Heile dich selbst und heile die Welt
übertritt.
Meine Mutter erzählte mir, wie ich mich als Dreijähriger in einem Geschäft auf den Boden geworfen hatte, um meinem Willen nach Süßem den richtigen Ausdruck zu verleihen. Eine kleine Showeinlage vor der Kasse und Herausforderung an die Nerven meiner Eltern. Also wurden Regeln aufgestellt und ich selbst wurde ein Meister in Regeln (aber das haben Deutsche vielleicht so im Blut). Für meine Partnerinnen war das jedenfalls immer ziemlich anstrengend und wenn sie sich dann von mir trennten, waren sie in meinen Augen natürlich die Bösen. Schließlich ging mir dann ein Licht auf: „Ah, es ist am besten, wenn nur ich mich an meine Regeln halten muss.“ Ich hörte auf zu erwarten, dass sich andere an die Regeln, die ich für mich aufgestellt habe, richten mussten und plötzlich wurde alles viel einfacher und entspannter.
Je weniger Regeln Sie haben, damit es Ihnen gut geht, um so besser ist es für Sie. Je weniger Sie von anderen Menschen oder Umständen abhängig sind, Ihnen ein gutes Gefühl zu bereiten, umso besser wird es Ihnen gehen. Wirklich gut fühlen wir uns nur, wenn wir das Richtige tun. Es ist der konsequente Versuch und das Bestreben das Richtige zu tun, sich selbstkritisch zu hinterfragen, zu reinigen und einhundert Prozent Verantwortung für sich zu übernehmen.
Gewaltverbrechen und andere furchtbare Dinge
Im ersten Zeitalter, in der Zeit der Reinheit
lebten die Dämonen auf anderen Planeten.
Im zweiten Zeitalter lebten sie fern auf der Erde.
Im dritten Zeitalter teilten wir unsere Städte und Dörfer
mit ihnen, und heute, im Zeitalter des Streites,
sind wir schon wie sie geworden.
Bhagavata Purana
Wie kommt es, dass Menschen andere Menschen quälen? Wie kommt es, dass andere Menschen jemanden töten, verfolgen und vernichten, vergewaltigen, versklaven, überfallen, ausrauben? Wie kommt es, dass Menschen in andere Länder ziehen, die Naturbevölkerung betrügen, ihnen das Land wegnehmen und ihren Boden vergiften? Wie kommt es, dass Menschen, die Kinder und Enkel haben, die Erde ausbeuten, die Meere, die Luft und das Wasser vergiften?
In der Bhagavad-gita, dem Gesang Gottes und ersten therapeutischen Gespräch der Weltgeschichte, gibt Krischna dem großen Bogenschützen Arjuna auf diese Frage folgende Antwort: „Mein lieber Freund, es sind die Begierden, die unersättlichen Wünsche, der alles verschlingende Feind des Menschen, dass der Mensch wie wider Willen handelt.“ 20
Die Bhagavad-gita gilt neben der Bibel und dem Koran als die bedeutendste spirituelle Schrift. Sie beschreibt achtzehn Yoga-Pfade. Das Wort Yoga bedeutet Verbindung. Ziel des Yoga ist es, das Individuum wieder mit seinem höheren Selbst zu verbinden. Das kann auf verschiedene Art und Weise geschehen, z. B. durch den Intellekt (Raja-Yoga), durch selbstloses soziales Engagement (Karma-Yoga), Übungen, die das Physische überwinden sollen (Hatha- bzw. Astanga-Yoga) und viele mehr.
Das Ziel der Yoga-Wege ist Liebe und Hingabe zu erlangen. Auf diesem Weg zum Ziel gilt es sechs Feinde zu überwinden: die unersättlichen Wünsche, den Zorn, die Gier, die Irregeführtheit (Illusion), den Stolz und den Neid. Diese Feinde hindern den Menschen daran, sich mit seinem höheren Selbst und mit Gott zu verbinden. Ohne diese Verbindung mit dem Göttlichen irrt der Mensch umher und sucht in allen Winkeln der Welt nach der Erfüllung seiner Wünsche, ohne jemals wirklich gesättigt zu sein.
Wenn Gewaltverbrechen geschehen sind, ist es schwer zu vergeben und zu verzeihen. Es ist fast unmöglich zu vergessen, und viel therapeutische Arbeit ist nötig, um die seelischen Wunden zu heilen. Selbst nachfolgende Generationen leben dann unter einem dunklen Stern der Verbrechen ihrer Väter. Die Weltgeschichte ist voll von Beispielen. Vergebung muss sich deshalb auch auf die Verbrechen unserer Ahnen beziehen. Die Energie des Leides wirkt durch Raum und Zeit und manifestiert sich in Schulbüchern, Diskussionen um Wiedergutmachung viele Generationen später und in sozialen Spannungen. Die Gewaltverbrechen der Vergangenheit sind präsent in ökologischen Katastrophen, in Schuldgefühlen, die in der Familiengeschichte an die Kinder weitergegeben wurden und im Zellgedächtnis bzw. in den Genen.
„Bitte verzeihe mir“ bedeutet deshalb, bitte verzeihe alles Leid, das ich und meine Ahnen dir und deiner Familie bewusst oder unbewusst angetan haben. Es tut mir leid und ich bitte um Befreiung von der Fessel der Vergangenheit.
Ich
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