Heimat Mars: Roman (German Edition)
um das volle Maß der Verantwortung zu begreifen, um sie wirklich ernst zu nehmen. Und wir sind auch nicht schlau genug, um das in politische Vorteile oder Lobbyismus oder sonst was umzumünzen. Mein Einfluss reicht genau so weit wie meine Bücher. Wenn ich versuchen würde, ein Industriekapitän zu werden, würde das danebengehen. Die Leute würden sofort was riechen und sagen: Sie sind ein Künstler, Sie sind kein Geschäftsmann. Machen Sie, dass Sie rauskommen, schreiben Sie lieber ein Buch! (lacht)
F: Stichwort Verantwortung für die Zukunft. Zukunftsperspektiven. Ich fand Ihren Roman The Forge of God schon äußerst bedrückend, als Leser spricht einen vieles sehr emotional an. Der Tod der ganzen Erde, der Tod naher Freunde … viel Hoffnung gibt’s darin eigentlich nicht. Als ich dann die Fortsetzung Anvil of Stars (Der Amboss der Sterne) las, war ich Ihnen regelrecht dankbar, dass Sie der Menschheitsgeschichte doch noch ein weiteres Kapitel zugestehen …
A: Ja, ich habe die große Hoffnung, dass wir als Menschheit überleben. Ich glaube daran, dass wir stärker werden, uns entwickeln. The Forge of God ist eine Geschichte, die warnt. Eine Geschichte mit der Absicht, ein bestimmtes Denkschema bei Leuten aufzubrechen. Eines dieser Denkschemata besteht in der Auffassung, das äußere Universum sei so weit weg, dass es uns gar nicht berühren könne. Das stimmt aber nicht. Die jüngste Kometenexplosion auf Jupiter hat manchen Leuten wirklich die Augen geöffnet. Ein großer, massiver Körper hat ein noch größeres Objekt getroffen. Wenn dieser Komet die Erde getroffen hätte, dann säßen wir jetzt nicht hier. Es war so, als gucke man dabei zu, wie das Haus des Nachbarn zu Schutt und Asche verbrennt. Plötzlich merkt man: O, auch mein Haus könnte ja Feuer fangen. The Forge of God führt das als Beispiel nur weiter aus. Es machte mir auch Spaß, mit einigen Ideen einfach herumzuspielen und sie bis zum Letzten durchzuziehen, bis zum Tod der Erde.
Solche Gedankenspiele haben David Brin und ich einmal vor vielen Jahren durchgeführt. Ausgangsfrage: Also, warum haben sie uns denn nicht besucht, wenn sie da draußen sind? Antwort: Na ja, vielleicht leben wir in einer Nachbarschaft, die nicht gerade zu Besuchen reizt, vielleicht leben wir ja wirklich in einem Slum. Aber andererseits könnte ja auch etwas ganz anderes vorgehen. Mir kam sofort die Idee, die galaktische Interaktion von Spezies als ein ökologisches System zu betrachten. Und egal, welches ökologische System man nimmt: Überall tobt ein grausamer Konkurrenzkampf unter und zwischen den Arten. Man braucht nur am Strand entlangzuwandern: Dort findet man alle Variationen der biologischen Kriegsführung. Eine Algenart vergiftet eine andere, um ihren Platz zu behaupten usw. Man muss sich nur vorstellen, man bewege sich auf der Grenzlinie zwischen zwei Algenarten. Beide setzen Gift ein, um einander zu bekämpfen. Wenn man das auf ein galaktisches Ausmaß überträgt … Das hat nichts mehr mit Doc Smith zu tun, da kommen keine Raumschiffe aus dem Hyperraum und blasen dich weg … so wie in Pearl Harbor oder so. Nein, es ist ganz anders. Im Grunde befinden wir uns, wie ich in dem Buch sage, in der Situation junger Vögel, die im Wald piepsen und nicht wissen, dass da draußen Raubtiere lauern. Das ist eine recht paranoide Sicht der Dinge. Andererseits basiert sie auf Beobachtungen von dem, was auf der Erde geschieht. Wir wissen nicht, was da draußen ist.
F: Jemand sagte heute in einer Podiumsdiskussion, er empfinde The Forge of God und Anvil of Stars als sehr materialistisch. Materialistisch im philosophischen Sinne, allerdings nicht dialektisch-materialistisch … Begründet hat er das vor allem mit der Abwesenheit eines Gottes in diesen Büchern. Würden Sie dem zustimmen?
A: Ich halte mich in dem Buch ans westliche Paradigma und sage: Ob Gott nun da draußen ist oder nicht, uns ist nichts davon bekannt, dass er auf einer regelmäßigen und rationalen Basis Verkehr mit den Menschen pflegt … Manche Leute beten, manche Leute bekommen auf ihre Gebete auch Antwort, aber die meisten nicht. Wenn man ganz ausdrücklich um Dinge bittet, bekommt man sie bestimmt nicht. In unserer religiösen Erziehung bringt man uns bei, dass man nicht um Geld und solche Dinge bitten darf. Ich habe das Gefühl, dass eine alltägliche Vorstellung von Gott unsere Erfahrung überschreitet. Ob Gott nun existiert oder nicht, auf mein tägliches Erdenleben hat das wenig Einfluss. Wenn
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