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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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gesteckt.
    Ich verbrachte viel Zeit damit, von Siedlung zu Siedlung zu fliegen, die Katastrophengebiete zu besuchen, so gut ich es vermochte Trost zu spenden und mich mit den neuen, feindselig gesinnten Ausschüssen zu treffen. Jeder Marsianer war zum Flüchtling geworden, selbst wenn er immer noch ihre lebenslang vertrauten vier Wände um sich hatte.
    Und sie hatten Angst. In einer Siedlung nach der anderen fragten sie, wann wir heimkehren würden – heim ins Sonnensystem. Und als ich ihnen sagte: wahrscheinlich nie, weinten viele aus Wut und Verzweiflung.
    Einige unterstützten mich, aber es waren nicht viele.
    An der Oberfläche und darunter durchlitt der Mars eine Phase des Wahnsinns.
    Als das Wasser von den Nordhängen des Olympus herabströmte, Cyane Sulci überflutete und die Labors zerstörte, in denen mein Mann daran gearbeitet hatte, die Mutterkapseln zu neuem Leben zu erwecken, benutzte ich das letzte Regierungsflugzeug zu einer letzten Rundreise durch das Katastrophengebiet. Dandy und Stephen Leander begleiteten mich. Zuerst reisten wir zur Mars-Universität Sinai, übernachteten dort und tankten auf. Dann flogen wir weiter zu den Sulci.
    Irgend etwas innerhalb des gewaltigen Vulkans war zum Leben erwacht und hatte eine riesige unterirdische, mineralienhaltige Wasserader freigesetzt. Das Wasser, das aus den nördlichen Spalten drang, kochte, manches floss in die Sulci und überflutete eine Fläche von mehreren hundert Kilometern. Das Wasser stand dort mehrere Meter hoch. Als es auf uralten Treibsand und Schutt traf, setzte es große Mengen von Kohlendioxid und Stickstoff frei. Zischende Schlammseen sprudelten und schäumten auf, um schließlich zu erstarren. Wir flogen über dieses düstere, wolkenverhangene Gebiet und registrierten neue Inseln in diesen neuen Seen.
    Natürlich waren nur die südlichen Tiefebenen und Täler der Cyane Sulci überflutet. Aber das Labor hatte in einem solchen Tal gelegen. Inzwischen waren die schützenden Kuppeln zerstört, so dass jetzt vier Mutterkapseln offen unter dem neuen Marshimmel lagen.
    Wir trafen uns mit den Kollegen meines Mannes. Dr. Schowinski, Ilyas Assistent, empfing uns herzlich in der behelfsmäßigen Luftschleuse.
    »Das ist schon Ironie des Schicksals«, sagte Schowinski, während er Dandy, Leander und mich in ein kleines Zimmer führte, in dem Tee und ein schlichtes Mittagessen serviert wurden. »Wir verlieren die meisten unserer Gebäude und Tunnel, fast alle Kuppeln, und trotzdem … ist das Experiment ein Erfolg. Was Sie getan haben, liebe Frau Präsidentin, ist umstritten, aber aus meiner Sicht als Wissenschaftler kann ich nur sagen: Dankeschön!«
    Wir aßen schnell, danach führte uns Schowinski durch einen immer noch feuchten Tunnel zum Labor, in dem früher die Fossilien der Mutterkapseln für die Versuche in den Kuppeln präpariert worden waren. Die Mulden für die Kapseln waren leer. »Wir haben sie alle nach draußen verlegt«, erklärte Schowinski. »Wenn Ilya das doch hätte miterleben können!«
    Wir legten Schutzanzüge an und gingen ins Freie.
    Unter dem hellen Himmel, über den hohe Wolken aus Eiskristall zogen, hatte die Flut die schützenden Kuppeln zu Wällen aus glitzernden Trümmern zusammengeschoben. Die sorgfältig gepflegten Erdmulden waren überspült worden, tiefe Furchen und Rinnen waren zurückgeblieben, Innerhalb dieser Rinnen waren unter einer dünnen Raureifschicht, die sich jede Nacht neu bildete und bis zum Mittag verschwand, dicke braune, zwei bis drei Meter hohe Sprösslinge herausgeschossen. An ihren Spitzen hatten sich fächerförmige Blätter gebildet.
    Schowinski drängte mich zu einer etwa ein Meter tiefen Rinne. Er nahm meine Hand, die in Handschuhen steckte, und schlug damit gegen den Stamm eines Sprösslings, der aus vereistem, glasiertem Schleim herausragte. Der Schleim floss aus einer sechs Meter entfernt liegenden aufgeplatzten Mutterkapsel.
    »Zuerst kommen die Aquädukte«, sagte Schowinski. »Und dann folgen, wie wir annehmen, die anderen Formen. Zuerst kümmert sich die junge Ecos um ihre Wasserversorgung, dann versucht sie, ihre Blüte zu vollenden.«
    Aus einem hochgewachsenen Trieb, fünf Meter hoch und unten zwei Meter dick, waren vier fächerförmige Blätter herausgewachsen, die sich inzwischen im hellen Licht der neuen Sonne zu voller Breite entfaltet hatten. Im Schatten des größten Blattes verbarg sich eine durchsichtige grüne Kugel, so groß wie eine Wassermelone.
    Noch ehe Schowinski es mir

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