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Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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davon, ihm mittags an einem heißen Sommertag öffentlich durch das Londoner Gedränge zu folgen.
    In dieser Hinsicht irrte er allerdings.
    Sie werden es bereuen, wenn Sie Tolnbridge einen Besuch abstatten .
    Das wurde natürlich nicht näher erläutert, hatte aber etwas Sachliches an sich, das alles andere als vertrauenerweckend war. Er bemerkte mit leichter Verärgerung, die sich immer dann einstellt, wenn einem eine unbedeutende Illusion zerstört wird, daß Papier und Umschlag ausgefallen und teuer waren und die Schreibmaschine, nach den zahlreichen typographischen Eigenarten zu urteilen, leicht zu identifizieren wäre – vorausgesetzt, man wußte, wo man nach ihr suchen sollte. Er gab sich dem Trübsinn hin. Kriminelle sollten sich zumindest bemühen, den Anschein von Anonymität zu bewahren, und ihren Opfern nicht unlösbare Hinweise unter die Nase halten. Auch auf dem – dank der Gewissenhaftigkeit eines Postbediensteten – gut lesbaren Poststempel stand Tolnbridge; wie nicht anders zu erwarten.
    Das Telegramm, das er locker in der linken Hand hielt, flatterte zu Boden. Er hob es auf, schüttelte übertrieben den Schmutz ab und las es automatisch durch, vielleicht in der Hoffnung, den dünnen, wenig gehaltvollen Großbuchstaben des britischen Telegraphensystems ein Quentchen Bedeutung zu entlocken, das ihm bislang entgangen war. Dieser Tonfall gefühlloser Heiterkeit, so dachte er bitter, konnte von niemand anderem als dem Absender stammen. Der Text lautete:
    BIN IN TOLNBRIDGE WOHNE IM GÄSTEHAUS DER DIÖZESE GEISTLICHE GEISTLICHE GEISTLICHE ES WIMMELT NUR SO VON IHNEN KOMMEN SIE UND SPIELEN SIE DIE ORGEL IN DER KATHEDRALE ALLE ORGANISTEN SIND AUSSER GEFECHT GESETZT GRÄSSLICHE SACHE SO SCHLECHT WAR DIE MUSIK AUCH WIEDER NICHT KOMMEN SIE MÖGLICHST SOFORT BRINGEN SIE EIN SCHMETTERLINGSNETZ MIT BRAUCHE EINS TELEGRAFIEREN SIE MIR KOMME KOMME NICHT STELLEN SIE SICH AUF LÄNGEREN AUFENTHALT EIN
    GERVASE FEN
    Mit dem Telegramm war ein bereits bezahltes Antwortformular für maximal fünfzig Worte gekommen. Mit einer gewissen Genugtuung hatte Geoffrey es ausgefüllt: KOMME VINTNER – eine Genugtuung, die jedoch durch den Verdacht geschmälert wurde, daß Fen den Sarkasmus nicht einmal bemerken würde. So war Fen nun einmal.
    Und jetzt zweifelte er, ob er die Antwort überhaupt abgeschickt hätte, wenn der Telegrammbote nicht draußen vor der Tür gewartet hätte und er selbst nicht zu träge gewesen wäre, es später zur Post zu bringen. Die meisten unserer Entscheidungen, so sinnierte er, werden uns von der Faulheit aufgezwungen. Und natürlich hatte er zu dem Zeitpunkt seine sonstige Post noch nicht geöffnet … Es gab durchaus Entschädigungen. Der Tolnbridge-Chor war gut, und die Orgel, eine viermanualige Willis, eine der besten im Lande. Er erinnerte sich vage, daß sie ein Hornregister hatte, das wirklich wie ein Horn klang, ein wunderschönes Labialregister, eine prächtige Tuba, einen 32-Fußton im Pedal, der im tiefen Register ein rhythmisch pulsierendes Vibrieren durch das ganze Gebäude sandte und an den Nerven der Gläubigen zerrte … Aber reichte das als Entschädigung aus?
    Jedenfalls – seine mentale Moralpredigt ging weiter, während das Taxi um den Trafalgar Square brauste – eines stand fest: Er befand sich nun gegen seinen Willen in einem Konflikt von Recht und Un-Ordnung und dazu in erheblicher persönlicher Gefahr. Der Brief und das Telegramm zusammengenommen waren dafür Beweis genug. Worum es dabei ging, war eine andere Frage. Das Telegramm deutete an, wenn man die entsprechende Interpunktion hineinlas, daß irgendein Feind mit großer Entschlossenheit versuchte, die Kirchenmusik in Tolnbridge per Auszehrung abzuschaffen – was vermutlich der Grund dafür war, warum seine bevorstehende Ankunft soviel Unwillen auslöste. Doch das schien unwahrscheinlich, um nicht zu sagen grotesk. Die Organisten waren »außer Gefecht gesetzt« worden – was in aller Welt bedeutete das? Es deutete besorgniserregend auf Kampf und Gewalt hin – aber andererseits neigte Fen bekanntlich zur Übertreibung, und in Kathedralenstädten im Westen Englands treiben normalerweise keine Schlägerbanden ihr Unwesen. Er seufzte. Spekulationen waren sinnlos – er steckte mittendrin, und das, obwohl mindestens neun Zehntel seiner Schiffe verbrannt und der Rest offenkundig seeuntüchtig war. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als sich zurückzulehnen und auf das Schicksal und seinen klaren Verstand zu vertrauen,

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