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Heidi und andere klassische Kindergeschichten

Heidi und andere klassische Kindergeschichten

Titel: Heidi und andere klassische Kindergeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Spyri
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heißen Tagewerk weg sich ein wenig erluften wollte, hatte er ruhig zugesehen, wie eben der Peter, dem Heranrollen des Stuhles nicht unähnlich, von oben heruntergekommen war.
    Der Peter schnellte auf seine Füße. Er hatte einen neuen Schrecken. Jetzt wußte der Bäcker auch schon, daß der Stuhl einen Puff bekommen hatte. Ohne ein einziges Mal zurückzusehen, lief der Peter wieder den Berg hinauf. Am liebsten wäre er jetzt heimgegangen und in sein Bett gekrochen, daß ihn keiner mehr finden konnte, denn da fühlte er sich am sichersten. Aber er hatte ja die Geißen noch oben, und der Öhi hatte ihm noch eingeschärft, bald wiederzukommen, damit die Herde nicht zu lange allein sei. Den Öhi aber fürchtete er vor allen und hatte einen solchen Respekt vor ihm, daß er niemals gewagt hätte, ihm ungehorsam zu sein. Der Peter ächzte laut und hinkte weiter, es mußte ja sein, er mußte wieder hinauf. Aber rennen konnte er jetzt nicht mehr, die Angst und die mannigfaltigen Stöße, die er soeben erduldet hatte, konnten nicht ohne Wirkung bleiben. So ging es denn mit Hinken und Stöhnen weiter die Alm hinauf.
    Herr Sesemann hatte kurz nach der Begegnung mit Peter die erste Hütte erreicht und wußte nun, daß er auf dem richtigen Wege war. Er stieg mit erneutem Mute weiter, und endlich, nach langer, mühevoller Wanderung, sah er sein Ziel vor sich. Dort oben stand die Almhütte, und oben darüber wogten die dunkeln Wipfel der alten Tannen.
    Herr Sesemann ging mit Freuden an die letzte Steigung, gleich konnte er sein Kind überraschen. Aber schon war er von der Gesellschaft vor der Hütte entdeckt und erkannt worden, und für den Vater wurde vorbereitet, was er nicht ahnte.
    Als er den letzten Schritt zur Höhe getan hatte, kamen ihm von der Hütte her zwei Gestalten entgegen. Es war ein großes Mädchen mit hellblonden Haaren und einem rosigen Gesichtchen, das stützte sich auf das kleinere Heidi, dem ganze Freudenblitze aus den dunklen Augen funkelten. Herr Sesemann stutzte, er stand still und starrte die Herankommenden an. Auf einmal stürzten ihm die großen Tränen aus den Augen. Was stiegen auch für Erinnerungen in seinem Herzen auf! Ganz so hatte Klaras Mutter ausgesehen, das blonde Mädchen mit den angehauchten Rosenwangen. Herr Sesemann wußte nicht, war er wachend, oder träumte er.
    »Papa, kennst du mich denn gar nicht mehr?« rief ihm jetzt Klara mit freudestrahlendem Gesicht entgegen. »Bin ich denn so verändert?«
    Nun stürzte Herr Sesemann auf sein Töchterchen zu und schloß es in seine Arme.
    »Ja, du bist verändert! Ist es möglich? Ist es Wirklichkeit?«
    Und der überglückliche Vater trat wieder einen Schritt zurück, um noch einmal hinzusehen, ob denn das Bild nicht verschwinde vor seinen Augen.
    »Bist du’s, Klärchen, bist du’s denn wirklich?« mußte er ein Mal ums andere ausrufen. Dann schloß er sein Kind wieder in die Arme, und gleich nachher mußte er noch einmal sehen, ob es wirklich sein Klärchen sei, das aufrecht vor ihm stand.
    Jetzt war auch die Großmama herbeigekommen, sie konnte nicht so lange warten, bis sie das glückliche Gesicht ihres Sohnes erblicken sollte.
    »Na, mein lieber Sohn, was sagst du jetzt?« rief sie ihm zu. »Die Überraschung, die du uns machst, ist recht schön; aber diejenige, die man dir bereitet hat, ist noch viel schöner, nicht?« Und die erfreute Mutter begrüßte nun mit großer Herzlichkeit ihren lieben Sohn. »Aber jetzt, mein Lieber«, sagte sie dann, »kommst du mit mir dort hinüber, unsern Öhi zu begrüßen, der ist unser allergrößter Wohltäter.«
    »Gewiß, und auch unsere Hausgenossin, unser kleines Heidi, muß ich noch begrüßen«, sagte Herr Sesemann, indem er Heidis Hand schüttelte. »Nun? Immer frisch und gesund auf der Alp? Aber man muß nicht fragen, kein Alpenröschen kann blühender aussehen. Das ist mir eine Freude, Kind, das ist mir eine große Freude!«
    Auch das Heidi schaute mit leuchtender Freude zu dem freundlichen
Herrn Sesemann auf. Wie gut war er immer zu ihm gewesen! Und daß er
nun hier auf der Alp ein solches Glück finden sollte, das machte
Heidis Herz laut schlagen vor großer Freude.
    Jetzt führte die Großmama ihren Sohn zum Almöhi hinüber, und während nun die beiden Männer sich sehr herzlich die Hände schüttelten und Herr Sesemann begann, seinen tiefgefühlten Dank auszusprechen und sein unermeßliches Erstaunen darüber, wie nur dieses Wunder hatte geschehen können, da wandte sich die Großmama und

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