Heimat Mars: Roman (German Edition)
Dinge erst einmal in Gang gesetzt sind, kommen bei mir schon noch bestimmte mystische Haltungen vor. Aber wenn ich ein Buch wie The Forge of God schreibe, vermeide ich es, auf diesen Knopf zu drücken. Meine religiösen Auffassungen sind in einer Kriegssituation tatsächlich ohne jede Bedeutung. Beide Seiten behaupten, Gott stehe auf ihrer Seite, ›Gott mit uns‹ (er sagt es auf deutsch) Das ist doch völliger Unsinn. Wenn ich an unsere Situation im Universum denke, ist Gott kein Faktor. Aber Moral ist ein Faktor. Wenn Menschen an Gott glauben, hat das Auswirkungen darauf, wie sie sich auf dem Schlachtfeld verhalten. In bestimmter Hinsicht hat Gott also Einfluss auf unser soziales Verhalten. Und das versuche ich auch in The Forge of God darzustellen. Interessanterweise haben das einige Rezensenten begriffen, andere nicht. Die haben gedacht, ich versuche in dem Buch ein irgendwie verzerrtes Gottesbild unterzubringen. Nein, ganz und gar nicht. Ich rede über den Einfluss, den der Glaube an Gott auf bestimmte soziale Verhaltensweisen hat. Manchmal schwächt er die Menschen in The Forge of God. Wenn sie sich nicht umstellen können, wenn sie das Ausmaß der Ereignisse nicht begreifen, wenn sie alten Denkmustern folgen, die nicht länger aufrecht zu erhalten sind, dann sind sie ganz entscheidend geschwächt.
F: Wie der Demokratische Präsident der Vereinigten Staaten in diesem Buch …
A: Dass er Demokrat ist, heißt nicht, dass ich damit die Demokratische Partei kritisieren will. Ich glaube, aufgrund des Wahlprozesses hier kann es bei vielen amerikanischen Präsidenten vorkommen, dass ihre kulturelle Erziehung sie ernsthaft behindert. Bei uns hat immer noch ein Rest der alten Haltung des ›Jungen vom Lande‹ überlebt. Wir sind ja auch noch nicht so alt, nur zweihundert Jahre. Manche Dinge haben wir unglaublich gut gemeistert, aber wir leben isoliert und irgendwie behütet und haben es eigentlich immer recht gut gehabt. Wir haben nie erlebt, was Europa erlebt hat. Wenn man eine europäische oder britische Buchhandlung betritt, dann besteht der Laden zu zwei Dritteln aus historischen Büchern. Ein amerikanischer Buchladen besteht zu zwei Dritteln aus aktuellen Bestsellern, alle stammen aus den letzten fünf Jahren …
F: … und viele davon aus der Feder von Greg Bear …
A: (lacht). Nein, leider nicht, nur ein paar. – Und wir wissen einfach nicht, was zu tun ist. Die Europäer dagegen glauben es zu wissen. Sie sind darin erfahren, es unter Beweis zu stellen. Europa hat in den letzten sechzig Jahren ein ungeheures Trauma durchlebt. Während des Ersten und Zweiten Weltkriegs haben manche Länder wirklich das durchlebt, was ich The Forge of God, die ›Schmiede Gottes‹, nenne. Die Vereinigten Staaten haben ihre Ilias während des amerikanischen Bürgerkrieges erlebt. Danach haben wir unsere Truppen nach Übersee geschickt und niemals mehr einen Krieg auf diesem Boden ausgetragen.
F: Sie haben, wie ich weiß, großes Interesse an dem, was in Europa geschieht. Lesen Sie auch viele europäische Schriftsteller? Wie Sie sagten, umfasst Ihre Bibliothek ja mehr als 20.000 Bände.
A: Ja, und ich lese immer 4.000 gleichzeitig (lacht). Nein, im Augenblick lese ich wieder einmal Krieg und Frieden und ein wunderbares Buch mit dem Titel The Market Revolution, das Oxford Press veröffentlicht hat. Es handelt von den Vereinigten Staaten während der Zeit Jacksons, von 1815 bis in die 1830er Jahre. Ich lerne dabei eine Menge über das, was im Moment in der amerikanischen Politik passiert. Den Europäern ist die zyklische Natur der Dinge ziemlich bewusst. Das, was wir tun, fällt immer wieder auf uns zurück. Was in der Jackson-Ära geschah, ähnelt dem, was im Augenblick in unserer Politik passiert. Ich habe viel über Amerika gelernt, indem ich mich seiner Vergangenheit zugewandt habe. Und die Jackson-Ära ist eine besonders interessante Zeit. Ich benutze das alles übrigens in meinem nächsten Buch, Country of the Mind. Ich arbeite darin sehr sorgfältig den Kampf zwischen den konservativen und den liberalen Kräften aus. Und ich fürchte, ich werde den Konservativen darin wirklich einige Prügel verpassen. Diesmal wirklich. Ich bin wirklich wütend. Mich regt wirklich auf, was derzeit in der amerikanischen Politik passiert.
F: Können Sie das ein bisschen erläutern? Spezifizieren?
A: Na ja, zunächst bin ich mal sauer auf die Demokraten, weil die meisten von ihnen keine Science Fiction lesen. Die Republikaner,
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