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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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würde Ihrer reizenden Tochter gern den Garten zeigen.«
    »Den ganzen Garten?«, fragte Vater. Das Schutzgebiet erstreckte sich über eine Million Hektar der Sulci und umfasste auch ein für einen Schlepper gar nicht befahrbares Terrain.
    »Nur den Teil, den ich beaufsichtige«, erwiderte Casseia lachend.
    Und sie nahm mich auf eine ganz eigene, ganz persönliche Führung mit und behandelte mich wie eine Enkelin. Wie ihre Augen glänzten, als sie den Schlepper unterhalb einer Aquäduktbrücke abstellte. Wir schlossen unsere Helme, stiegen aus und blickten zu den riesigen, tiefroten Blütenblättern empor, die so breit waren, wie ich lang war. Sie rankten sich an einem Brückenpfeiler entlang, der dreißig Meter hoch in den blauschwarzen Himmel ragte. Die großen, glasartigen Reben voller Flüssigkeit zogen sich wie die Spannkabel einer Brücke über die Schluchten, Hügel und tiefen Täler. Wenn ihr zäher Zuckersirup ›abgemolken‹ war, konnte ein ausgewachsener Mann durch eine solche Rebe hindurchspazieren.
    »Mein Mann und ich haben zugesehen, wie die ersten Anzeichen uralten marsianischen Lebens zurückkehrten«, berichtete Majumdar.
    »Ich weiß«, erwiderte ich vorlaut. »Das hat man uns in der Schule erzählt.«
    »Das freut mich. Hast du mein Buch gelesen?«
    »Aber klar doch!«
    Sie wandte den Blick ab und schüttelte bedächtig den Kopf. »Wunderbare Blumen, aber fast alle nutzlos. Ihnen fehlen die Dienste der Gleitbienen … Aber sie sind hübsch, nicht?«
    Das bestätigte ich.
    »Nun, die Roboter bestäuben jedes Jahr ein paar. Und ich darf die Früchte ernten und verkaufen und essen, was ich selbst essen will. Eine Frucht langt bei mir für ein ganzes Jahr.«
    Sie führte mich zu einem breiten Pfeiler hinauf und legte meine behandschuhten Finger gegen die feste, tiefgrüne Oberfläche. »Dies wird überdauern«, bemerkte sie. »Sie sind über eine halbe Milliarde Jahre alt, weißt du. Und diese hier sind fast noch Babies.«
    Jahre nach Casseia Majumdars Tod stattete ich den Skulpturen und der Gedenktafel einen Besuch ab. Das Denkmal stand unter freiem Himmel auf einer flachen, steinigen Ebene in der Nähe der Mars-Universität Sinai.
    Die Gedenktafel befindet sich am Fuße der Skulpturen von Ti Sandra Erzul, Casseia Majumdar, Charles Franklin und der übrigen Olympier. Casseia Majumdars Skulptur zeigt sie, wie sie mit angespanntem Gesichtsausdruck – so als sei sie bestürzt oder ratlos – und ausgestreckter Hand einen Schritt nach vorn tut.
    Auf der Gedenktafel stehen all ihre Namen und die Inschrift:
     
    Euch allen,
    durch deren Hilfe wir hier angekommen sind,
    auf dass wir
    wie die Blumen unter dem freien Himmel
    in Freiheit unter der neuen Sonne reifen.
     
    Während ich die Inschrift las, wurde der Boden von einem kleinen Marsbeben erschüttert. Ich geriet aus dem Gleichgewicht. Aber die Skulpturen schwankten nicht.
    Und der Himmel leuchtete in noch tieferem Blau.

ANHANG

K URZE N ACHBEMERKUNG ZUM ›B ELL -K ONTINUUM ‹
     
    Das von Greg Bear in ›Heimat Mars‹ häufig zitierte ›Bell-Kontinuum‹ bezieht sich auf einen konzeptionellen Durchbruch in der Quantenphysik, den 1964 Experimente des nordirischen Physikers John Bell am Genfer Forschungszentrum CERN brachten (Bell-Paradoxon; Bell-Theorem). Eine ausführliche Darstellung dieser Experimente würde den Rahmen dieses Anhangs sprengen. Die möglichen Konsequenzen des ›Bell-Paradoxons‹ werden in einer auch für Nicht-Physiker nachvollziehbaren Weise in einem Buch des Wissenschaftspublizisten John Gribbin erörtert (Auf der Suche nach Schrödingers Katze – Quantenphysik und Wirklichkeit, Piper, München 1987, Kapitel 10).
    Darin heißt es u.a. (S. 245/246): »Nach den Ergebnissen dieser Versuche bleiben Teilchen, die irgendwann einmal in einer Wechselwirkung zusammen waren, in einem gewissen Sinne Teilchen eines einzigen Systems, das insgesamt auf weitere Wechselwirkungen reagiert. Praktisch alles, was wir sehen und anfassen können, besteht aus Anhäufungen von Teilchen, die mit anderen Teilchen irgendwann einmal in Wechselwirkung standen, bis hin zurück zum Urknall, mit dem das Universum, wie wir es kennen, entstanden ist. Die Atome in meinem Körper bestehen aus Teilchen, die sich in dem kosmischen Feuerball einst dicht an dicht mit anderen Teilchen drängten, die jetzt Bestandteil eines fernen Sternes sind, und auch mit Teilchen, die vielleicht den Körper eines Lebewesens auf einem fernen, noch unentdeckten Planeten bilden.

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