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Heidi und die Monster

Titel: Heidi und die Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter H. Johanna;Geißen Spyri
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hatte Professor Marus aufgehört zu existieren. Nichts als ein Häufchen schwarzen Staubes war von ihm übrig geblieben.
    »Heidi … Heidi …«, stammelte der Großvater vom Dach.
    »Ja, Großvater?« Das Kind schaute hinauf.
    »Du hast es vollbracht, du allein!«
    »Das musste ich.« Es tat einen Schritt näher. »Wo ich das Pflöckli doch auf dem Boden der Hütte liegen sehen hab.«

    »Gelobt sei Jesus Christus.« Der Pfarrer trat zur Tür heraus.
    »In Ewigkeit, amen«, antworteten die Menschenkinder im Innern der Festung.

Kapitel 28

    Mit frischer Kraft ging es ans Werk. Peter kletterte zum Öhi aufs Dach und befreite ihn aus der misslichen Lage. Danach schwangen sie zu viert ihre Schwerter und wüteten grässlich unter den Niänenüütli.
    Wie sollten sie wissen, dass Professor Marus nicht der einzige Vampir war, der die Almhütte diese Nacht heimsuchte? Der jüngste Spross der Gattung war seinem Meister gefolgt und hatte dessen Vernichtung beobachtet. Der Bäcker saß auf dem Ast einer Tanne und hatte einen guten Blick auf das Schauspiel. Er sah mit an, wie die Unaussprechlichen trotz ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit nach allen Seiten zurückgedrängt wurden. Die Haufen entleibter Niänenüütli waren bereits höher als die Barrikade. Der Bäcker begriff, dass diesen entschlossenen Kämpfern nicht in offener Schlacht zu Leibe zu rücken war. Lautlos ließ er sich daher vom Aste gleiten.
    Der Großvater hatte nicht vergessen, dass der Dämonenfluch in Heidi keineswegs aufgehoben war. Auch wenn sie Marus vernichtet hatte, zirkulierte das schwarze Blut noch in
ihr. Darum focht der Öhi an jener Stelle im Gras gegen die Glaarä, wo der Silberpflock hingefallen war, dort lag auch der Staub des Vampirs.
    »Gebt mir Deckung«, sagte der Alte, bückte sich und sammelte die schwarzen Flocken in seine Handfläche. Mit der freien Hand deckte er sie zu, damit sie nicht weggeweht wurden. Während Peters und Tinettes Schwerter den Glaarä den Garaus machten und auch der Pfarrer das Werk des Herrn tat und die Unseligen von ihrem gottlosen Dasein befreite, eilte der Öhi in die Hütte zurück.
    Dort saß Heidi am Bett Rosamunds. Die Anstrengung hatte das Kind still und bleich werden lassen. Es sagte nichts, schaute nur in die übergroßen Augen der armen Frau. »Großvater, mir ist so anders«, flüsterte Heidi. »Großvater, was ist das?«
    »Ist die Müdigkeit«, antwortete er beruhigend, zugleich voll Sorge. »Geht vorbei, wenn du was Warmes getrunken hast.« Mit fliegenden Bewegungen hantierte er am Herdfeuer. Die Ziegenmilch stand bereit. Er streute die Vampirasche hinein, schwenkte den Kessel übers Feuer und begann umzurühren.
    »Ich will nichts trinken, Großvater«, wimmerte Heidi. »Bin so schläfrig, so schläfrig …«
    »Nicht einschlafen, Heidi!« Während er rührte, musste der Öhi zusehen, wie Heidi auf Rosamunds Lager sank. »Herr Pfarrer!«, schrie er nach draußen.
    Schon stand der junge Mann in der Tür.
    »Der Trank muss erst einmal aufkochen.« Der Öhi wies auf Heidi. »Helft mit der Macht Gottes, dass sie jetzt nicht einschläft!«

    Der Geistliche hob Heidis Oberkörper in seinen Schoß, segnete und betete. Währenddessen betrachtete er das bedauernswerte Geschöpf daneben.
    »Amen.« Er schlug über Heidi das Kreuz. »Rosamund, bist du das?«, fragte er die Frau des Bäckers.
    Sie nickte schwach.
    »Was habt Ihr mit dieser vor?«, fragte er den Öhi.
    »Wir sind … wir lieben uns.« Der Alte sah Blasen aus dem Sud aufsteigen.
    »Du stellst dich gegen die göttliche Ordnung«, erwiderte der Pfarrer, »willst selbst Gott spielen, indem du diese hier künstlich am Leben erhältst.« Er beugte sich zu Rosamund und fragte: »Sehnst du dich danach, in die christliche Seligkeit einzugehen?«
    »Ja …«, hauchte Rosamund. »Ja, ja!«
    Dem Großvater zerriss es das Herz; er erinnerte sich, was er der Geliebten versprochen hatte. Doch er wollte nicht, suchte den Moment hinauszuzögern, an dem er sie dem Heil des Himmels überantworten sollte.
    »Es ist so weit.« Er füllte eine Schale mit dem Gebräu, tat noch einen Löffel Honig hinein, damit es feiner schmeckte, und brachte Heidi den Trank.
    »Seid Ihr sicher, dass dieses Mittel …« Zweifelnd senkte der Pfarrer die Nase darüber und schnupperte.
    »Das Einzige, Beste, was hilft.« Der Großvater hob Heidis Kopf und flößte dem Kind die heiße Ziegenmilch ein. Es würgte und hustete, spuckte auch einiges wieder aus, doch nach kurzem war die

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