich nicht?«
    »Sehen Sie!« meinte das Mädchen fast triumphierend. Sie lachte leise und ein wenig merkwürdig. Ich blickte sie an. »Ich muß auf meine Fragen zurückkommen«, sagte ich. »Wer sind Sie, und

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